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Sternentstehung im Haufen RCW 106
Das Rätsel der Riesen

Astronomen der Europäischen Südsternwarte untersuchen derzeit sehr genau die Region RCW 106 im Sternbild Winkelmaß. Der Komplex aus Gas- und Staubwolken liefert womöglich Hinweise darauf, wie sehr massereiche Sterne entstehen.

Von Hermann-Michael Hahn | 10.05.2016
    Die Umgebung von RCW 106 mit den verborgenen Riesen
    Die Umgebung von RCW 106 mit den verborgenen Riesen (ESO)
    Sterne wie unsere Sonne wachsen in der Regel in größeren Gruppen heran. Sie bilden sich aus interstellaren Gas- und Staubwolken, die sich zusammenziehen. Ein bekanntes Beispiel für eine derartige Massengeburtsstätte ist der Orion-Nebel, der in klaren Winternächten schon mit einem Fernglas leicht zu beobachten ist.
    Dagegen ist die Entstehung extrem massereicher Sterne bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Die Astronomen rätseln, wie es einzelnen Sternen gelingt, bis zu einhundert Sonnenmassen in sich zu vereinen.
    Eigentlich heizt sich das kollabierende Gas zunehmend auf und verhindert damit ein weiteres Ansammeln von Materie – es sei denn, das Ganze spielt sich tief im Innern einer besonders dichten Gas- und Staubwolke ab.
    Auch über dem VLT in der Atacama-Wüste ist der Blick in den Himmel manchmal von Wolken versperrt.
    Auch über dem VLT in der Atacama-Wüste ist der Blick in den Himmel manchmal von Wolken versperrt. (ESO)
    Dann aber sorgt eben diese Gas- und Staubwolke dafür, dass von dem Geschehen kaum etwas zu beobachten ist, weil selbst langwellige Infrarotstrahlung stark geschwächt wird. Da massereiche Sterne zudem äußerst selten sind, haben die Astronomen kein leichtes Spiel, wenn sie die Entstehung eines solchen Objekts verfolgen wollen.
    Zum Glück reißen diese Gas- und Staubwolken gelegentlich auch einmal auf. Dann dringt die extrem energiereiche Strahlung der jungen, massereichen Sterne nach außen und regt dort vorhandene Gasmassen zum Leuchten an – wie in der Region RCW einhundertsechs im Sternbild Winkelmaß.