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Stichwahl in Rumänien
Ponta liegt in Umfragen vorn

In der ersten Runde hatte keiner der Kandidaten für das Präsidentenamt die erforderliche absolute Mehrheit erhalten. Deshalb sind die Rumänen heute erneut zum Urnengang aufgerufen. Zur Stichwahl treten der sozialistische Ministerpräsident Victor Ponta und sein bürgerlicher Rivale Klaus Johannis an.

16.11.2014
    Wahplakate in den Straßen von Bucharest, auf denen der rumänische Regierungschef Ponta um Stimmen wirbt.
    Regierungschef Ponta gilt als Favorit in der Stichwahl um das Präsidentenamt. (afp / Daniel Mihailescu)
    Umfragen sehen Regierungschef Ponta in Führung. Er könnte bei der heutigen Stichwahl etwa 55 Prozent der Stimmen erhalten, so die Meinungsforscher. In der ersten Runde hatte Ponta gut 40 Prozent der Stimmen und damit rund zehn Punkte mehr bekommen als Johannis.
    Die Wahllokale sind bis 20.00 Uhr geöffnet. Erste Prognosen gibt es unmittelbar nach der Schließung. Mit ersten Hochrechnungen wird im Lauf der Nacht gerechnet.
    Basescu: Bürger sollen Wahl Pontas verhindern
    Der scheidende Präsident Traian Basescu, der nicht ein drittes Mal zur Wahl antreten durfte, rief die rund 18 Millionen Wahlberechtigten zur Teilnahme an dem Votum auf. Die Bürger sollten verhindern, dass "Rumänien in die Hände von Populisten fällt", sagte Basescu am Freitag auf einer Pressekonferenz. Er zielte mit dieser Aussage offensichtlich auf Ponta, mit dem er in seiner Amtszeit wiederholt heftig aneinander geraten war. Auch die frühere rumänische Justizministerin Monica Macovei befürchtet, Ponta könnte das Land in den Abgrund führen. "Seine Wahl bedeutete ein Ende des Rechtsstaates und der Antikorruptions-Arbeit in Rumänien", sagte sie im Deutschlandfunk.
    Der 42-jährige Ponta tritt für die Sozialdemokratische Partei (PSD) an. Der Staatsanwalt startete seine Politikerlaufbahn im Jahr 2001. Gefördert wurde er vom ehemaligen Regierungschef Adrian Nastase, vor zwei Jahren wegen Korruption zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Seine politischen Gegner werfen Ponta vor, ebenfalls in Korruption verstrickt zu sein.
    Pontas Konkurrent ist der 55-jährige Johannis - ein Rumäne mit deutschen Wurzeln. Er tritt für die Christlich-Liberale Allianz (ACL) an, ein Bündnis aus der Demokratisch-Liberalen Partei (PDL) und Johannis' Nationalliberalen Partei (PNL). Seit 14 Jahren ist Johannis Bürgermeister von Hermannstadt. Der frühere Physikprofessor galt lange Zeit als Saubermann in der Politik. Das Image litt zuletzt aber, als bekannt wurde, dass er als Bürgermeister im Aufsichtsrat einer örtlichen Firma saß. Das ist mit rumänischem Recht nicht vereinbar.
    Landesweite Proteste gegen Ponta
    Tausende Rumänen demonstrierten am Freitag in zahlreichen Städten gegen Ponta. Sie warfen der Regierung Pontas vor, Auslandsrumänen unrechtmäßig vom ersten Wahlgang am 2. November ausgeschlossen zu haben. Dadurch sei Johannis gezielt benachteiligt worden.
    Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" äußerte sich besorgt über die Lage der Pressefreiheit in Rumänien. Der neue Staatspräsident müsse nach seiner Wahl dafür sorgen, dass Medien in Zukunft unabhängig berichten könnten, erklärte Geschäftsführer Christian Mihr in dieser Woche in Berlin. Politik und Wirtschaft nähmen massiv Einfluss auf die Medien in dem EU-Land. Eine kritische Berichterstattung sei daher schwierig.
    (kis/mb)