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Steiner-Kommission vollzieht Kehrtwende

Die Anti-Doping-Kommission des Deutschen Olympischen Sportbundes hat offenbar die Weiterbeschäftigung des Dopingtrainers Werner Goldmann empfohlen. Dieselbe Kommission kam vor einem halben Jahr noch zu einem anderen Ergebnis, woraufhin der Deutsche Leichtathletik-Verband den Vertrag mit dem Bundestrainer Goldmann nicht verlängerte.

Von Jens Weinreich | 03.06.2009
    Im Herbst 2008 hinterließ Goldmann vor der Kommission noch einen unglaubwürdigen Eindruck, weshalb die Auflösung des Vertrages empfohlen wurde. Goldmann klagte gegen den DLV auf Wiedereinstellung. Er war seit 1991 Bundestrainer - mit mehrfach verlängerten Zeitverträgen. Im Sommer 2008 hatte er eine vom DOSB geforderte "Ehrenerklärung" unterschrieben und wahrheitswidrig behauptet, nicht ins DDR-Dopingsystem eingebunden gewesen zu sein.

    Erst nach einem Gespräch mit dem Kommissionsmitglied und SPD-Bundestagsabgeordneten Steffen Reiche hatte Goldmann im April wie fünf andere DLV-Trainer eine Erklärung unterzeichnet, die das Gegenteil besagt. Goldmann formulierte darin einen Passus zum Dopingopfer Gerd Jacobs, der ausgesagt hatte, von ihm einst das Dopingmittel Oral-Turinabol erhalten zu haben. Jacobs bezeichnete Goldmanns Erklärung als "nicht ausreichend".

    Reiche, Präsident des Brandenburgischen Leichtathletikverbandes, wurde wegen Befangenheit aus der Kommission genommen. Eine andere langjährige Leichtathletik-Funktionärin, die Olympiasiegerin Heide Ecker-Rosendahl, blieb Kommissionsmitglied.

    Dopingopfer, die sich kollektiv gegen diese "Entschuldungspauschale für Sportkriminelle" aussprachen, wurden nicht gehört. Sie wandten sich an den Petitionsausschuss des Bundestages und forderten unter anderem eine rückwirkende Überprüfung der Sportfördermittel bis ins Jahr 1991.

    Eine Allianz von Sport und Politik aber ist bestrebt, die Verfehlungen unter den Teppich zu kehren und keine Informationen - nicht einmal über die Dopingverstrickungen, die Goldmann einräumte - nach außen dringen zu lassen. Der Bundestags-Sportausschuss hielt es bislang nicht für nötig, dieses drängende Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Sportausschuss-Chef Peter Danckert (SPD), mit Wahlkreis in Ostdeutschland, forderte sogar eine Pauschal-Amnestie.

    DOSB und DLV gaben heute keine Kommentare zur Empfehlung der Anti-Doping-Kommission ab. DOSB, DLV und dem Bundesinnenministerium genügten die Erklärungen bisher als Schlüssel für die Weiterbeschäftigungen der Trainer mit Steuermitteln. Davon ist nun auch im Fall Goldmann auszugehen. Der Berliner Trainer betreut eine Medaillenhoffnung für die WM im August in Berlin: den Diskuswerfer Robert Harting.