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Sportsystem in Deutschland
Misshandlungen unter Nachwuchssportlern

Vor einem Jahr haben Übergriffe am Olympiastützpunkt Hamburg für Aufsehen gesorgt. Zwei jugendliche Nachwuchssportler sollen einen minderjährigen Athleten malträtiert haben. Der Fall landete bei der Staatsanwaltschaft. Jetzt gibt es eine neue Entwicklung.

Von Andrea Schültke | 28.02.2018
    Ein Kind streckt die Hand zur Abwehr nach oben.
    Ein Kind wehrt sich gegen Gewalt - Symbolbild (imago)
    Eine Jugendrichterin am Amtsgericht Neumünster hat das Verfahren gegen einen der beiden beschuldigten Sportler eingestellt. Das hat die zuständige Kieler Staatsanwaltschaft auf Anfrage des Deutschlandfunks bestätigt. Zu den Gründen sagte Pressesprecher Axel Bieler:
    "Nach Auffassung des Gerichts war eine Ermahnung hier ausreichend, da der Angeklagte sich einsichtig gezeigt hat und nach Auffassung des Gerichts mit den Folgen der Tat außergerichtlich schon genug bestraft sei."
    Körperverletzung, Nötigung und Freiheitsberaubung
    Die Vorwürfe sah das Gericht laut Bieler als erwiesen an. Es setzte offenbar auf einen Lern- und Erziehungseffekt bei dem ehemaligen Angeklagten – und verzichtete auf härtere Maßnahmen, die über die Ermahnung hinausgehen.
    Im Dezember 2016 hatte die Staatsanwaltschaft Kiel gegen den damals 19-jährigen Internatsschüler des Olympiastützpunktes Hamburgs Anklage erhoben. Die Vorwürfe: Körperverletzung, Nötigung und Freiheitsberaubung eines 14-jährigen Nachwuchsleistungssportlers, den er offenbar unter anderem in einem Karton eingesperrt hatte.
    Diskussionen um Kinderschutz im Sportsystem
    "Nach unseren Erkenntnissen hat der Angeklagte sich in diesem Verfahren geständig gezeigt. Er sieht sein Fehlverhalten ein", so der Sprecher der Staatsanwaltschaft.
    An den Taten soll auch ein weiterer, jugendlicher Sportler beteiligt gewesen sein. Hier hatte die Staatsanwaltschaft Lübeck die Ermittlungen aufgenommen. Zum aktuellen Stand dieses Verfahrens ist bisher nichts bekannt.
    Die Bild-Zeitung hatte die Misshandlungsvorwürfe am Olympiastützpunkt Hamburg vor etwa einem Jahr öffentlich gemacht. Die Vorfälle hatten für viele Diskussionen gesorgt - auch über den Kinderschutz im Sportsystem in Deutschland.