Archiv

Sport in der Coronakrise
"Der Sport muss sich zuerst selber helfen"

Sportökonom Frank Daumann hält nichts von staatlichen Hilfen für den Sport. Zuerst müsse der Sport sich selber helfen, um aus der Krise zu kommen, sagte er im Dlf. Zudem bezweifelte er, ob Sportvereine überhaupt Anspruch auf staatliche Hilfen hätten, denn der Nutzen des Sports für die Gesellschaft sei zu gering.

Frank Daumann im Gespräch mit Marina Schweizer |
Coronavirus: Spiel ohne Zuschauer in der Serie A in Italien.
Der Sport leidet extrem unter dem Coronavirus, die Rufe nach staatlichen Hilfen werden laut. (imago / LaPresse / Tanox Pecoraro)
Er sei nicht besorgt, dass sich die Sportlandschaft in Deutschland großartig verändern werde, sagte der Sportökonom Frank Daumann im Deutschlandfunk. Die Bundesregierung werde die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie bald aufheben und dann könne auch der Sport seinen gewohnten Gang nachgehen, ist sich der Wissenschaftler sicher.

Daumann reagierte dabei sehr verhalten auf staatliche Hilfe für den Profi-Fußball. "Ich glaube, dass der Profi-Fußball diese Krise ohne staatliche Hilfen überstehen kann."
Corona: Boxen fällt aus.
Wie Sportvereine Corona überstehen
Das Coronavirus hat große Auswirkungen auf den Sport in Deutschland. In unserer Serie "Motiviert bleiben" zeigen wir, wie Sportvereine mit dem Virus umgehen – und erzählen auch Ihre Geschichte!
"Der Fußball ist stark genug, um selber aus der Krise zu kommen"
So würden die Ticketeinnahmen der Bundesligisten nur 15 Prozent des Umsatzes ausmachen. Er vermute deswegen, dass ein Großteil der Erstligisten gut mit Geisterspielen, also Spielen ohne Zuschauer, auskommen könne. Der Fußball sei stark genug, um selber aus der Krise zu kommen und keinerlei staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Viel mehr seien die Vereine auf die nächste Rate der Medienpartner angewiesen, die Anfang Mai gezahlt werden müsste. Eine Grundlage ist dafür aber die Durchführung der Bundesliga mit Geisterspielen, damit die Vereine ihren Teil des Vertrages einhalten könnten, sagte der Sportökonom von der Universität Jena. Deswegen drängen die Deutsche Fußball-Liga, aber auch viele Vereine auf die zügige Fortführung des Spielbetriebs.
"Wem nützt es denn, wenn ich Sport treibe?"
Als weiteres Mittel hätten die Vereine auch die Möglichkeit Kurzarbeit zu beantragen. Hier habe der Fußball dieselben Möglichkeiten, wie andere Unternehmen. Dies würde helfen, um die Kosten zu senken.

Daumann stelle es in Frage, ob Sportvereine und Sportunternehmen staatliche Hilfen beantragen sollen dürften. Denn er bezweifelte, welchen Nutzen Sportvereine für die Gesellschaft haben. "Wem nützt es denn, wenn ich Sport treibe? Ich bin doch in erster Linie der Nutznießer. Ist da die Notwendigkeit für eine staatliche Förderung? Ich würde sagen, nein!"
Aus seiner Sicht seinen zu erst die Mitglieder gefragt, um den Vereinen durch Spenden zu helfen. Zudem sehe er auch die UEFA, FIFA und IOC in der Pflicht, den Vereinen, nationalen Ligen und Verbänden zu helfen. Den die internationalen Sportverbände könnten durch ihre Wettbewerbe enorme Einnahmen generieren. Der Sport unterliege dem Subsidiaritätsprinzip und müsse sich zuerst selbst helfen, bevor der Staat eingreife.
Coronavirus