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Sternbild mit Amphore
Nächte des Wassermanns, kein Zeitalter

In den dunklen Neumondnächten lässt sich ein zwar bekanntes, aber eher unscheinbares Sternbild beobachten: Der weitläufige Wassermann nimmt gegen 22 Uhr den südlichen Himmelsbereich ein, ein Stück rechts unterhalb das markanten Pegasus-Vierecks.

Von Dirk Lorenzen | 14.10.2015
    Künstlerische Darstellung des Sternbilds Wassermann.
    Künstlerische Darstellung des Sternbilds Wassermann. (Stellarium)
    Der Wassermann zählt zu den ältesten Figuren am Firmament. Schon in babylonischen Katalogen ist er als Riese verzeichnet. Meist wird er als Gottheit mit einer überlaufenden Amphore dargestellt. Diese wird markiert durch vier Sterne, die recht nah beieinander stehen und wie ein flaches Ypsilon angeordnet sind. Sie bilden eine recht auffällige Sterngruppe. Nach unten schließt sich ein großer Sternbogen an, nach rechts eine lange Kette von Sternen – allerdings gibt es im Wassermann keine sehr hellen Objekte.
    Im Frühjahr steht diese Gegend am Tageshimmel: Denn die Sonne wandert von Mitte Februar bis Anfang März durch den Wassermann. In der griechischen Mythologie sah man in diesem Himmelsbereich meist Ganymed, den angeblich schönsten Jüngling seiner Tage. Er servierte den Göttern Wein. Der römische Dichter Ovid schrieb von einer Amphore voller Nektar.
    Das Musical Hair hat dem Wassermann ein musikalisches Denkmal gesetzt. Doch das dort besungene und in der Sterndeuterei immer wieder gern verkündete "Age of Aquarius", das Zeitalter des Wassermanns, hat noch lange nicht begonnen. Denn der Frühlingspunkt, der Schnittpunkt von Sonnenbahn und Himmelsäquator, wechselt erst im Jahr 2600 vom Sternbild Fische in den Wassermann. Auch "New Age"-Fans befinden sich also noch mitten im Zeitalter der Fische.