Archiv

Uraltes Sternbild im Süden
Der Schütze mit Teekanne und Leben

Gegen Mitternacht steht der Schütze tief am Südhimmel. Dieses Sternbild ist zwar sehr bekannt, aus unseren Breiten aber nicht gut zu sehen. Die untersten Sterne des Schützen steigen nicht einmal zehn Grad über den Horizont.

Von Dirk Lorenzen |
Der Schütze in der Uranographia von Johann Elert Bode aus dem Jahr 1801
Der Schütze in der Uranographia von Johann Elert Bode aus dem Jahr 1801 (Bode/ETH)
Von südlicheren Regionen aus erscheint der Schütze dagegen als wunderschönes Sternbild – in seiner Richtung liegt das Zentrum unserer Milchstraße und so wimmelt es dort von Sternhaufen und Gasnebeln.
Vor mehr als viertausend Jahren sahen die Sumerer in diesen Sternen ihre Gottheit Pabilsag, die sich vor allem mit Medizin und Jagd befasste. In Griechenland wurde daraus der Zentaur Chiron.
Auf alten Sternkarten ist oft ein Wesen halb Mensch, halb Pferd abgebildet. In der Hand hält es einen Bogen und richtet den Pfeil auf den Skorpion – das Sternbild ein Stück weiter rechts. Chiron tötet den Skorpion, um den Himmelsjäger Orion vor dem giftigen Stachel zu retten.
Chiron, ein Sohn Saturns, war unsterblich. Einmal drang ein vergifteter Pfeil versehentlich in seinen Huf und die Wunde bereitete ihm dauerhaft entsetzliche Schmerzen. Er wünschte sich den Tod und wurde von Jupiter an den Himmel gesetzt.
Im englischsprachigen Raum hat dieses Sternbild einen arg profanen Beinamen – „tea pot“, Teekanne. Tatsächlich zeichnen die hellsten Sterne eine Kanne mit Tülle, Deckel und Griff an den Himmel.
Im alten China galten Teile des Schützen als südlicher Löffel, während der Große Wagen der nördliche war. Der Löffel im Norden stand für den Tod – der im Süden für Geburt und Leben.