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"Stille Nacht"-Ausstellung
Weihnachtlicher Welthit feiert Geburtstag

"Stille Nacht, heilige Nacht", eines der berühmtesten Weihnachtslieder, wird 200 Jahre alt. Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber haben das Lied verfasst, um Salzflößern und ihren Familien an Heiligabend eine Freude zu machen. Inzwischen singt das trostspendende Lied die ganze Welt an Heiligabend.

Von Günter Kaindlstorfer | 23.12.2018
    Innenarchitektur des neuen Stille Nacht Museum Hallein
    Innenarchitektur des neuen Stille Nacht Museum Hallein (Stille Nacht Museum Hallein / March Gut)
    Eines der berühmtesten Weihnachtslieder der Welt in chinesischer Fassung. Dem "Holden Knaben im lockigen Haar" wird heute, 200 Jahre nach Entstehen des Lieds, in 330 Sprachen und Dialekten gehuldigt - auf Afrikaans, Bengali und Hawaiinisch ebenso wie auf Grönländisch, Sorbisch, Schottisch-Gälisch und: in der Sprache der Apachen.
    "Das hat mich natürlich bewegt, die Frage, woher kommt diese Wirkung? Warum wirkt das dermaßen auf die Menschen?"
    Der Autor Werner Thuswaldner legt pünktlich zum 200. Geburtstag des Weihnachts-Evergreens den Band "Stille Nacht, Heilige Nacht - Die Geschichte eines Liedes" vor: Worin liegt für ihn das Geheimnis des Lieds?
    "Es zielt genau auf das Trostbedürfnis der Menschen. Das war zur Entstehung mehr als gegeben, und das ist natürlich auch heutzutage so: Die Leute haben dieses Verlangen, ganz sicher. Es ist ein einfaches Lied, es ist ein Wiegenlied, beruhigend, besänftigend, und das macht seine Wirkung."
    Schönes Lied in schweren Zeiten
    Franz Xaver Gruber und Joseph Mohr, die Schöpfer des Lieds, stehen auch im Zentrum der aktuellen Salzburger Landesausstellung. An neun Standorten zwischen Salzburg, Oberndorf, Hallein, Wagrein und dem tirolerischen Fügen beschäftigt sich die bundesländerübergreifende Schau mit dem Phänomen "Stille Nacht" aus den verschiendensten Blickwinkeln. Das "Salzburgmuseum" in der Neuen Residenz in Salzburg präsentiert zum Beispiel einige seiner größten Schätze:
    "Als besonderes Highlight im Salzburgmuseum haben wir in der Ausstellung den sogenannten Silent Room, in dem der Fokus auf den Autographen liegt."
    Die Kunsthistorikerin Birgit Gampmayer hat die Schau in der Neuen Residenz mit kuratiert:
    "Das Salzburgmuseum ist im Besitz von zwei Autographen, einem von Franz Xaver Gruber und einem von Joseph Mohr. Hier liegt der Mohr-Autograph aus der Zeit um 1820, und dieser Autograph ist der älteste der Stille-Nacht-Autographen."
    Es waren schwere Zeiten, in denen "Stille Nacht" entstanden ist. Die napoleonischen Kriege hatten das Salzburgerland schwer in Mitleidenschaft gezogen, ein gewaltiger Brand zerstörte im Frühjahr 1818 die halbe Stadt. Dazu kam noch der Ausbruch des Vulkans "Tambora" im fernen Indonesien, wie Werner Thuswaldner in seinem "Stille-Nacht"-Buch herausarbeitet. Der Ausbruch des "Tambora" war ein Ereignis mit globalen Auswirkungen.
    "Er hat so viel Material in die Atmosphäre geschleudert, 1815 war das, dass die Temperatur gesunken ist, in großen Teilen der Welt. Ganz besonders betroffen waren Süddeutschenland und Teile Österreichs. Man hat das darauffolgende Jahr 1816 genannt "das Jahr ohne Sommer". Es hat geschneit im Sommer. Das hat auf die Ernten verheerende Auswirkungen gehabt. Es sind Hungersnöte entstanden, und es gab große Auswanderungswellen."
    "Und in diese depressive Stimmung hinein haben die beiden Männer, Gruber und Mohr, dieses Lied platziert. Sie wussten schon, was sie taten."
    "Wir stehen hier mitten im Stille-Nacht-Bezirk direkt gegenüber der Stille-Nacht-Kapelle in Oberndorf bei Salzburg. Gegenüber von uns liegt das Museum. Da begeben wir uns jetzt gleich hinein und schauen einmal, was das so zu bieten hat."
    Hoffnung, Trost und Zuversicht
    Paul Estrela ist Geschäftsführer der Salzburger Landesausstellung. Auch die Schau im Stille-Nacht-Museum in Oberndorf wartet mit sehenswerten Exponaten auf. Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber haben mit der von ihnen erfundenen Weise den Menschen 1818 genau das gegeben, was sie am dringendsten gebraucht haben, meint Paul Estrela: Hoffnung, Trost und Zuversicht.
    "Ich glaube, dass das Lied den Wunsch, den wir alle für den Heiligen Abend haben, sehr genau widerspiegelt. Es ist ruhig, es vermittelt Geborgenheit, im Text geht’s um Hoffnung, um Liebe, um Frieden - und das ist auch genau das, was wir uns am Abend des 24.12. wünschen. Ich glaube, dass da einfach ein paar Komponenten zusammenpassen, und dass es deshalb das Weihnachtslied der Weihnachtslieder ist."