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Springer-Bilanz
Döpfner: "Digital ist in diesem Unternehmen alles"

Gerade erst ist mit der Münchner "Abendzeitung" ein weiteres Traditionsblatt Opfer der Zeitungskrise geworden, da veröffentlicht der Springer-Verlag seine neue Bilanz. Unter Konzernchef Mathias Döpfner hatte das Haus zuletzt die Wende zum Digitalen angetreten.

Von Dieter Nürnberger | 06.03.2014
    "Soviel Veränderung war nie" - fasst Springer-Konzernchef Mathias Döpfner die Bilanz des Medienkonzerns für 2013 zusammen. Ein Unternehmen im Transformationsprozess, welcher einen weiteren Umbau des rückläufigen Printgeschäfts vorsieht - und auf eine beschleunigte Digitalisierung setzt. Der Springer-Verlag verlagert sein Geschäft somit stärker in das Internet, als andere führende Medienunternehmen und musste dafür im vergangenen Jahr einen Gewinnrückgang verkraften. So lag das Ergebnis vor Steuern um neun Prozent niedriger als im Vorjahresvergleich, was vor allem den Investitionen von mehr als 90 Millionen Euro in neue Online-Bezahldienste geschuldet ist. Mathias Döpfner erwähnt die Zahlen, aber im Vordergrund steht die strategische Ausrichtung des Konzerns.
    "Die Emanzipation der Zeitung vom Papier ist die leitende Idee dabei. Die erfolgreiche Etablierung von unabhängigem, kritischem Qualitäts-Journalismus in der digitalen Welt reibt uns voran."
    Deutschlands Markt für traditionelle Printzeitungen ist seit Jahren schon rückläufig. Im vergangenen Jahr gab es bei der verkauften Gesamtauflage von Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland einen Rückgang um vier Prozent - ein Durchschnittswert. Dass es einzelne Verlage schlimmer treffen kann, zeigt die Insolvenz der Münchner "Abendzeitung" - die "AZ" hat in den vergangenen Jahren jeweils einen Verlust von rund acht Millionen Euro gemacht. Doch obwohl der generelle Trend auf dem Zeitungsmarkt nach unten zeigt, konnten andere auch zulegen. So liegt die Auflage der Wochenzeitung "Die Zeit" inzwischen beständig bei über 500.000 Exemplaren, auch die stabile Verkaufssituation der Sonntagsausgabe der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zeigt, dass es anders geht.
    Zahlen nach 20 Klicks
    Der Springer-Verlag hat sich strategisch längst entschieden - durch den 2013 angekündigten Verkauf von Zeitungen und Magazinen an die Funke-Gruppe hat man sich Luft verschafft, um in neue Vertriebsmodelle zu investieren. Konzernchef Döpfner nennt das Beispiel der Onlineausgabe der Tageszeitung "Die Welt".
    "20 Klicks sind kostenlos. Dann muss man aber, wenn man weiterlesen will, bezahlen und ein Abo abschließen. Wir haben damit in sechs Monaten rund 47.000 zahlende Abonnenten für die 'Welt' gewonnen. Das ist eine sehr ermutigende Zahl. Sie zeigt, dass doch erhebliche Zahlungsbereitschaft der Kunden vorhanden ist."
    Springer will künftig auch mehr auf Vernetzung und Fernsehen setzen, deswegen sei der Nachrichtensender "N24" gekauft worden. Der Umbau des Axel-Springer-Verlags führt zudem auch zu neuen internen Strukturen. Früher hießen die Geschäftsfelder Zeitungen national oder Print international, heute heißen die Segmente medienübergreifend nur noch Bezahl- und Vermarktungsangebote.
    "Wir wollen insgesamt ein digitaler Verlag sein. Wie könnten wir da das Digitale quasi als Segment führen. Wir haben auch keinen Digital-Vorstand, auch keine Digital-Abteilung - digital ist in diesem Unternehmen alles."
    Mathias Döpfner sieht sich auf dem richtigen Weg. 2013 betrug der Anteil der digitalen Medien am Konzernumsatz knapp die Hälfte, zum Gewinn trägt das Online-Geschäft sogar inzwischen zu über 60 Prozent bei.