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Sportgroßveranstaltungen
"Olympische Spiele würden Deutschland gut stehen"

Eine nationale Strategie für Sportgroßveranstaltungen, wie sie die Bundesregierung erarbeitet, ergebe auch ohne Olympia-Bewerbung Sinn, sagte der CSU-Politiker Stephan Mayer im Dlf. Solche Veranstaltungen seien auch für die Gesellschaft wichtig. Doch wie will man skeptische Bürger überzeugen?

Stephan Mayer im Gespräch mit Marina Schweizer | 29.02.2020
Die Olympischen Ringe.
Eine Rhein-Ruhr-Bewerbung für die Olympischen Spiele 2032? (imago sportfotodienst)
Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 oder die Handball-WM der Männer 2007, als Deutschland in Köln zum dritten Mal nach 1938 und 1978 den Titel holte, dürften Sport-Fans noch bestens in Erinnerung sein. Doch gegen Olympia votierte die befragte Bevölkerung in Deutschland zuletzt zwei Mal mehrheitlich. Inzwischen gibt es neue Olympia-Pläne, diesmal von einer Privatinitiative für das Jahr 2032 an Rhein und Ruhr. Solche Sportgroßveranstaltungen seien für Deutschland wichtig, sagte der CSU-Politiker Stephan Mayer im Deutschlandfunk. Er ist parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium und ist Teil einer Leitungsrunde, die bis Ende des Jahres eine nationale Strategie für Sportgroßveranstaltungen erarbeiten will.
Sportveranstaltung könne gespaltene Gesellschaft einen
Mayer ist, wie auch sein Chef Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), überzeugt, dass Deutschland häufiger als in der Vergangenheit Austragungsort von Sportgroßveranstaltungen sein sollte. "Gerade in unserer heutigen Zeit, in der die Gesellschaft auseinanderdriftet, sich stärker polarisiert, auch die Fliehkräfte eher zunehmen, können gerade Sportgroßveranstaltungen mit dazu dienen, eine Gesellschaft wieder zusammenzuführen, hinter dem Sport zu vereinen und damit auch die Identität mit dem Land mit uns allen auch wieder zu stärken", sagte der CSU-Politiker.
Menschen gehen am 23.06.2014 in Berlin am Olympiastadion vorbei.
Deutschland sucht eine Strategie
Deutschland will in Zukunft auf Großveranstaltungen im Sport setzen. Das Bundesinnenministerium und der Deutsche Olympische Sportbund veröffentlichten nun ein Grobkonzept für eine Strategie. Vom Nutzen solcher Veranstaltungen scheint man überzeugt.
Mit Blick auf das von Bundesinnenministerium und DOSB vorgelegte 23-seitige "Grobkonzept" sagte er: "Mit dieser nationalen Strategie wollen wir einen Instrumentenkasten zusammenbauen, der es den Sportfachverbänden in Zukunft noch besser ermöglicht, sich erfolgreich für Sportgroßveranstaltungen zu bewerben und dies auch besser zwischen den einzelnen Sportarten abzustimmen."
Die Bürger mitnehmen und vom Mehrwert überzeugen
Allerdings ist dies in der jüngeren Vergangenheit insbesondere bei Olympia nicht gelungen - das haben auch die gescheiterten Olympiabewerbungen in Hamburg und München gezeigt. Denn die Bevölkerung ist skeptisch gegenüber solchen Großveranstaltungen. Und genau da will Mayer ansetzen: "Wir müssen die Bevölkerung von Anfang an mitnehmen und sie davon überzeugen, dass es über das Ereignis hinaus auch einen Mehrwert gibt, für die Breitensportvereine und die Infrastruktur vor Ort."
Der CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer am 04.02.2015 auf der 9. Berliner Sicherheitstagung des Bundes Deutscher Kriminalbeamter in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz Berlin.
Stephan Mayer, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium (picture alliance / dpa / Gregor Fischer)
Der CSU-Staatssekretäre gestand jedoch ein, dass genau dies in der Vergangenheit offenkundig nicht geklappt habe. Heute in Zeiten von Klimastreiks beschäftigt die Gesellschaft vor allem auch die Frage: Können solche Großveranstaltungen nachhaltig sein? Mayer glaubt, ja. Region könnten sehr wohl gerade in puncto Nachhaltigkeit und Infrastruktur von einem sportlichen Großereignis profitieren.
Unterschiedliche Positionen und Meinungen miteinbeziehen
Als Beispiel nannte er die Olympischen Spiele 1972 in München. Der Olympiapark in München sei ein positives Beispiel für eine nachhaltige Nutzung von Sportstätten. Im Olympiastadion fänden jeden Sommer viele Konzerte statt. Mayer wies darauf hin, dass 2022 im Olympiastadion von 1972 die Leichtathletik-Wettbewerbe der European Championships stattfindenden werden.
In jüngster Vergangenheit hatten Kostenexplosionen und Gigantismus bei Olympischen Spielen in Sotschi (2014), Rio de Janeiro (2016) und für die Spiele in Tokio (2020) viel Kritik hervorgerufen. Auch Skepsis gegenüber großen Sportverbänden, wie dem IOC und der FIFA, spiegelt sich nach verschiedenen Skandale nicht nur in der medialen Berichterstattung.
Der CSU-Politiker machte auch deutlich, dass diese nationale Strategie, die Ende 2020 vorliegen soll, isoliert von einer konkreten Bewerbung für Olympische Spiele betrachtet werden solle. Sie könne dies aber zur Folge haben. Wichtig sei dabei, dass alle Beteiligten vom Deutschen Olympischen Sportbund über Wissenschaftler bis hin zu Umweltverbänden und insbesondere auch die Bundesländer in diesen Prozess mit einbezogen werden.