Bauer Heinrich von Zobel steht neben seinem Kipper. Mit einem Hammer schlägt er auf einen Metallriegel, der die Seitenwände der Ladefläche zusammenhält. Als er aufspringt, kippt eine Seitenwand auf und schwarzbraune Rapsschoten rauschen auf das darunter liegende Förderband, das sie in ein Silo transportiert.
"Also, es ist bei uns immer ein bisschen das Problem, dass wir ja gerne im Sommer Trockenheit haben. Also, dieses Jahr nicht. Und da haben wir manchmal Schwierigkeiten, dass wir den Raps aus dem Boden bringen. Wenn er mal gewachsen ist, dann ist es nicht kompliziert, ihn anzubauen, dann will er schon gepflegt werden, damit er wirklich gute Erträge bringt, aber an und für sich ist der Raps eine sehr robuste und sehr einfach zu führende Pflanze".
Und eine im Moment sehr begehrte Pflanze dazu. Heinrich von Zobel baut inzwischen doppelt so viel Ackerfläche mit Raps an, wie noch vor fünf Jahren. Das entspricht dem allgemeinen Trend. Besonders in Deutschland wird immer mehr Rapsöl zu Biodiesel umgeästert. Entsprechend ist die Fläche, auf der nachwachsende Rohstoffe angebaut werden, inzwischen fünf mal so groß wie noch vor 10 Jahren. Waren es 1997 400.000 Hektar, sind es 2007 etwa zwei Millionen Hektar. Ein großer Teil davon wird für den Anbau von Raps benutzt – insgesamt fast 17 Prozent der gesamten Anbaufläche in Deutschland.
"hat nicht angezeigt .. war nicht offen ... jetzt ist scheinbar der Motor im Arsch ... Pumpe kaputt ..."
In einem großen, hell erleuchteten Raum sitzen drei Männer hinter einem Pult voller Regler und fünf Bildschirmen. Sie diskutieren mit zwei Arbeitern in blauem Overall und gelben Schutzhelmen, die gerade hereingekommen sind. Eine Pumpe ist ausgefallen, erklärt der Vorarbeiter und deutet auf das Schaltpult, von dem aus er die vollautomatische Umwandlung von Rapsöl zu Biodiesel steuern kann.
"Hier wird der gesamte Produktionsprozess überwacht. Es ist alles optisch dargestellt, jede Pumpe, jede Messstelle, jeder Behälter, alle Füllstände. Und wenn irgendwas mit der Anlage nicht stimmt, kommt eine Alarmmeldung, worauf das Schichtpersonal, oder der Anlagenfahrer eingreifen kann und Parameter nachregeln kann ..."
Die Campa AG ist eine von über 40 Biodiesel-Raffinerien in Deutschland, wo Rapsöl in dem so genannten Umästerungsprozess zu Biodiesel verarbeitet wird. Nachdem die EU-Agrarminister Anfang der 90er Jahre beschlossen hatten, einen Teil der Ackerflächen in Europa stillzulegen, um die Überproduktion von Lebensmitteln einzudämmen, fingen mehr und mehr Bauern damit an, auf den brachliegenden Flächen Raps zur Energiegewinnung anzubauen. Bis Anfang der 90er Jahre wurde aus den Rapskörnern vor allem Speiseöl hergestellt und an die Ernährungsindustrie verkauft, die das Rapsöl zu Margarine, Saucen und Salatdressings weiter verarbeitet. Heute wandert der größte Teil der Rapsernte in die Biodiesel-Produktion. Rund fünf Millionen Tonnen Rapsöl werden in Deutschland jährlich produziert - eine Million für Speiseöl, vier Millionen für Biodiesel.
"Wir haben in Deutschland einen Dieselverbrauch von rund 30 Millionen Tonnen, und Biodiesel wird in Deutschland in diesem Jahr etwa vier Millionen Tonnen verbraucht werden, und somit sind wir da schon bei, vier Millionen Tonnen bei 30, sind schon fast 15 Prozent-Anteil am Dieselverbrauch. Und das sind natürlich Zahlen, die hätte man sich vor drei Jahren nicht träumen trauen, dass man solche Dimensionen ersetzen kann","
sagt Rupert Schmidt von der Campa Biodiesel AG. Zum anfänglich schnellen Erfolg beigetragen haben vor allem die direkten Vermarktungsmöglichkeiten für reinen Biodiesel, ohne Umweg über die großen Mineralölkonzerne. Doch seit August 2006 müssen dem normalen Diesel fünf Prozent Biodiesel beigemischt werden. Die Biodieselproduzenten sind mit dieser Lösung nicht ganz glücklich, denn die Zwangsbeimischung garantiert ihnen zwar eine stete Abnahme, die jedoch weit unter ihren Kapazitäten liegt.
Ein weiterer Faktor, der den schnellen Erfolg des Biokraftstoffes befördert hat, war, dass ursprünglich die aus Pflanzen gewonnenen Treibstoffe bis 2009 von der Mineralölsteuer befreit waren. Der Staat wollte damit ihre Entwicklung fördern. Doch weil das Geschäft mit dem Biodiesel schneller florierte als gedacht, wurde im August 2006 die Steuerbefreiung vorzeitig aufgehoben und ein Energiesteuergesetz eingeführt, mit dem jegliche Energieform besteuert werden kann. Seitdem kassiert der Staat auf jeden Liter Biodiesel neun Cent. Anfang 2008 soll die Steuer auf Biodiesel auf 15 Cent erhöht werden. Bis 2012 sogar auf 45 Cent. Das ist fast soviel wie für herkömmlichen Diesel an Steuern gezahlt werden muss – Diese steuerliche Entwicklung steht im Widerspruch zu den EU-Vorgaben, denen zu Folge die Herstellung von Energie durch nachwachsende Rohstoffe europaweit gefördert werden soll.
Die neue Richtlinie war von der österreichischen EU-Kommissarin Benita Ferraro-Waldner auf der 1. Internationalen Konferenz zu Biotreibstoffen im Juli 2007 in Brüssel vorgestellt worden.
""Wir haben uns das Ziel gesetzt, im Jahr 2020 zehn Prozent unserer erneuerbaren Energie aus Biotreibstoffen wirklich zu haben."
Um dieses Ziel zu erreichen, hatten sich die EU-Staaten im Rahmen der Anfang 2007 angenommenen neuen energiepolitischen Strategie darauf geeinigt, die Herstellung und Verwendung von Biokraftstoffen mit steuerlichen Subventionen und Forschungsgeldern zu unterstützen.
"Biokraftstoffe sind saubere, erneuerbare Brennstoffe, die aus organischem Material hergestellt werden. Zudem können Arbeitsplätze und neue Märkte für die Agrarerzeugung geschaffen werden","
schreibt die EU-Kommission in einer Mitteilung. Treibhausgase würden deutlich reduziert, wenn die Autos mit Biosprit fahren, bei dem die Pflanzen das bei der Verbrennung freigewordene CO2 vorher gebunden haben. Länder ohne eigene Ölvorkommen würden in Sachen Energie unabhängiger, Kleinbauern hätten eine Lebensgrundlage, weil sie ihre Energiepflanzen zu guten Preisen auf den Weltmärkten verkaufen könnten.
""In Zukunft könnte ein Großteil des Transportes mit Biotreibstoff stattfinden. Das würde natürlich enorm den CO2-Ausstoß verringern. Aber auf der anderen Seite, was wir bezwecken wollen, ist ja, dass die Entwicklungsländer ihre Landwirtschaftschancen nutzen so wie das Brasilien bereits tut, und dann natürlich mit offeneren Märkten die Chance hat, auch zu uns zu exportieren. Damit werden sie natürlich auch gewinnen."
Die portugiesische EU-Präsidentschaft möchte ihre noch bis Ende des Jahres laufende Amtszeit dazu nutzen, eine strategische Partnerschaft mit Brasilien zu entwickeln, die vor allem die Einfuhr von Bioethanol in großen Mengen aus dem lateinamerikanischen Land vorsieht. Brasilien ist der weltgrößte Hersteller von Bioethanol, gefolgt von den USA. Weltweit wurden 2005 rund 27 Millionen Tonnen Bioethanol zur Verwendung als Treibstoff hergestellt, was etwa zwei Prozent des Benzinverbrauchs in der Welt ausmacht. In Europa spielt das aus Zuckerrohr oder Mais hergestellte Bioethanol zur Beimischung zum Benzin noch eine sehr untergeordnete Rolle.
Auch der – zumindest in Europa - vor allem aus Rapsöl hergestellte Biodiesel ist nur in einigen Ländern wie Frankreich, Italien und besonders in Deutschland von relativer Bedeutung. Bislang decken pflanzliche Treibstoffe etwa ein Prozent des gesamten Benzin- und Dieselverbrauchs in der EU ab. Dies soll sich in Zukunft ändern. Auch andere Staaten wie Großbritannien oder Ungarn wollen jetzt auf den Zug aufspringen. Friedrich Wilhelm zu Bahringdorf, Vizepräsident des Agrarausschusses im Europäischen Parlament, kritisiert die von der EU-Kommission proklamierte Förderung pflanzlicher Treibstoffe jedoch als Schritt in die falsche Richtung.
"Die Gefahr, die bei diesem Biodiesel und Bioethanol besteht, ist, dass ein Signal ausgeht: Ihr braucht euch gar nicht ändern. Fahrt weiter Auto. Verbratet den Sprit."
Viel vernünftiger wäre es, sich zu fragen: Wo liegen unsere Prioritäten?, betont der Europaabgeordnete. Für eine sichere Versorgung der Menschheit mit Lebensmitteln müsste man etwas weniger Auto fahren und stattdessen effizientere Transportsysteme schaffen. Der Ausbau der Biotreibstoff-Produktion sei dagegen nur eine Scheinlösung. Dieser Meinung ist auch Hannes Lorenzen von den Grünen im Europäischen Parlament:
"Die Energiebilanz der jetzigen Generation von Treibstoffen ist vielfach negativ, obwohl uns vorgegaukelt wird, dass sie positiv sei. Es wird ja immer noch Pflanzen mit Chemie, mit Kunstdünger, mit Maschineneinsatz, mit Pestiziden produziert. Und wenn man die Energiebilanz nimmt, wobei man einschließen muss, dass da ja oft transportiert wird über lange Strecken, noch industriell verarbeitet werden muss, zum Beispiel verästert werden muss, das sind alles energieaufwendige Prozesse. Unterm Strich sind sich jetzt fast alle Experten einig, ist das eine negative Energiebilanz. Insofern: Das, was uns angeboten wird, dass Treibstoffe aus Pflanzen uns von der Abhängigkeit befreien könnten, die wir in Punkto Gas und Energie aus dem Nahen Osten oder Russland haben, ist zur Zeit jedenfalls völliger Unsinn."
Außerdem handele es sich bei der Verwendung des Begriffes "Bio" um einen Etikettenschwindel.
"Ich spreche sehr ungern von Biotreibstoffen, weil es hat überhaupt nichts mit Bio zu tun. Neulich hab ich gesehen, dass Leute glaubten, als sie an der Tankstelle Diesel aus Pflanzen getankt haben, dass das so ähnlich ist wie Biolebensmittel – also ohne Chemie, ohne Gentechnik, nichts davon ist richtig. Ich nenne das Pflanzen-Treibstoffe, und das kommt zunehmend in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion."
Schon 2009 würden die USA die Hälfte ihrer Maisernte zu Biosprit verarbeiten, sagt Lorenzen. Brasilien ersetze bereits 40 Prozent des verbrauchten Mineralöls durch pflanzlichen Treibstoff. Das werde in Teilen der Dritten Welt zu politisch destabilisierenden Hungersnöten führen.
Ein erstes Anzeichen dafür waren die sogenannten Tortilla-Streiks in Mexiko Anfang 2007. In den Ländern Mittel- und Südamerika ist Mais das wichtigste Grundnahrungsmittel, das für die Armen inzwischen unerschwinglich wird.
Ein Argument, das Rupert Schmidt von der Campa Biodiesel AG besonders ärgert:
"Wenn sich ein mexikanischer Landwirt keine Tortilla mehr kaufen kann, weil in den USA Ethanol produziert wird, das ist eine absolut einseitige Aussage. Der mexikanische Landwirt, wenn er mehr für den Mais bekommt, weil der Preis gestiegen ist, bekommt er mehr Geld. Und das ist die beste Wirtschaftshilfe, die es gibt. Hier wird lediglich versucht, Preiserhöhungen irgendjemand in die Schuhe zu schieben, und dabei selbst stark abzukassieren."
Doch um den Vorwurf 'Sprit statt Brot' zu entkräften, suchen Energie- und Chemiefirmen inzwischen weltweit nach zusätzlichen Anbauflächen für ihre riesigen Energiepflanzen-Plantagen. Als direkte und indirekte Folge werden unter anderem in Brasilien und Indonesien große Waldflächen zerstört. Da durch die Brandrodung von Regenwäldern Megatonnen CO2 freigesetzt werden, bevor auch nur ein Gramm CO2 bei uns eingespart werden kann, bremse die Produktion von Biotreibstoffen nicht den Klimawandel, wie die EU-Kommission erklärt, sondern heize ihn zusätzlich an, sagt Hannes Lorenzen. Zudem sei die CO2-Neutralität bei der Nutzung von Biodiesel umstritten.
"Was wir brauchen, dringend, nach dem die Kommission ja Ziele gesetzt hat, wir sollen 10 Prozent unserer Treibstoffe aus Pflanzen erzeugen, verpflichtend, ohne dass überhaupt in irgendeiner Form eine Analyse darüber gemacht wurde, was denn an Konkurrenzen entstehen kann, ob denn die Nahrungsmittelproduktion gesichert ist. Es lädt geradezu dazu ein, zu glauben, wir könnten weiter Autofahren und die Menschheit ernähren. Große Probleme zeigen sich schon in Regionen wie Südostasien, wo der tropische Regenwald abgeholzt wird, um Palmöl zu erzeugen. In Brasilien sind ähnliche Effekte. Wir können also das Problem, dass wir selber nicht genug Flächen haben, uns zu ernähren, Europa ist der größte Lebensmittelimporteur der Welt, wir können jetzt nicht sagen: Na ja, dann produzieren wir unsere Treibstoffe in Afrika oder Brasilien oder Südostasien."
In seiner kritischen Position bestärkt wird der Grüne Agrarexperte durch den gerade veröffentlichten Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die OECD fordert die Abschaffung von Subventionen für Biokraftstoffe. Die staatliche Förderung von pflanzlichen Treibstoffen führe zu rapid ansteigenden Lebensmittelpreisen und der möglichen Zerstörung natürlicher Lebensräume.
Auch in Deutschland wird sich die Anbaufläche für nachwachsende Rohstoffe nicht unbegrenzt erweitern lassen, ohne die Nahrungsmittelproduktion zu beeinträchtigen. Wann die Grenze erreicht ist, darüber gehen die Meinungen der Experten auseinander. Das Bundeslandwirtschaftsministerium stützt sich auf Experten, die davon ausgehen, dass maximal fünf Millionen Hektar mit Energiepflanzen bebaut werden können, bevor die Lebensmittelproduktion beeinträchtigt oder gegen die Umweltgesetzgebung verstoßen wird. In einem Sondergutachten für den Sachverständigenrat der Bundesregierung heißt es, die Grenze liege bei etwa vier Millionen Hektar. Und sie könnte spätestens 2020 erreicht sein. Also stehen langfristig auch die reichen Nationen vor weitreichenden Entscheidungen, sagt Hannes Lorenzen:
"Wir nehmen große Teile der Flächen anderer Länder für unsere Art der Ernährung in Anspruch, für den hohen Fleischkonsum, für ein enorm verschwenderisches Lebensmittelsystem. Und natürlich entsteht jetzt auch Konkurrenz zur Fleischproduktion. Wir müssen uns also generell die Frage stellen, wie viele Flächen wollen wir wofür verwenden. Möglicherweise, wenn wir unseren Fleischkonsum reduzieren würden, könnten wir etwas mehr Autofahren."
Unterstützung bekommen die Grünen ausgerechnet von Multinationalen Lebensmittelfirmen. So befürchtet Unilever, dass sich durch die wachsende Nachfrage von Pflanzentreibstoff ihre Rohstoffe für Margarine, Mayonnaise, Saucen und Salatdressings weiter verteuern. Die Preise von Ölen und Fetten aus Palmen, Raps und Soja seien aufgrund veränderter Essgewohnheiten in Asien, vor allem in China in letzter Zeit ohnehin bereits um 50 bis 60 Prozent gestiegen. Eine Ausweitung der Biotreibstoffproduktion hätte fatale Konsequenzen für die Ernährung der Weltbevölkerung. Es gebe weder genug Anbauflächen, noch genügend Wasservorräte, um ausreichend Pflanzen sowohl für die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung als auch für die Treibstoffgewinnung anzubauen.
Eine bereits jetzt schon in Deutschland spürbare Konsequenz des Konkurrenzkampfes zwischen Rohstoffen zur Biokraftstoffherstellung und für die Lebensmittelproduktion seien die gestiegenen Lebensmittelpreise. Bauer Heinrich von Zobel ist davon nicht überzeugt. Die Preise für Raps, Getreide und andere Pflanzen seien im letzten Jahr zwar zum Teil stark angezogen. Anders als immer behauptet werde, profitierten die Bauern jedoch nur zu einem geringen Teil davon.
"Wir merken natürlich einen gewaltigen Preisanstieg für beispielsweise Weizen. Also, der ist jetzt in der Ernte das Doppelte von dem, was er vor zwei Jahren war. Nur, das ganze jetzt auf die Lebensmittelpreise hoch zu transformieren, halte ich nicht für ganz richtig. Ein Kilo Brot - macht der Getreideanteil vielleicht acht Cents. Also, selbst wenn sich der Getreidepreis verdoppelt, dann dürfte das Brot um 8 Cents teurer werden und nicht um 50, wie es ja in der Realität ist. Abschöpfen tun da andere."
Besser ergeht es den Landwirten noch mit dem Anbau von Energiepflanzen. Im Bayerischen Bauernverband sieht man die Entwicklungen neuer Absatzmärkte für die eigenen Mitglieder positiv. Mitarbeiter Andreas Kick:
"Der Rapsanbau hat stetig an Bedeutung gewonnen seit Anfang der 90er Jahre, und hat jetzt hier in Bayern einen großen Flächenbestandteil, und durch den Biodieselmarkt haben sich die Landwirte einen Absatzmarkt für den Raps gesichert. Also, des ist sehr wichtig für uns Landwirte. Wir sehen den Bioenergiemarkt positiv. Er bringt uns Alternative, also neben der Erzeugung von Lebensmitteln, was auch sicherlich in Zukunft unsere Hauptaufgabe sein wird, der Anteil, wo zur Zeit Bioenergie erzeugt, ist sehr gering, aber ist nicht zu verachten."
Wenigsten die Bauern sind also halbwegs zufrieden. Zumindest die, die Raps und Getreide anbauen. Die milch- und fleischproduzierenden Bauern sind über die gestiegenen Futtermittelpreise dagegen nicht glücklich. Insgesamt betrachtet scheint also der angebliche Hoffnungsträger mehr Probleme aufzuwerfen als zu lösen. Aus diesem Grund setzen viele Befürworter jetzt ihre Erwartungen in die sogenannte zweite Generation, den BtL-Kraftstoff. BtL steht für "Biomass to Liquid". Anders als bei der 1. Generation des pflanzlichen Treibstoffes kann der BtL-Kraftstoff nicht nur aus Früchten, sondern aus generell allen organischen Stoffen hergestellt werden, also auch aus Brennholz, Stroh etc. Allerdings: Die ernüchternde Landung auf dem harten Boden der Wirklichkeit blieb der neuen Zauberformel bislang erspart: Sie steckt noch mitten in der Entwicklungsphase.
"Also, es ist bei uns immer ein bisschen das Problem, dass wir ja gerne im Sommer Trockenheit haben. Also, dieses Jahr nicht. Und da haben wir manchmal Schwierigkeiten, dass wir den Raps aus dem Boden bringen. Wenn er mal gewachsen ist, dann ist es nicht kompliziert, ihn anzubauen, dann will er schon gepflegt werden, damit er wirklich gute Erträge bringt, aber an und für sich ist der Raps eine sehr robuste und sehr einfach zu führende Pflanze".
Und eine im Moment sehr begehrte Pflanze dazu. Heinrich von Zobel baut inzwischen doppelt so viel Ackerfläche mit Raps an, wie noch vor fünf Jahren. Das entspricht dem allgemeinen Trend. Besonders in Deutschland wird immer mehr Rapsöl zu Biodiesel umgeästert. Entsprechend ist die Fläche, auf der nachwachsende Rohstoffe angebaut werden, inzwischen fünf mal so groß wie noch vor 10 Jahren. Waren es 1997 400.000 Hektar, sind es 2007 etwa zwei Millionen Hektar. Ein großer Teil davon wird für den Anbau von Raps benutzt – insgesamt fast 17 Prozent der gesamten Anbaufläche in Deutschland.
"hat nicht angezeigt .. war nicht offen ... jetzt ist scheinbar der Motor im Arsch ... Pumpe kaputt ..."
In einem großen, hell erleuchteten Raum sitzen drei Männer hinter einem Pult voller Regler und fünf Bildschirmen. Sie diskutieren mit zwei Arbeitern in blauem Overall und gelben Schutzhelmen, die gerade hereingekommen sind. Eine Pumpe ist ausgefallen, erklärt der Vorarbeiter und deutet auf das Schaltpult, von dem aus er die vollautomatische Umwandlung von Rapsöl zu Biodiesel steuern kann.
"Hier wird der gesamte Produktionsprozess überwacht. Es ist alles optisch dargestellt, jede Pumpe, jede Messstelle, jeder Behälter, alle Füllstände. Und wenn irgendwas mit der Anlage nicht stimmt, kommt eine Alarmmeldung, worauf das Schichtpersonal, oder der Anlagenfahrer eingreifen kann und Parameter nachregeln kann ..."
Die Campa AG ist eine von über 40 Biodiesel-Raffinerien in Deutschland, wo Rapsöl in dem so genannten Umästerungsprozess zu Biodiesel verarbeitet wird. Nachdem die EU-Agrarminister Anfang der 90er Jahre beschlossen hatten, einen Teil der Ackerflächen in Europa stillzulegen, um die Überproduktion von Lebensmitteln einzudämmen, fingen mehr und mehr Bauern damit an, auf den brachliegenden Flächen Raps zur Energiegewinnung anzubauen. Bis Anfang der 90er Jahre wurde aus den Rapskörnern vor allem Speiseöl hergestellt und an die Ernährungsindustrie verkauft, die das Rapsöl zu Margarine, Saucen und Salatdressings weiter verarbeitet. Heute wandert der größte Teil der Rapsernte in die Biodiesel-Produktion. Rund fünf Millionen Tonnen Rapsöl werden in Deutschland jährlich produziert - eine Million für Speiseöl, vier Millionen für Biodiesel.
"Wir haben in Deutschland einen Dieselverbrauch von rund 30 Millionen Tonnen, und Biodiesel wird in Deutschland in diesem Jahr etwa vier Millionen Tonnen verbraucht werden, und somit sind wir da schon bei, vier Millionen Tonnen bei 30, sind schon fast 15 Prozent-Anteil am Dieselverbrauch. Und das sind natürlich Zahlen, die hätte man sich vor drei Jahren nicht träumen trauen, dass man solche Dimensionen ersetzen kann","
sagt Rupert Schmidt von der Campa Biodiesel AG. Zum anfänglich schnellen Erfolg beigetragen haben vor allem die direkten Vermarktungsmöglichkeiten für reinen Biodiesel, ohne Umweg über die großen Mineralölkonzerne. Doch seit August 2006 müssen dem normalen Diesel fünf Prozent Biodiesel beigemischt werden. Die Biodieselproduzenten sind mit dieser Lösung nicht ganz glücklich, denn die Zwangsbeimischung garantiert ihnen zwar eine stete Abnahme, die jedoch weit unter ihren Kapazitäten liegt.
Ein weiterer Faktor, der den schnellen Erfolg des Biokraftstoffes befördert hat, war, dass ursprünglich die aus Pflanzen gewonnenen Treibstoffe bis 2009 von der Mineralölsteuer befreit waren. Der Staat wollte damit ihre Entwicklung fördern. Doch weil das Geschäft mit dem Biodiesel schneller florierte als gedacht, wurde im August 2006 die Steuerbefreiung vorzeitig aufgehoben und ein Energiesteuergesetz eingeführt, mit dem jegliche Energieform besteuert werden kann. Seitdem kassiert der Staat auf jeden Liter Biodiesel neun Cent. Anfang 2008 soll die Steuer auf Biodiesel auf 15 Cent erhöht werden. Bis 2012 sogar auf 45 Cent. Das ist fast soviel wie für herkömmlichen Diesel an Steuern gezahlt werden muss – Diese steuerliche Entwicklung steht im Widerspruch zu den EU-Vorgaben, denen zu Folge die Herstellung von Energie durch nachwachsende Rohstoffe europaweit gefördert werden soll.
Die neue Richtlinie war von der österreichischen EU-Kommissarin Benita Ferraro-Waldner auf der 1. Internationalen Konferenz zu Biotreibstoffen im Juli 2007 in Brüssel vorgestellt worden.
""Wir haben uns das Ziel gesetzt, im Jahr 2020 zehn Prozent unserer erneuerbaren Energie aus Biotreibstoffen wirklich zu haben."
Um dieses Ziel zu erreichen, hatten sich die EU-Staaten im Rahmen der Anfang 2007 angenommenen neuen energiepolitischen Strategie darauf geeinigt, die Herstellung und Verwendung von Biokraftstoffen mit steuerlichen Subventionen und Forschungsgeldern zu unterstützen.
"Biokraftstoffe sind saubere, erneuerbare Brennstoffe, die aus organischem Material hergestellt werden. Zudem können Arbeitsplätze und neue Märkte für die Agrarerzeugung geschaffen werden","
schreibt die EU-Kommission in einer Mitteilung. Treibhausgase würden deutlich reduziert, wenn die Autos mit Biosprit fahren, bei dem die Pflanzen das bei der Verbrennung freigewordene CO2 vorher gebunden haben. Länder ohne eigene Ölvorkommen würden in Sachen Energie unabhängiger, Kleinbauern hätten eine Lebensgrundlage, weil sie ihre Energiepflanzen zu guten Preisen auf den Weltmärkten verkaufen könnten.
""In Zukunft könnte ein Großteil des Transportes mit Biotreibstoff stattfinden. Das würde natürlich enorm den CO2-Ausstoß verringern. Aber auf der anderen Seite, was wir bezwecken wollen, ist ja, dass die Entwicklungsländer ihre Landwirtschaftschancen nutzen so wie das Brasilien bereits tut, und dann natürlich mit offeneren Märkten die Chance hat, auch zu uns zu exportieren. Damit werden sie natürlich auch gewinnen."
Die portugiesische EU-Präsidentschaft möchte ihre noch bis Ende des Jahres laufende Amtszeit dazu nutzen, eine strategische Partnerschaft mit Brasilien zu entwickeln, die vor allem die Einfuhr von Bioethanol in großen Mengen aus dem lateinamerikanischen Land vorsieht. Brasilien ist der weltgrößte Hersteller von Bioethanol, gefolgt von den USA. Weltweit wurden 2005 rund 27 Millionen Tonnen Bioethanol zur Verwendung als Treibstoff hergestellt, was etwa zwei Prozent des Benzinverbrauchs in der Welt ausmacht. In Europa spielt das aus Zuckerrohr oder Mais hergestellte Bioethanol zur Beimischung zum Benzin noch eine sehr untergeordnete Rolle.
Auch der – zumindest in Europa - vor allem aus Rapsöl hergestellte Biodiesel ist nur in einigen Ländern wie Frankreich, Italien und besonders in Deutschland von relativer Bedeutung. Bislang decken pflanzliche Treibstoffe etwa ein Prozent des gesamten Benzin- und Dieselverbrauchs in der EU ab. Dies soll sich in Zukunft ändern. Auch andere Staaten wie Großbritannien oder Ungarn wollen jetzt auf den Zug aufspringen. Friedrich Wilhelm zu Bahringdorf, Vizepräsident des Agrarausschusses im Europäischen Parlament, kritisiert die von der EU-Kommission proklamierte Förderung pflanzlicher Treibstoffe jedoch als Schritt in die falsche Richtung.
"Die Gefahr, die bei diesem Biodiesel und Bioethanol besteht, ist, dass ein Signal ausgeht: Ihr braucht euch gar nicht ändern. Fahrt weiter Auto. Verbratet den Sprit."
Viel vernünftiger wäre es, sich zu fragen: Wo liegen unsere Prioritäten?, betont der Europaabgeordnete. Für eine sichere Versorgung der Menschheit mit Lebensmitteln müsste man etwas weniger Auto fahren und stattdessen effizientere Transportsysteme schaffen. Der Ausbau der Biotreibstoff-Produktion sei dagegen nur eine Scheinlösung. Dieser Meinung ist auch Hannes Lorenzen von den Grünen im Europäischen Parlament:
"Die Energiebilanz der jetzigen Generation von Treibstoffen ist vielfach negativ, obwohl uns vorgegaukelt wird, dass sie positiv sei. Es wird ja immer noch Pflanzen mit Chemie, mit Kunstdünger, mit Maschineneinsatz, mit Pestiziden produziert. Und wenn man die Energiebilanz nimmt, wobei man einschließen muss, dass da ja oft transportiert wird über lange Strecken, noch industriell verarbeitet werden muss, zum Beispiel verästert werden muss, das sind alles energieaufwendige Prozesse. Unterm Strich sind sich jetzt fast alle Experten einig, ist das eine negative Energiebilanz. Insofern: Das, was uns angeboten wird, dass Treibstoffe aus Pflanzen uns von der Abhängigkeit befreien könnten, die wir in Punkto Gas und Energie aus dem Nahen Osten oder Russland haben, ist zur Zeit jedenfalls völliger Unsinn."
Außerdem handele es sich bei der Verwendung des Begriffes "Bio" um einen Etikettenschwindel.
"Ich spreche sehr ungern von Biotreibstoffen, weil es hat überhaupt nichts mit Bio zu tun. Neulich hab ich gesehen, dass Leute glaubten, als sie an der Tankstelle Diesel aus Pflanzen getankt haben, dass das so ähnlich ist wie Biolebensmittel – also ohne Chemie, ohne Gentechnik, nichts davon ist richtig. Ich nenne das Pflanzen-Treibstoffe, und das kommt zunehmend in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion."
Schon 2009 würden die USA die Hälfte ihrer Maisernte zu Biosprit verarbeiten, sagt Lorenzen. Brasilien ersetze bereits 40 Prozent des verbrauchten Mineralöls durch pflanzlichen Treibstoff. Das werde in Teilen der Dritten Welt zu politisch destabilisierenden Hungersnöten führen.
Ein erstes Anzeichen dafür waren die sogenannten Tortilla-Streiks in Mexiko Anfang 2007. In den Ländern Mittel- und Südamerika ist Mais das wichtigste Grundnahrungsmittel, das für die Armen inzwischen unerschwinglich wird.
Ein Argument, das Rupert Schmidt von der Campa Biodiesel AG besonders ärgert:
"Wenn sich ein mexikanischer Landwirt keine Tortilla mehr kaufen kann, weil in den USA Ethanol produziert wird, das ist eine absolut einseitige Aussage. Der mexikanische Landwirt, wenn er mehr für den Mais bekommt, weil der Preis gestiegen ist, bekommt er mehr Geld. Und das ist die beste Wirtschaftshilfe, die es gibt. Hier wird lediglich versucht, Preiserhöhungen irgendjemand in die Schuhe zu schieben, und dabei selbst stark abzukassieren."
Doch um den Vorwurf 'Sprit statt Brot' zu entkräften, suchen Energie- und Chemiefirmen inzwischen weltweit nach zusätzlichen Anbauflächen für ihre riesigen Energiepflanzen-Plantagen. Als direkte und indirekte Folge werden unter anderem in Brasilien und Indonesien große Waldflächen zerstört. Da durch die Brandrodung von Regenwäldern Megatonnen CO2 freigesetzt werden, bevor auch nur ein Gramm CO2 bei uns eingespart werden kann, bremse die Produktion von Biotreibstoffen nicht den Klimawandel, wie die EU-Kommission erklärt, sondern heize ihn zusätzlich an, sagt Hannes Lorenzen. Zudem sei die CO2-Neutralität bei der Nutzung von Biodiesel umstritten.
"Was wir brauchen, dringend, nach dem die Kommission ja Ziele gesetzt hat, wir sollen 10 Prozent unserer Treibstoffe aus Pflanzen erzeugen, verpflichtend, ohne dass überhaupt in irgendeiner Form eine Analyse darüber gemacht wurde, was denn an Konkurrenzen entstehen kann, ob denn die Nahrungsmittelproduktion gesichert ist. Es lädt geradezu dazu ein, zu glauben, wir könnten weiter Autofahren und die Menschheit ernähren. Große Probleme zeigen sich schon in Regionen wie Südostasien, wo der tropische Regenwald abgeholzt wird, um Palmöl zu erzeugen. In Brasilien sind ähnliche Effekte. Wir können also das Problem, dass wir selber nicht genug Flächen haben, uns zu ernähren, Europa ist der größte Lebensmittelimporteur der Welt, wir können jetzt nicht sagen: Na ja, dann produzieren wir unsere Treibstoffe in Afrika oder Brasilien oder Südostasien."
In seiner kritischen Position bestärkt wird der Grüne Agrarexperte durch den gerade veröffentlichten Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die OECD fordert die Abschaffung von Subventionen für Biokraftstoffe. Die staatliche Förderung von pflanzlichen Treibstoffen führe zu rapid ansteigenden Lebensmittelpreisen und der möglichen Zerstörung natürlicher Lebensräume.
Auch in Deutschland wird sich die Anbaufläche für nachwachsende Rohstoffe nicht unbegrenzt erweitern lassen, ohne die Nahrungsmittelproduktion zu beeinträchtigen. Wann die Grenze erreicht ist, darüber gehen die Meinungen der Experten auseinander. Das Bundeslandwirtschaftsministerium stützt sich auf Experten, die davon ausgehen, dass maximal fünf Millionen Hektar mit Energiepflanzen bebaut werden können, bevor die Lebensmittelproduktion beeinträchtigt oder gegen die Umweltgesetzgebung verstoßen wird. In einem Sondergutachten für den Sachverständigenrat der Bundesregierung heißt es, die Grenze liege bei etwa vier Millionen Hektar. Und sie könnte spätestens 2020 erreicht sein. Also stehen langfristig auch die reichen Nationen vor weitreichenden Entscheidungen, sagt Hannes Lorenzen:
"Wir nehmen große Teile der Flächen anderer Länder für unsere Art der Ernährung in Anspruch, für den hohen Fleischkonsum, für ein enorm verschwenderisches Lebensmittelsystem. Und natürlich entsteht jetzt auch Konkurrenz zur Fleischproduktion. Wir müssen uns also generell die Frage stellen, wie viele Flächen wollen wir wofür verwenden. Möglicherweise, wenn wir unseren Fleischkonsum reduzieren würden, könnten wir etwas mehr Autofahren."
Unterstützung bekommen die Grünen ausgerechnet von Multinationalen Lebensmittelfirmen. So befürchtet Unilever, dass sich durch die wachsende Nachfrage von Pflanzentreibstoff ihre Rohstoffe für Margarine, Mayonnaise, Saucen und Salatdressings weiter verteuern. Die Preise von Ölen und Fetten aus Palmen, Raps und Soja seien aufgrund veränderter Essgewohnheiten in Asien, vor allem in China in letzter Zeit ohnehin bereits um 50 bis 60 Prozent gestiegen. Eine Ausweitung der Biotreibstoffproduktion hätte fatale Konsequenzen für die Ernährung der Weltbevölkerung. Es gebe weder genug Anbauflächen, noch genügend Wasservorräte, um ausreichend Pflanzen sowohl für die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung als auch für die Treibstoffgewinnung anzubauen.
Eine bereits jetzt schon in Deutschland spürbare Konsequenz des Konkurrenzkampfes zwischen Rohstoffen zur Biokraftstoffherstellung und für die Lebensmittelproduktion seien die gestiegenen Lebensmittelpreise. Bauer Heinrich von Zobel ist davon nicht überzeugt. Die Preise für Raps, Getreide und andere Pflanzen seien im letzten Jahr zwar zum Teil stark angezogen. Anders als immer behauptet werde, profitierten die Bauern jedoch nur zu einem geringen Teil davon.
"Wir merken natürlich einen gewaltigen Preisanstieg für beispielsweise Weizen. Also, der ist jetzt in der Ernte das Doppelte von dem, was er vor zwei Jahren war. Nur, das ganze jetzt auf die Lebensmittelpreise hoch zu transformieren, halte ich nicht für ganz richtig. Ein Kilo Brot - macht der Getreideanteil vielleicht acht Cents. Also, selbst wenn sich der Getreidepreis verdoppelt, dann dürfte das Brot um 8 Cents teurer werden und nicht um 50, wie es ja in der Realität ist. Abschöpfen tun da andere."
Besser ergeht es den Landwirten noch mit dem Anbau von Energiepflanzen. Im Bayerischen Bauernverband sieht man die Entwicklungen neuer Absatzmärkte für die eigenen Mitglieder positiv. Mitarbeiter Andreas Kick:
"Der Rapsanbau hat stetig an Bedeutung gewonnen seit Anfang der 90er Jahre, und hat jetzt hier in Bayern einen großen Flächenbestandteil, und durch den Biodieselmarkt haben sich die Landwirte einen Absatzmarkt für den Raps gesichert. Also, des ist sehr wichtig für uns Landwirte. Wir sehen den Bioenergiemarkt positiv. Er bringt uns Alternative, also neben der Erzeugung von Lebensmitteln, was auch sicherlich in Zukunft unsere Hauptaufgabe sein wird, der Anteil, wo zur Zeit Bioenergie erzeugt, ist sehr gering, aber ist nicht zu verachten."
Wenigsten die Bauern sind also halbwegs zufrieden. Zumindest die, die Raps und Getreide anbauen. Die milch- und fleischproduzierenden Bauern sind über die gestiegenen Futtermittelpreise dagegen nicht glücklich. Insgesamt betrachtet scheint also der angebliche Hoffnungsträger mehr Probleme aufzuwerfen als zu lösen. Aus diesem Grund setzen viele Befürworter jetzt ihre Erwartungen in die sogenannte zweite Generation, den BtL-Kraftstoff. BtL steht für "Biomass to Liquid". Anders als bei der 1. Generation des pflanzlichen Treibstoffes kann der BtL-Kraftstoff nicht nur aus Früchten, sondern aus generell allen organischen Stoffen hergestellt werden, also auch aus Brennholz, Stroh etc. Allerdings: Die ernüchternde Landung auf dem harten Boden der Wirklichkeit blieb der neuen Zauberformel bislang erspart: Sie steckt noch mitten in der Entwicklungsphase.