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Steigende Mieten
Stuttgart löst München als teuerste Stadt ab

Die Immobilienmärkte boomen seit Jahren – und das ist schlecht für Mieter. Doch immerhin: Eine neue Erhebung zeigt: Der Mietpreisanstieg hat sich zuletzt etwas verlangsamt. Und nicht mehr München ist die teuerste Stadt – sondern Stuttgart.

Von Mischa Ehrhardt | 21.11.2019
Blick auf eine verzierte Altbaufassade mit Balkon, auf dem eine Frauenfigur als Stützpfeiler zu sehen ist
Vor allem in Metropolregionen wie Berlin steigen die Mieten, zuletzt aber wieder etwas langsamer (imago/Schöning)
Noch immer steigen die Mieten – vor allem in Metropolregionen, also Großstädten. Doch sie steigen weniger stark als noch in den vergangenen Jahren.
"Das Ergebnis unserer diesjährigen Erhebung ist, dass die Mietspiegel-Werte im Schnitt um 1,8 Prozent gestiegen sind. Das ist ein Indikator dafür, dass die ortsüblichen Vergleichsmieten nicht mehr so stark ansteigen," sagt Manfred Neuhöfer, Mitglied der Geschäftsleitung bei F+B, einem Forschungs- und Beratungsunternehmen für Wohnen, Immobilien und Umwelt. Jedes Jahr untersuchen Neuhöfer und seine Kolleginnen und Kollegen die ortsüblichen Vergleichsmieten, also das, was die meisten Menschen unter dem "Mietspiegel" kennen. Es geht also nicht um Angebotspreise, wie sie Wohnungssuchende in Anzeigen und Inseraten lesen – die liegen in aller Regel über der ortsüblichen Vergleichsmiete. Es geht auch nicht um Bestandsmieten – denn die können mit altem Mietvertrag auch niedriger liegen. Sondern es geht um ortsübliche 65-Quadratmeterwohnungen mit normaler Ausstattung – denn die sind quasi überall zu finden.
Auch im Speckgürtel steigen die Mieten
Im Bundesdurchschnitt müssen Mieter in Städten mit mindestens 20.000 Einwohnern für diese Wohnungen 7,04 Euro pro Quadratmeter bezahlen. Von diesem Durchschnitt weichen aber Großstädte wie Stuttgart, München, Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt am Main oder Köln stark nach oben ab – hier liegt der Quadratmeterpreis teils bei über 10 Euro. Die für Mieter teuerste Gemeinde aber ist Karlsfeld im Landkreis Dachau bei München.
"Die Ausweichbewegungen aus den Kernstädten in die Speckgürtel machen sich dann auch in den ortsüblichen vergleichsmieten bemerkbar. Denn teure Angebotsmieten von gestern sind die teureren ortsüblichen Vergleichsmieten von morgen. Sodass mit Zeitverzögerung, wenn Nachfrage sich ins Umland verlagert, auch die ortsüblichen Vergleichsmieten entsprechend anziehen".
Niedrige Zinsen befeuern die Entwicklung am Immobilienmarkt
Zum Aufatmen ist es für Mieter also auch nach der neuesten Erhebung der Mietpreisforscher aus Hamburg zu früh. Und das dürfte sich auch nicht so schnell ändern, weil die Finanzierung von Immobilien durch Niedrigzinsen günstig sind. Claudia Buch, Vizepräsidentin der Bundesbank:
"Die Marktteilnehmer erwarten im Moment, dass die Zinsen lange niedrig bleiben. Das stützt natürlich die vergleichsweise hohen Bewertungen an den Aktienmärkten, Anleihemärkten, bei den Immobilien".
In ihrem Finanzstabilitätsbericht spricht die Bundesbank deshalb von dem Risiko, dass sich durch die Niedrigzinsen Blasen bilden könnten – unter anderem an den Immobilienmärkten. Dazu passt denn auch das Ergebnis der Untersuchung von F+B: Eigentumswohnungen verteuern sich weiter von Quartal zu Quartal. Entspannung am Wohnungsmarkt wird es also wohl für Mieter noch für längere Zeit nicht geben.