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Abschied von Ven vor 425 Jahren
Tychos letzter Blick und das Glück der Vertreibung

21 Jahre lang hat der dänische Astronom Tycho Brahe von der Insel Ven im Öresund Planeten und Sterne so genau und systematisch beobachtet, wie niemand vor ihm – heute vor 425 Jahren blickte er ein letztes Mal von dort an den Himmel.

Von Dirk Lorenzen | 15.03.2022
Tycho Brahe bei Beobachtungen auf der Insel Ven
Tycho Brahe bei Beobachtungen auf der Insel Ven (Stich)
Der neue König Christian IV. strich dem exzentrischen Astronomen sein üppiges Gehalt. Brahe hatte die Menschen auf der Insel rücksichtslos unterdrückt und viele seiner Pflichten vernachlässigt.
So wurde er gezwungen, Ven zu verlassen – nach letzten Messungen an einigen Sternen und dem Blick auf die Planeten Merkur, Jupiter und Saturn, die in jener Nacht zu sehen waren.
Er zog mit seiner Familie, vielen Mitarbeitern, den meisten Instrumenten und allen Unterlagen zunächst nach Wandsbek bei Hamburg.

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Ein Jahr später ging es weiter nach Prag, wo Brahe bei Rudolf dem Zweiten Kaiserlicher Mathematiker wurde. Dort traf er Johannes Kepler, einen jungen Mathematiker aus Weil der Stadt.
Kepler hatte das Können, aus den Beobachtungsdaten Tycho Brahes die Gesetze der Planetenbewegung abzuleiten. Damit hatte das neue Weltbild, nach dem die Sonne im Zentrum steht und die Erde nur ein Planet unter Planten ist, ein präzises mathematisches Fundament.
Ohne die Vertreibung von der Insel hätte Brahe wohl nie Kepler getroffen – und womöglich wären seine Daten ein verborgener Schatz geblieben.
Auf Ven weinte man dem herrschsüchtigen Astronomen keine Träne nach. Innerhalb weniger Jahre waren Wohnhaus und Sternwarten zerstört. Heute sind nur noch ein paar Fundamente erhalten.