Donnerstag, 18. April 2024

Archiv

Sport und Menschenrechte
Bundestagsausschuss hört Sport-Sachverständige

Sport und Menschenrechte - das sollte eigentlich immer zusammenpassen. Tut es aber nicht. Dafür reicht ein Blick zurück auf die Olympischen Spiele in Peking oder ein Ausblick auf die Fußball-WM in Katar. Ein Bundestagsausschuss hat sich mit dem Thema Sport und Menschenrechte befasst.

Von Benedikt Kaninski | 11.05.2022
Eine Überwachungskamera unter dem Tribünendach im Al-Bayt Stadium in Doha
Überwachungskamera im Al-Bayt Stadium in Doha - Amnesty International beklagt ausbeuterische Arbeitsverhältnisse bei Sicherheitsfirmen in Katar (AFP)
"Das waren zwei Wochen Knast mit Freigang. Permanente Videoüberwachung und bis zum Erreichen meines Ziels, was in der Regel die Wettkampfstätte war, hatte man bis zu fünf sechs Überprüfungen", berichtete Friedhelm Julius Beucher, der Präsident des Behindertensportverbands, gleich zu Beginn der Sitzung. Die Paralympics in China seien mit ihrer permanenten Überwachung und Einschränkung eine klare Verletzung der Menschenrechte gewesen. Und so könne es nicht weitergehen.

Human Rights Watch-Direktor Wenzel Michalski

Human Rights Watch-Direktor Wenzel Michalski war derselben Meinung, als er den Blick auf die Fußball-Weltmeisterschaft nach Katar richtete: "Dass die Verbände, FIFA und IOC den eigenen Mitgliedern den eigenen Athletinnen und Athleten so etwas zumuten, ist doch eine unglaubliche Frechheit, das darf nie wieder passieren."


Ähnlich positionierten sich auch die anderen Sachverständigen bei der Anhörung des Menschenrechtsausschusses. Aber wie kann man die Menschenrechte auch im deutschen Sport schützen? Die Einrichtung von Meldestellen, diplomatische Bemühungen bei den großen Spitzensportverbänden und einen Menschenrechtskatalog auch für den kommunalen Sport waren nur einige der Vorschläge der Sachverständigen.

Maximilian Klein von Athleten Deutschland fordert Meinungsäußerungen ohne Angst vor Repressalien

Maximilian Klein von Athleten Deutschland fügte hinzu: "Die Athletinnen und Athleten selbst können sich äußern. Niemand muss sich äußern, aber alle müssen das Recht haben, sich äußern zu können und zwar frei und ohne Angst und Sorge vor Repressalien." Das gelte auch für Deutschland und mit der Ausrichtung der Europameisterschaft 2024 könne man zeigen, dass sportliche Großveranstaltungen frei von Menschenrechtsverletzungen möglich sind.
Die Verantwortung dafür liege nicht nur bei den Spitzensportverbänden, sondern auch bei der Politik, erklärte Wenzel Michalski. "Das ist die Aufgabe der Politik hier auch beim Sport ranzugehen und zu sagen: die Vergabe der großen Sportveranstaltungen in Zukunft muss streng gebunden sein an Menschenrechte. Wir verlangen das von der Industrie, dann können wir das von euch auch verlangen", betonte Michalski.

Einen ersten Schritt scheint die Politik mit der Anhörung der Sachverständigen getan zu haben.