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Schienenverkehr
Die Deutsche Bahn investiert in bessere Verbindungen

Immer mehr Menschen nutzen die Deutsche Bahn - das ist gut für den Umsatz des Unternehmens. Weil der Konzern aber gleichzeitig neue Züge kauft und das Schienennetz ausbaut, steht im ersten Halbjahr dennoch deutlich weniger Gewinn unter der Bilanz.

Von Dieter Nürnberger |
Gleisarbeiter beim Ausbauen von Bahnschienen
Vorübergehend nervig für Reisende, langfristig aber wichtig: An rund 800 Stellen bundesweit wird derzeit gebaut. (picture alliance / Sven Simon)
Die im Juni von der Deutschen Bahn AG verabschiedete neue Strategie trägt den vielversprechenden Titel "Starke Schiene". Die heute vorgestellte Halbjahresbilanz ist daher ein Zwischenbericht. Die gute Nachricht ist, dass immer mehr Menschen die Bahn nutzen. Im ersten Halbjahr wurden rund 72 Millionen Reisende registriert, ein Plus von 1,3 Prozent, weshalb es 2019 wohl einen neuer Passagierrekord geben wird. Das ist verbunden mit mehr Umsatz. Doch auf der anderen Seite sinken die Gewinne und steigen die Schulden. Die Halbjahresbilanz wurde heute in einer Telefonkonferenz vorgestellt. Bahnchef Richard Lutz bittet vor allem um Geduld:
"Wir sind noch nicht da, wo wir gern wären. Wir bleiben unseren Kunden noch zu oft die Qualität schuldig, die sie zu Recht von uns erwarten. Und wir werden auch Hindernisse überwinden und Geduld haben müssen. Denn der massive Ausbau des deutschen Bahnsystems klappt eben nicht über Nacht."
800 Baustellen im ganzen Land
Bei der Pünktlichkeit ist man aus Sicht des Vorstands zumindest etwas vorangekommen. Rund 77 Prozent der Züge seien pünktlich gewesen. Im heißen Juni fiel die Quote aber auf unter 70 Prozent, was zeigt, wie instabil die Lage weiterhin ist. Die Bahn kontert beispielsweise mit neuen Zügen und auch Neueinstellungen - in diesem Jahr sollen es 22.000 sein. Zudem arbeitet man derzeit an rund 800 Baustellen republikweit.
Durch solche Mehr- und Investitionskosten bricht derzeit allerdings der Gewinn ein. Knapp 760 Millionen Euro im ersten Halbjahr, rund ein Fünftel weniger als im Vorjahrzeitraum. Alexander Doll, Vorstand für Finanzen, Güterverkehr und Logistik:
"Für das Gesamtjahr 2019 rechnen wir mit Netto-Investitionen in Höhe von rund 5,5 Milliarden Euro. Das sind noch einmal mehr als 1,5 Milliarden mehr als 2018. Der höchste Wert in der Geschichte der Deutschen Bahn."
Sorgenkind des Konzerns bleibt der Schienengüterverkehr: Bei den gefahrenen Tonnenkilometern gab es ein Minus von 1,8 Prozent. Dies sei auch Folge einer abschwächenden Konjunktur in einigen Branchen.
Nahverkehrstochter Arriva: Verkauf oder Börsengang?
Das größte Fragezeichen steht hinter der künftigen Finanzierung: Zwar investiert der Bund als Eigentümer mehr denn je, doch liegt der Konzern mit einer Verschuldung von rund 20 Milliarden Euro bereits eng am vom Haushaltsausschuss des Bundestages gesetzten Limit. Weshalb die Bahn ihre europäische Nahverkehrstochter Arriva verkaufen oder auch an die Börse bringen will. Finanzvorstand Alexander Doll ist zuversichtlich, es gebe eine Reihe von Interessenten:
"Denn DB-Arriva bringt keine operativen Synergien für uns. Insbesondere nicht mit und für DB Regio. Ein Verkauf wird uns helfen, weiter massiv in unser Kerngeschäft zu investieren: die Schiene in Deutschland."
Doll widersprach heute Gerüchten, wonach auch die Logistiktochter Schenker, ein Umsatzbringer in der Bilanz, verkauft werden könnte. Derzeit stehe dies nicht zur Debatte.
Für das Gesamtjahr rechnet die Bahn AG weiterhin mit einem Nettogewinn von knapp zwei Milliarden Euro. Ein ehrgeiziges Ziel, besonders nach dem heute veröffentlichten Gewinneinbruch im ersten Halbjahr.