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"Stadt des Teufels - Stadt der Engel"

Der Sozialist der ersten Stunde wohnt neben dem alten Solidarnosc-Kämpfer, der Jungunternehmer bietet Tourismus-Touren ins "Arbeiter-Paradies", der Regisseur und Solidarnosc-Freund Andrzej Wajda sammelt Material für ein "Museum des realen Sozialismus": Alltag in Nowa Huta, der "ersten sozialistischen Stadt" auf polnischem Boden.

Mit Beiträgen von Ernst-Ludwig v. Aster und Wojtek Mroz | 31.10.2009
    Vor 60 Jahren unweit von Krakau aus dem Boden gestampft, wurde sie zum größten Industriestandort Polens. "Eine neue Stadt für den neuen Menschen" predigte die Propaganda. Zu Zehntausenden kamen die Arbeiter aus dem ganzen Land. Bevölkerten die neue Stadt: Hochofen, Stahl- und Walzwerk – drum herum Wohnungen, Läden, Kindergärten, Schulen, in der Mitte ein Lenin-Denkmal.

    Der Bau einer Kirche wurde untersagt, er passte nicht zum sozialistischen Stadtentwurf. Der wollte sich klar vom zehn Kilometer entfernten Krakau abgrenzen. Hier modernes Arbeiterparadies, dort klerikale Ex-Königs-Stadt – der Gegensatz war gewollt, ließ sich aber nicht durchsetzen: Die Arbeiter rebellierten - und bekamen ihre Kirche.
    An kaum einem Ort sind der Wandel und die Widersprüche der polnischen Gesellschaft heute so lebendig wie in Nowa Huta. "Stadt des Teufels, Stadt der Engel" heißt dann auch der Film des Regisseurs Jerzy Ridan, der das Leben dort seit Jahrzehnten beobachtet. Zunehmend entdeckt nun die junge Krakauer Generation den alten Stadtteil rund ums Stahlwerk.


    Das Manuskript zur Sendung können Sie als PDF oder Textdatei in den "Downloads" herunterladen.