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Sportpolitik
WM 2006-Affäre beschäftigt Sportausschuss

Die dubiosen Vorkommnisse rund um die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sind nach wie vor auch Thema bei Berliner Sportpolitikern. Die Abgeordneten fordern weitere Untersuchungen, während der DFB nach der Vorstellung des Untersuchungsberichtes die Affäre am liebsten für beendet erklären möchte.

Von Robert Kempe | 16.03.2016
    Rechtsanwalt Christian Duve stellt die Ergebnisse der Untersuchung vor.
    Rechtsanwalt Christian Duve stellt die Ergebnisse der Untersuchung vor. (dpa / picture-alliance / Arne Dedert)
    "Im Rahmen der uns zur Verfügung stehenden Zeit haben wir alles aufgeklärt, was wir aufgrund der uns zur Zeit verfügbaren Daten aufklären konnten. Insofern sehe ich per heute unseren Auftrag auch tatsächlich als abgeschlossen an." So Christian Duve von der Kanzlei Freshfields. Der 360 Seiten umfassende Bericht seiner Kanzlei war aktuell Thema im Bundestagssportausschuss. Doch lässt der Bericht viele Fragen offen. Etwa die nach den Motiven für die Millionenzahlung von Beckenbauers Konto nach Katar oder was mit der Summe passierte.
    Die Anwälte stießen bei ihren Untersuchungen auf Vertuschung und Vernebelung. Zudem waren Daten gelöscht oder nicht auffindbar. Mehrere Ordner befinden sich bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft. CDU-Politiker Eberhard Gienger bringt daher weitere Untersuchungen ins Spiel. "Wenn die Staatsanwaltschaft diese Ordner beschlagnahmt hat, dann kann ich mir zumindest darunter vorstellen, dass da durchaus brisanter Stoff enthalten sein dürfte. Und ich bin gespannt darauf, wenn die Ordner freigegeben werden, was dann dort zu finden ist."
    Kann die EM 2024 kommen?
    Beim DFB vermittelt man seit der Präsentation den Eindruck, dass nun wieder alles in bester Ordnung sei. Man plant eine Bewerbung für die EM 2024. Kritik dafür gibt es von den Grünen. Özcan Mutlu. "Solange dieser Vorgang mit der Vergabe WM 2006 nicht aufgeklärt ist , solange da noch so viele Fragen im Raum stehen, würde ich es schon als sehr gewagt bezeichnen und würde auch es nicht gutheißen, wenn sich der DFB für 2024 bewirbt."
    Generell müsse die Politik bei der Bewerbung um Sportereignisse mehr auf die Verbände einwirken, meint die Sportausschussvorsitzende Dagmar Freitag. "Ich würde sagen, unmissverständlich klarmachen, dass wir erwarten, dass solche Bewerbungen im Rahmen rechtsstaatlicher Prinzipien ablaufen. Wenn man mir dann entgegnet: ohne bestimmte Goodies bekommt man so etwas nicht – dann müssen wir mal darüber reden, ob wir es dann lassen."
    Der DFB war bei der Sitzung im Bundestag abwesend. Für Ende April hat der größte Sportverband der Welt sein Kommen angekündigt.