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Stimmungstief trotz Energiewende

Q-Cells, Solon, Solar Millennium und gestern auch First Solar - ein Solarunternehmen nach dem anderen muss Insolvenz anmelden oder Werke schließen. Für die Branche der erneuerbaren Energien ziehen dunkle Wolken auf - und das ausgerechnet mitten in der Energiewende. Förderkürzungen vor allem bei der Solarenergie, aber auch der Strukturwandel der Branche gelten als Ursachen der Krise. In dieser Situation hat sich der Bundesverband Erneuerbare Energien kurz vor Beginn der Hannover Messe zum Investitionsklima in der Branche geäußert.

Von Dieter Nürnberger |
    Auf jeden Fall kann festgestellt werden, dass sich das Investitionsklima und auch die Erwartungen innerhalb der Branche der erneuerbaren Energien in Deutschland verschlechtert haben. Und ein Satz, der hier auf der Pressekonferenz gefallen ist, verdeutlicht dies sehr anschaulich. Denn die Erwartungshaltung der Unternehmen, die im erneuerbaren Strom-, Wärme- und Kraftstoffmarkt tätig sind, sei vor dem Reaktorunglück in Fukushima im März des vergangenen Jahres größer gewesen als heute. Wenn man bedenkt, was danach alles folgte - der vereinbarte, langfristige Abschied von der Atomenergie in Deutschland, die ausgerufene Energiewende generell - dann ist das schon überraschend. Harald Uphoff ist Geschäftsführer des Bundesverbandes Erneuerbare Energien:

    "Investiert wird in vielen Bereichen, unter anderem in die Windenergie und auch im Biogasbereich. Aber man kann sagen, dass sich das Investitionsklima verschlechtert hat im Vergleich zum Vorjahr. Auch das die Gesamtinvestitionen zurückgegangen sind. Insgesamt wurden 2011 rund 2,8 Milliarden Euro über alle Sektoren hinweg investiert. Das ist etwa eine Milliarde weniger als im Jahr 2010."

    Wobei 2010 für die Branche sicherlich auch ein besonders gutes Jahr gewesen ist.

    Flankiert werden diese Einschätzungen durch eine Studie von EuPD Research, hier wurde erstmals das Investitionsklima innerhalb der Branche ganz gezielt untersucht. Dies erfolgte in methodischer Anlehnung an den bekannten Ifo-Geschäftsklimaindex. Abgefragt wurden somit die Umsatz- und Investitionsentwicklung sowie die Tendenzen bei der Beschäftigung bei 1.800 Unternehmen. In Auftrag gegeben wurde die Studie vom Branchenverband BEE sowie von der Hannover Messe. Hier wird während der Messe das Thema Energie im Anlagen- und Maschinenbau eine große Rolle spielen. Und trotz der negativen Nachrichten aus dem Umfeld der Unternehmen, rechnet Hubertus von Monschaw von der Hannover Messe mit einem guten Verlauf in diesem Bereich.

    "Momentan ist das schwer absehbar. Im Nachgang zur Messe kann dies sicherlich besser bewertet werden, weil dann auch die Unternehmen, welche Aufträge reingekommen sind. Dann wird man auch sehen, wie sich die Unternehmen für das kommende Jahr aufstellen. Momentan aber sind wir positiv gestimmt, rechnen mit einer sehr guten Messe. Das wird auch das kommende Jahr beflügeln."

    Sorgenkind innerhalb der Branche ist derzeit natürlich die Solarproduktion. Firmenpleiten bestimmen ja die Diskussion. Das liegt an zwei Entwicklungen - zum einem macht man der Bundesregierung den Vorwurf, bei den Fördersätzen für die Photovoltaik zu früh und zu stark gekürzt zu haben, aber natürlich spielen hier auch Entwicklungen auf dem Weltmarkt eine große Rolle. Es ist ein brutaler Markt - sagt BEE-Geschäftsführer Harald Uphoff.

    "Die herstellende Basis in Deutschland ist gefährdet. Das liegt vor allem an Überkapazitäten auf der gesamten Welt, auch an geschlossenen Märkten in anderen Ländern - etwa in Spanien und Italien, da ist der Absatz quasi weg. Jetzt wird nicht mehr über Kosten geredet, sondern nur noch über den Preis, und wer hier am längsten durchhält. Da stehen die chinesischen Unternehmen relativ gut da, weil sie gute staatliche Bedingungen haben."

    In allen drei Bereichen - so die Hauptaussagen des Branchenthermometers - nimmt derzeit die Investitionserwartung ab. Das betrifft also den Strom-, Wärme und auch Kraftstoffmarkt. Vor allem der Wärmemarkt liegt derzeit dem Branchenverband besonders am Herzen. Hier müsse die Bundesregierung endlich klare Regeln und somit Investitionssicherheit für die Unternehmen schaffen, sagt Harald Uphoff.

    "Bei der Novelle des Erneuerbare-Wärme-Gesetzes brauchen wir ein haushaltsunabhängiges Förderinstrumentarium. Welches unabhängig von den haushaltspolitischen Schwankungen von Jahr zu Jahr ist. Hier müssen die Unternehmen wissen, diese Regelung gilt in den kommenden Jahren. Darauf können wir uns verlassen, da kann ich dann meine Investition entsprechend langfristig planen."

    Keine gute Stimmung somit in der Erneuerbare-Energien-Branche. Da tröstet es auch nur wenig, dass für die kommenden Jahre - also 2013 und 2014 - eine langsame Besserung bei den Investitionserwartungen einkalkuliert wird.