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Sportpolitik
Heiner Geißler kritisiert IOC und Fifa

Erst seit September ist Thomas Bach neuer IOC-Präsident – und sieht sich bereits heftiger Kritik ausgesetzt. Die neueste kritische Stimme gehört Heiner Geißler, früher CDU-Generalsekretär und selbst ein begeisterter Sportler. Er ging in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ziemlich hart mit Thomas Bach und dem IOC ins Gericht.

Von Julia Möckl |
    Das IOC sei ein „korrupter Altherrenklub“ und Thomas Bach müsse „endlich Ordnung schaffen“ - der 83-jährige Heiner Geißler wählte ziemlich deutliche Worte für seine Kritik am Internationalen Olympischen Komitee. Der Verband sei seiner Meinung nach zu Recht völlig in Verruf geraten, weil er die olympische Charta mit Füßen trete - zum Beispiel in Sachen Diskriminierung: Laut IOC-Charta dürfen nur Länder an Olympischen Spielen teilnehmen, in denen es keine Diskriminierung gibt. Staaten wie der Sudan oder Saudi-Arabien müssten also von den Spielen ausgeschlossen werden - weil Frauen dort keinen Sport treiben dürften. Dass solche Staaten nicht ausgeschlossen werden, zeige, dass die Charta nicht ernst genommen wird, „weil im IOC auch korrupte und bestochene Leute sitzen“, so Heiner Geißler wörtlich. Leute, denen Geld wichtiger sei als die Werte der eigenen Charta. Unter anderem deshalb hätten die Münchner eine Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2022 abgelehnt - und deshalb müsse der neue IOC-Präsident Bach in seinem Verband auch so bald wie möglich für Ordnung sorgen.
    Das IOC hätte laut Geißler auch verhindern müssen, dass in Sotschi Sportstätten unter Bedingungen moderner Sklaverei gebaut werden und die Olympischen Sommerspiele 2008 hätten niemals in Peking stattfinden dürfen. Die Vergabekriterien für sportliche Großveranstaltungen müssten dringend überarbeitet werden, so Geißler: Keine Olympischen Spiele mehr für Länder, die die Menschenrechte nicht respektieren.
    Aber nicht nur das IOC könnte und müsste mehr Einfluss nehmen auf einzelne Mitgliedsstaaten - auch gegen die Fifa teilte der ehemalige CDU-Generalsekretär kräftig aus: Zu Katar zum Beispiel hätte der Fußball-Weltverband sagen können: Entweder ihr respektiert die Menschen- und Frauenrechte - oder ihr bekommt keine Fußball-WM.