Prävention und Aufklärung
Neuer Meldebutton für antisemitische Vorfälle im Sport

Seit die Hamas am 7. Oktober Israel überfallen hat, gibt es auch in Deutschland vermehrt antisemitische Vorfälle. Auch der Sport ist davon nicht ausgenommen. Umso relevanter könnte jetzt ein lange geplantes Projekt werden – mit einem neuen Meldebutton können antisemitische Vorfälle im Sport auch online gemeldet werden.

Von Victoria Reith |
Fans von Mainz 05 halten ein Banner gegen Antisemitismus (Archiv).
Fans von Mainz 05 halten ein Banner gegen Antisemitismus (Archiv). (IMAGO / Hartenfelser / IMAGO / Peter Hartenfelser)
Ein roter Punkt mit der Skizze einer Trillerpfeife als digitaler Meldebutton auf Websites. Er soll nicht weniger als ein Meilenstein im Kampf gegen Antisemitismus sein - so benennt es Benjamin Steinitz, der Geschäftsführer der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus RIAS. Alle Sportverbände und Sportvereine könnten mit der Einbindung des Meldebuttons nun auf Worte auch konkrete Taten folgen lassen, sagte er bei der Vorstellung des Projekts in Dortmund:
„In vielen gesellschaftlichen Bereichen, insbesondere aber auch im Fußballkontext ist die Beschimpfung ‚Jude‘ die größtmögliche Schmähung. Jemanden als Juden zu beschimpfen transportiert eine Vielzahl negativer Zuschreibungen.“

Dunkelziffer verringern

Der neue digitale Knopf, den jeder Verein oder Verband auf der eigenen Webseite einbinden kann, soll dazu beitragen, die Dunkelziffer zu verringern. Die Meldebutton-Initiatoren verweisen auf eine Studie, der zufolge nur etwas mehr als die Hälfte der Antisemitismus-Vorfälle an die Vereine gemeldet werden. Vorhandene Melde- und Unterstützungsangebote seien oft nicht bekannt oder Vorkommnisse würden heruntergespielt oder nicht als Antisemitismus eingeordnet. Wird ein Vorfall über das Online-Formular gemeldet, wird er künftig von zentralen RIAS-Recherchestellen geprüft und verifiziert. Die betroffene Person soll dann bei der Aufarbeitung unterstützt werden.
Der Meldebutton für antisemitische Vorfälle wurde in Dortmund vorgestellt.
Das neue Instrument solle aber niemanden an den Pranger stellen, sondern im besten Fall sogar präventiv wirken, betont der Präsident von Makkabi Deutschland, Alon Meyer:
„Manchmal ist es nicht die richtige Reaktion, den Spieler dann sechs Monate zu sperren, sondern ihn vielleicht für dieses Thema zu sensibilisieren, ihn abzuholen, ihn vielleicht auf unsere Vergangenheit, unsere Verantwortung vor allem – nicht auf unsere Schuld, die ist längt geklärt, aber auf unsere Verantwortung zu sensibilisieren. Das ist unser Ansinnen.“

Über Antisemitismus aufklären

Vielen Akteurinnen und Akteuren im Sport fehle einfach ein sicherer Umgang mit Antisemitismus, sagt Luis Engelhardt vom Präventionsprojekt Zusammen1 des Zentralrats der Juden und Makkabi Deutschland. Dabei handle es sich um mehr als Hakenkreuzschmierereien oder Beschimpfungen. Es gehe auch um antisemitische Welterklärungsmodelle.
„Und da müssen wir aufklären drüber. Nur wenn ich verstehe, was hat Antisemitismus auch mit mir selbst und mit meinem Verein und mit meinem Umfeld zu tun, dann kann ich wirksam dagegen vorgehen.“
Der Meldebutton ist schon lange in der Planung – also schon vor dem 7. Oktober, an dem die Hamas Israel überfallen hat. Die Initiatoren hoffen nach dem Start auf möglichst viel Beteiligung. Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund hat bereits angekündigt, den Button in seine digitalen Angebote einzubinden.