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Sprudelnde Gewinne zum 100. Geburtstag

Italien, Eurokrise oder die gescheiterte Übernahme von Rhön-Klinikum: All diese Gewitter scheinen an dem Traditionsunternehmen Fresenius folgenlos vorübergezogen zu sein. Auch im 100. Jahr seines Bestehens hat der Gesundheitskonzern, einstmals aus einer Apotheke entstanden, prächtig verdient.

Von Michael Braun | 26.02.2013
    Wer krank ist, braucht Hilfe, und dann fließt Geld, und zwar beständig. Davon lebt der Gesundheitskonzern Fresenius seit mittlerweile hundert Jahren gut. In den vergangenen zehn Jahren hat er sein Ergebnis verachtfacht. 2012 war nur insofern ein Ausnahmejahr, als dieses Mal alle vier Bereiche erstmals zweistellig bei Umsatz und beim Ergebnis zulegten. In den Vorjahren gab es hier und dort auch mal einstellige Wachstumsraten.

    Ein Ausnahmejahr also nach oben für die Dialysekliniken von Fresenius Medical Care, für die intravenöse Ernährung von Fresenius Kabi, die Krankenhauskette Helios und der Krankenhausdienstleister Vamed. Und die Aktionäre bekommen wieder was ab. Ulf Schneider, der Vorstandsvorsitzende von Fresenius, kündigte an:

    "Dass wir dem Aufsichtsrat und dann im Mai den Aktionären vorschlagen werden die 20. Dividendenerhöhung in Folge."

    Um 16 Prozent auf 1,10 Euro soll die Dividende nun für die Fresenius-Aktionäre steigen. Die Anteilseigner von Fresenius Medical Care, ebenfalls ein DAX-Konzern, werden etwas schmaler abgefunden. Die Dividende auf die Stammaktie legt um "nur" neun Prozent zu auf 75 Eurocent. Vor allem will Fresenius die Dividende künftig genauso stark steigen lassen wie das operative Ergebnis. Finanzvorstand Stephan Sturm:

    "Wir haben die Politik jetzt geändert. Die ganzen Jahre war es eben regelmäßig nur die Hälfte des Ergebniswachstums, dass wir auch als Dividendenwachstum weitergeben wollten."

    Die Gewinne stiegen also, die Gewinnanteile der Aktionäre aber nur unterdurchschnittlich. Künftig will Fresenius 20 bis 25 Prozent des Gewinns ausschütten – nach den Maßstäben großer Aktionärsvereinigungen immer noch viel zu wenig. Aber Fresenius braucht selbst Kapital, sieht noch Wachstumschancen, will sie auch nutzen, auch im Krankenhausbereich.

    Dass Konkurrenten wie Asklepios, B. Braun Melsungen Aktien von Rhön-Klinikum kauften, um sie Fresenius wegzuschnappen, damit Rhön-Klinikum und Fresenius nicht fusionieren konnten, das wurmt Fresenius-Vorstand Schneider immer noch. Sein Konzept für die größte private deutsche Klinikkette sei stimmig gewesen, sagte er heute. Ob er daran arbeite, das Angebot in anderer Form zu wiederholen, wollte er nicht sagen:

    "Weil ich weder mit Rhön noch mit anderen Partnern über Medien kommunizieren möchte. Und Sie wissen: Auf ein Thema sind wir stolz, was unseren Ruf angeht. Wir sind diskret und verschwiegen wie eine Auster."

    Ein Dementi hört sich anders an. Und in der Branche ist bekannt, dass das neue Management von Rhön-Klinikum bei den neuen, bislang ungeliebten Großaktionären vorfühlt, ob sie auf Dauer Miteigentümer bleiben und damit einen Verkauf blockieren wollen.