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Steuersenkung
Bahnfahren ist nun günstiger

Seit dem 1. Januar gilt für die Tickets der Deutschen Bahn der vergünstigte Mehrwertsteuersatz: statt 19 Prozent werden nun nur noch sieben Prozent fällig. Bahnchef Richard Lutz hatte angekündigt, die Steuersenkung in vollem Umfang an die Kunden weitergeben zu wollen. Doch ist das auch geschehen?

Von Dieter Nürnberger |
Ein Zugbegleiter gibt am Hauptbahnhof in München das Signal zur Abfahrt.
Die Deutsche Bahn rechnet durch die Steuersenkung mit fünf Millionen Fahrgästen mehr pro Jahr. (Andreas Gebert/dpa)
Die technische Umstellung scheint geklappt zu haben. Auf der Internetseite der Bahn - dem Buchungsportal für Bahnfahrkarten - wird auch umfangreich über diese Preissenkung informiert. Der reduzierte Mehrwertsteuersatz für Fahrkarten gilt ab dem 1. Januar 5.00 Uhr, also seit gestern früh. Und wer im Internet, in den sozialen Netzwerken heute Vormittag unterwegs war, der findet auch sehr viele Kommentare der Bahnkunden zur Mehrwertsteuersenkung. In diesem Zusammenhang gab ja der Bahnkonzern schon im Herbst ein Versprechen ab; Bahnchef Richard Lutz sagte damals:
"Ich will aber gerne noch einmal wiederholen: Dass wir den finanziellen Vorteil einer Mehrwertsteuerabsenkung im Fernverkehr selbstverständlich eins zu eins an unsere Kunden weitergeben werden."
Klar ist: Der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 19 auf nun sieben Prozent gilt für Fernverkehrtickets, konkret: ab einer Fahrstrecke von mehr als 50 Kilometern. Günstiger werden aber nicht nur diese Fahrkarten, sondern auch die Kosten für die Bahncard 100. Zudem erhalten Kunden nun auch den Supersparpreis ab 17,90 Euro, bislang lag dieser bei 19,90 Euro. Wir haben nachgefragt, ob die Bahn mit diesen Preissenkungen auch wirklich ihr Versprechen eingehalten hat. Die Antwort von Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn fällt hier positiv aus, mit einer Einschränkung:
Auch Bahncard 100 wird günstiger
"Der Bahnchef hat sein Versprechen gehalten. Die Politik muss aber noch in einem kleinen Punkt nachbessern: bei den Bahncards 25 und 50. Die sieht man nicht als Fahrkarte an, sondern als Rabattkarte. Weswegen es hier keine Preissenkung gibt. Der Hintergrund ist der, dass die Juristen sagen, es seien Rabattkarten, mit denen man eine ermäßigte Fahrkarte kaufen kann. Deshalb fallen sie nicht unter den Aspekt Fahrkarten. Das kann man so sehen, in der Praxis ist es sicherlich nicht so."
Somit kommen jene rund 60.000 Inhaber einer Bahncard 100 schon jetzt in den Genuss der Mehrwertsteuersenkung, nicht aber die rund fünf Millionen Kunden, die eine Bahncard 50 oder Bahncard 25 besitzen. Die Bahnspitze will auch diese Karten künftig günstiger anbieten, aber entscheiden müsste dies - weil es eine steuerrechtliche Frage betrifft - die Bundesregierung.
Und noch eine Klarstellung: Fahrkarten, die vor dem Stichtag 1. Januar gekauft wurden, fallen nicht unter diese Preissenkung.
Kritik in sozialen Netzen teils ungerechtfertigt
In den sozialen Netzwerken gibt es auch viele kritische Bemerkungen. Da wird beispielsweise der Bahn auch eine Art Mogelei bei den Fahrpreisen vorgeworfen. Wie kann es sein, dass die Mehrwertsteuerabsenkung zwölf Prozent beträgt, die tatsächliche Preissenkung aber nur rund zehn Prozent, fragen da einige. Die Erklärung ist einfach: Brutto- und Nettobetrag spielen hier eine Rolle. Der Experte des Fahrgastverbandes rechnet es genau vor:
"Wir gehen mal aus von einer Fahrkarte, die zehn Euro kosten würde - ohne Steuer. Dann würde sie mit der 19-Prozent-Steuer 11,90 Euro kosten. Und mit sieben Prozent kostet sie nun 10,70 Euro. Wenn man dann gegenrechnet, sind dies ziemlich genau zehn Prozent. Das ist reine Mathematik, und kein Betrug seitens der Bahn."
Somit rechne die Bahn korrekt, sagt Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband. Allerdings dürfte sich die Freude über die Mehrwertsteuersenkung dennoch in Grenzen halten. Zum einen, weil im Vergleich zu den Kosten des Autoverkehrs ein Bahnticket wohl immer noch deutlich teurer ist. Zum anderen, weil im Nahverkehr die Preise zu Jahresanfang vielerorts gestiegen sind. Noch einmal Karl-Peter Naumann:
Weitere Maßnahmen nötig
"Wir sehen aber auch, dass sich derzeit viele Menschen über den Nahverkehr ärgern. Dort sind die Preise teilweise durch die Verkehrsverbünde oder auch durch die Verkehrsunternehmen direkt erhöht worden. Es betrifft also den Alltagsverkehr, der sich ja im Wesentlichen im Nahverkehr abspielt. Dort gibt es durch die aktuelle Steuersenkung keine Vorteile. Allerdings gilt hier ohnehin schon ein Mehrwertsteuersatz von lediglich sieben Prozent."
Fazit: Die gesunken Preise im Fernverkehr auf der Schiene werden von vielen Experten positiv gesehen. Allerdings könne dies auch nur ein erster Schritt sein, um die Bahn attraktiver zu machen. Bekanntlich hapert es ja noch mit der Pünktlichkeit, so kamen nur rund 75 Prozent der Fernverkehrszüge im vergangenen Jahr rechtzeitig an. Und die Bahn hat große Pläne: Allein durch die Preissenkung rechnet der bundeseigene Konzern mit einem Plus von rund fünf Millionen Fahrgästen in diesem Jahr. Günstiger ist deshalb sicherlich gut, aber gleichzeitig müssen die Züge eben auch verlässlicher werden.