Donnerstag, 25. April 2024

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"Sport vernetzt"
Alba Berlin will Vereine, Schulen und Kommunen zusammenbringen

Der Basketball-Club Alba Berlin, der schon in der ersten Hochphase der Pandemie, als alle Sporteinrichtungen geschlossen waren, mit "Albas täglicher Sportstunde" viele Kinder zum Sportmachen animiert hat, arbeitet daran, die Strukturen vor Ort zu verbessern – das Konzept heißt „Sport vernetzt“.

Tommy Wheeler im Gespräch mit Jessica Sturmberg | 25.06.2022
Ein Trainer zeigt den Kindern Übungen mit dem Hula-Hoop-Reifen.
Die Initiative "Sport vernetzt" bringt Kinder zusammen. (Florian Ullbrich)
Jessica Sturmberg: Wie funktioniert "Sport vernetzt?"
Tommy Wheeler: Ökonomisch betrachtet wie ein Beratungsunternehmen. Aus der sozialen Perspektive agiert Alba Berlin auf einem Marktplatz der Erfahrungen und Ideen gemeinsam mit allen Sportvereinen, die sich an den deutschen Basketballmeister wenden. Bisher zum Beispiel Brose Bamberg aus der Basketball-Bundesliga und Werder Bremen, dem Rückkehrer in die Fußball-Bundesliga - dazu viele Amateurclubs. Das passiert zunächst über einen Anruf oder eine Mail. Und dann nehmen Albas Vize-Präsident Henning Harnisch und sein Team Kontakt mit dem Interessenten auf.
Dass heißt, der ehemalige Basketball-Profi fährt allein oder mit Kollegen zu dem betreffenden Verein, führt ein erstes Gespräch, und dann gibt es irgendwann eine erste Veranstaltung bei der man sich vorstellt und dann versucht loszulaufen. Will heißen, man kontaktiert Lokalpolitikerinnen und Politiker, Ämter, Kitas, Schulen, soziale Träger, wobei Alba mit seiner Expertise immer mit Rat und Tat zur Seite steht, aber natürlich auch die anderen Klubs, die schon dabei sind.
Henning Harnisch, Vize-Präsident des Basketball-Bundesligisten ALBA Berlin, steht am 19.08.2014 vor dem Brandenburger Tor in Berlin.
Henning Harnisch, Vize-Präsident des Basketball-Bundesligisten ALBA Berlin, steht am 19.08.2014 vor dem Brandenburger Tor in Berlin. (picture alliance / dpa / Andreas Schwarz/Kinder+Sport )
Sturmberg: Zu diesem Konzept braucht es viele Akteure, die mitmachen, wie steht es um die Offenheit gerade von Seiten der Kommunen und Schulen?
Wheeler: Es kommt immer auf die Position und Akzeptanz der Vereine in ihrer Region und Kommune an. Aber ich habe zum Beispiel mit der Aelteren Casseler Turngemeinde von 1848 gesprochen und die haben im Raum Kassel einen sehr hohen Bekanntheitsgrad. Ein Mehrspartenverein, der gut vernetzt ist, aber auch immer wieder in der Öffentlichkeit auftritt, beispielsweise bei Familiennetzwerktreffen, Stadtteilarbeitskreisen und anderen Anlässen. Bedeutet: die Vereine müssen natürlich auch proaktiv sein. Inzwischen arbeitet der Verein wie Alba in Berlin mit zahlreichen Kitas und Schulen zusammen.

Bisher 17 Standorte

Sturmberg: Alba Berlin ist ein Berliner Club, und seit Jahren bekannt für sein Engagement vor allem in sozial benachteiligten Stadtvierteln, das ist ein Konzept, das Schule machen soll, wo gibt es das denn schon?
Wheeler: 17 Standorte gibt es bisher deutschlandweit, drei davon in Berlin. Aber da es die Initiative erst ein gutes Jahr gibt, wird sie sicherlich noch wachsen. Da ist definitiv etwas entstanden, was Igor Riyabinin, Albas Leiter für Soziales und Nachhaltigkeit, der das Projekt mitentwickelte, mir gegenüber als eine neue Sportidee für Deutschland umschrieben hat. Unter dem Titel: „Wie gelingt der Einstieg in den Sport?“ mit dem Ziel des Sportbürgers, also dem lebenslangen Sporttreiben. Freiwillig versteht sich.
Dafür steht Albas Vizepräsident Henning Harnisch, dem keine Reise zu weit ist, um dieses Projekt bekannt zu machen beziehungsweise bei verantwortlichen Personen darauf aufmerksam zu machen. Übrigens auch mit dem Ansatz mit sozialen Trägern, die den Sport für ihre Arbeit nutzen, sich zu vernetzen und zu koordinieren.
Sturmberg: Und das Ganze ist nicht nur für die junge Generation, also Kinder und Jugendliche, sondern das soll alle Altersgruppen umfassen?
Wheeler: Diese Projekt soll sich an Kinder und Jugendlich vor allem wenden. Aber es ist nicht so, dass man nur mit Sportvereinen zusammenarbeiten möchte, sondern auch mit Sportbünden, mit Kitas, mit Schulen vor Ort und mit vielen anderen sozialen Trägern auch. Man möchte letzendlich ein großes Projekt insgesamt für Deutschland aufsetzen, wo möglicherweise auch eines Tages der DOSB ins Spiel kommen könnte, der sich ja in erster Linie um den Spitzensport kümmert.
Also man hat eine Vision bei Alba, die hat man ja schon seit längerem. Und dass ist das was man möchte: In den nächsten Jahren dieses Projekt "Sport vernetzt" zu einer großen Idee für den Breitensport in Deutschland zu machen.