Breker: Stoiber oder Merkel - das ist nun die Gretchenfrage für die Union. Ich begrüße am Telefon Herrn Günther Nooke, den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Union im Bundestag. Er hat eine ostdeutsche Biographie. Guten Tag, Herr Nooke.
Nooke: Schönen guten Tag, Herr Breker.
Breker: Herr Nooke, die Wahl haben heißt irgendwo auch die Qual haben. Haben Sie die jetzt?
Nooke: Na ja, die Qual haben wir nicht, obwohl so eine Entscheidung natürlich nicht ganz einfach getroffen wird, weil natürlich auch der, der nicht Kanzlerkandidat oder Kanzler wird, nicht beschädigt herausgehen darf. Und insofern, sage ich mal, ist gerade auch die Art und Weise, wie wir jetzt unseren Kanzlerkandidaten oder die Kanzlerkandidatin küren, schon gerade aus ostdeutscher Perspektive auch entweder Werbung für die Politik oder ein abschreckendes Beispiel. Das ist dann natürlich schon sensibel.
Breker: Kann denn, Herr Nooke, diese Qual lange dauern? Hat man Zeit?
Nooke: Also, ich glaube nicht, dass wir länger als bis zur ersten Sitzungswoche hier im deutschen Bundestag Zeit haben. Ich verstehe auch, dass ein bisschen Druck gemacht wird, dass man am 22. in der Bundestagsfraktion - die erste Fraktionssitzung nach dieser langen Pause - eigentlich wissen möchte, woran man ist. Wir müssen ja das operative Geschäft machen und wir wollen uns dann auch auf einen Kandidaten einstellen. Auch für den Fraktionsvorsitzenden ist es wichtig, dass er den Angriff gegen die Bundesregierung fahren kann und weiß, wer jetzt als Kanzlerkandidat antritt. Ich glaube, dass da auch in der Fraktion der Druck verständlicherweise groß wird, und weil das so ist, glaube ich aufgrund des Verfahrens, dass Angela Merkel und Edmund Stoiber besprochen haben, dass sich beide verständigen und die Parteipräsidien dann auch ein entsprechende Votum geben. Das muss in der nächsten Woche dann eigentlich passieren.
Breker: Erwarten Sie denn einen gemeinsamen Vorschlag der beiden, denn die beiden wollen sich ja in einer zweisamen einsamen Entscheidung festlegen?
Nooke: Das ist schwer zu sagen. Ich glaube, dass es, wenn man rational und wohlüberlegt an die Situation herangeht, klar sein muss, dass es keinem hilft, wenn eine Abstimmung 70:30 oder 60:40 herauskommt, sondern es funktioniert eigentlich nur, wenn deutlich wird, wer überlegen ist und wir der Meinung sind, dass der ein oder andere Kandidat das bessere Wahlergebnis für uns vermuten lässt. Ich sehe z.B. aus ostdeutscher Perspektive keinerlei Probleme, sich vollständig hinter Edmund Stoiber oder Angela Merkel zu reihen, wobei ich auch keinen Hehl daraus mache, dass vielleicht der interessantere, differenziertere Wahlkampf mit Angela Merkel, die eine ostdeutsche Biographie hat, in den neuen Bundesländern möglich ist, weil manchmal die polarisierende Art nicht so sehr geliebt wir. Also, wenn wir im Osten als CDU stärker werden wollen, spricht schon einiges für Angela Merkel, was aber wiederum an der Parteibasis nicht unbedingt in allen Landesverbänden so gesehen wird. Wir haben also auch hier eine nicht ganz einfache Situation.
Breker: Bei der Wahl zwischen Merkel oder Stoiber geht es ja nicht nur um Personen. Wenn man genau hinsieht, ist das auch ein wenig eine Richtungsentscheidung.
Nooke: Ja, aber da habe ich in den letzten Tagen auch beobachtet. Mein Kollege Michel Glos hat ja auch beim inhaltlichen Profil gar keinen großen Unterschied zwischen Merkel und Stoiber gemacht hat. Ich glaube, dass auch der bayerische Ministerpräsident weiß, dass er letztlich vom rechten Rand bis weit in die Mitte hinein Wähler ansprechen muss. Die Programmatik der beiden Parteien, insbesondere nach dem CDU-Parteitag in Dresden, steht ja fest, und von dem, was inhaltlich aufgeschrieben ist, wird weder Angela Merkel noch Edmund Stoiber abweichen. Somit denke ich, dass das Profil der Partei klar ist. Somit ist auch mehr oder weniger die Art und Weise der Auseinandersetzung entscheidender als das, was inhaltlich gesagt wird.
Breker: Sie hatten es eben kurz angesprochen, Herr Nooke: Frau Merkel stammt wie Sie aus Ostdeutschland. Für die Wähler in Ostdeutschland ist das ein Mobilisierungsfaktor. Würde das der Union wirklich großen Auftrieb geben?
Nooke: Also, ich glaube, dass eine ostdeutsche Frau natürlich auch ein Stück neues Selbstbewusstein schaffen kann. Wenn sie es schafft, den Kanzler zu schlagen, wirkt das, glaube ich schon, motivierend. Und wenn wir vielleicht selber noch etwas freundlicher mit Frau Merkel umgehen als wir das in manchen zurückliegenden Wochen getan haben und man ihr das auch wirklich zutraut, dann geht davon auch wirklich eine große mobilisierende Wirkung davon aus. Ich glaube aber auch, dass wir eine ganze Menge Fehler machen können und dass es ebenso gute Gründe in Sachen Wirtschaftskompetenz und Innerer Sicherheit gibt. Das Profil, das eben auch mit Edmund Stoiber gerade auch in den neuen Bundesländern verbunden wird - ein erfolgreiches Land, BMW kam nach Leipzig - kann auch mobilisierend wirken. Ich sehe da nicht ein ganz so großes Problem. Die Frage ist, wie viele potenzielle Wähler der CDU, die heute vielleicht noch andere Parteien wählen - vielleicht sogar die PDS - können wir ansprechen? Ich sehe schon eine Chance, durch einen geschickten Wahlkampf und eine geschickte Wahlkampfstrategie mit Angela Merkel möglichst viele anzusprechen.
Breker: Das heißt, auch aus Ihrer Sicht, käme es auf eine Mannschaft an?
Nooke: Es ist, glaube ich, in jedem Fall wichtig - ob nun Angela Merkel oder Edmund Stoiber antreten -, dass mit einer entsprechenden Mannschaft, einem Team in den Wahlkampf gegangen wird, das aus bewährten und vielleicht auch ein oder zwei interessanten neuen Namen dann den A-ha-Effekt auslöst und man sagt: A-ha, wenn die dabei sind, dann kann es vielleicht doch klappen und dann trauen wir dieser CDU, CSU gemeinsam vielleicht auch mit der FDP den Wahlsieg zu. Denn Rot/Grün hat keine Mehrheit und die Bilanz von Schröder im Osten ist ja verheerend. Wenn wir uns die Arbeitslosenzahlen in Deutschland insgesamt ansehen, dann ist das dramatisch, aber wenn man sich überlegt, dass der Abstand zwischen Ost und West bei der Arbeitslosenquote in den letzten drei Jahren massiv gestiegen ist und dass trotz einer massiven Abwanderung, gerader junger Menschen aus den neuen Bundesländern nach Süd- und Westdeutschland, dann ist diese Bilanz so schlecht, dass Schröder eigentlich hier im Osten letztlich schon gescheitert ist und wir uns jetzt eigentlich nur beim Einsammeln der Stimmen intelligent genug anstellen sollten.
Breker: Günther Nooke war das. Er ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Union im deutschen Bundestag. Herr Nooke, ich danke Ihnen.
Nooke: Schönen guten Tag, Herr Breker.
Breker: Herr Nooke, die Wahl haben heißt irgendwo auch die Qual haben. Haben Sie die jetzt?
Nooke: Na ja, die Qual haben wir nicht, obwohl so eine Entscheidung natürlich nicht ganz einfach getroffen wird, weil natürlich auch der, der nicht Kanzlerkandidat oder Kanzler wird, nicht beschädigt herausgehen darf. Und insofern, sage ich mal, ist gerade auch die Art und Weise, wie wir jetzt unseren Kanzlerkandidaten oder die Kanzlerkandidatin küren, schon gerade aus ostdeutscher Perspektive auch entweder Werbung für die Politik oder ein abschreckendes Beispiel. Das ist dann natürlich schon sensibel.
Breker: Kann denn, Herr Nooke, diese Qual lange dauern? Hat man Zeit?
Nooke: Also, ich glaube nicht, dass wir länger als bis zur ersten Sitzungswoche hier im deutschen Bundestag Zeit haben. Ich verstehe auch, dass ein bisschen Druck gemacht wird, dass man am 22. in der Bundestagsfraktion - die erste Fraktionssitzung nach dieser langen Pause - eigentlich wissen möchte, woran man ist. Wir müssen ja das operative Geschäft machen und wir wollen uns dann auch auf einen Kandidaten einstellen. Auch für den Fraktionsvorsitzenden ist es wichtig, dass er den Angriff gegen die Bundesregierung fahren kann und weiß, wer jetzt als Kanzlerkandidat antritt. Ich glaube, dass da auch in der Fraktion der Druck verständlicherweise groß wird, und weil das so ist, glaube ich aufgrund des Verfahrens, dass Angela Merkel und Edmund Stoiber besprochen haben, dass sich beide verständigen und die Parteipräsidien dann auch ein entsprechende Votum geben. Das muss in der nächsten Woche dann eigentlich passieren.
Breker: Erwarten Sie denn einen gemeinsamen Vorschlag der beiden, denn die beiden wollen sich ja in einer zweisamen einsamen Entscheidung festlegen?
Nooke: Das ist schwer zu sagen. Ich glaube, dass es, wenn man rational und wohlüberlegt an die Situation herangeht, klar sein muss, dass es keinem hilft, wenn eine Abstimmung 70:30 oder 60:40 herauskommt, sondern es funktioniert eigentlich nur, wenn deutlich wird, wer überlegen ist und wir der Meinung sind, dass der ein oder andere Kandidat das bessere Wahlergebnis für uns vermuten lässt. Ich sehe z.B. aus ostdeutscher Perspektive keinerlei Probleme, sich vollständig hinter Edmund Stoiber oder Angela Merkel zu reihen, wobei ich auch keinen Hehl daraus mache, dass vielleicht der interessantere, differenziertere Wahlkampf mit Angela Merkel, die eine ostdeutsche Biographie hat, in den neuen Bundesländern möglich ist, weil manchmal die polarisierende Art nicht so sehr geliebt wir. Also, wenn wir im Osten als CDU stärker werden wollen, spricht schon einiges für Angela Merkel, was aber wiederum an der Parteibasis nicht unbedingt in allen Landesverbänden so gesehen wird. Wir haben also auch hier eine nicht ganz einfache Situation.
Breker: Bei der Wahl zwischen Merkel oder Stoiber geht es ja nicht nur um Personen. Wenn man genau hinsieht, ist das auch ein wenig eine Richtungsentscheidung.
Nooke: Ja, aber da habe ich in den letzten Tagen auch beobachtet. Mein Kollege Michel Glos hat ja auch beim inhaltlichen Profil gar keinen großen Unterschied zwischen Merkel und Stoiber gemacht hat. Ich glaube, dass auch der bayerische Ministerpräsident weiß, dass er letztlich vom rechten Rand bis weit in die Mitte hinein Wähler ansprechen muss. Die Programmatik der beiden Parteien, insbesondere nach dem CDU-Parteitag in Dresden, steht ja fest, und von dem, was inhaltlich aufgeschrieben ist, wird weder Angela Merkel noch Edmund Stoiber abweichen. Somit denke ich, dass das Profil der Partei klar ist. Somit ist auch mehr oder weniger die Art und Weise der Auseinandersetzung entscheidender als das, was inhaltlich gesagt wird.
Breker: Sie hatten es eben kurz angesprochen, Herr Nooke: Frau Merkel stammt wie Sie aus Ostdeutschland. Für die Wähler in Ostdeutschland ist das ein Mobilisierungsfaktor. Würde das der Union wirklich großen Auftrieb geben?
Nooke: Also, ich glaube, dass eine ostdeutsche Frau natürlich auch ein Stück neues Selbstbewusstein schaffen kann. Wenn sie es schafft, den Kanzler zu schlagen, wirkt das, glaube ich schon, motivierend. Und wenn wir vielleicht selber noch etwas freundlicher mit Frau Merkel umgehen als wir das in manchen zurückliegenden Wochen getan haben und man ihr das auch wirklich zutraut, dann geht davon auch wirklich eine große mobilisierende Wirkung davon aus. Ich glaube aber auch, dass wir eine ganze Menge Fehler machen können und dass es ebenso gute Gründe in Sachen Wirtschaftskompetenz und Innerer Sicherheit gibt. Das Profil, das eben auch mit Edmund Stoiber gerade auch in den neuen Bundesländern verbunden wird - ein erfolgreiches Land, BMW kam nach Leipzig - kann auch mobilisierend wirken. Ich sehe da nicht ein ganz so großes Problem. Die Frage ist, wie viele potenzielle Wähler der CDU, die heute vielleicht noch andere Parteien wählen - vielleicht sogar die PDS - können wir ansprechen? Ich sehe schon eine Chance, durch einen geschickten Wahlkampf und eine geschickte Wahlkampfstrategie mit Angela Merkel möglichst viele anzusprechen.
Breker: Das heißt, auch aus Ihrer Sicht, käme es auf eine Mannschaft an?
Nooke: Es ist, glaube ich, in jedem Fall wichtig - ob nun Angela Merkel oder Edmund Stoiber antreten -, dass mit einer entsprechenden Mannschaft, einem Team in den Wahlkampf gegangen wird, das aus bewährten und vielleicht auch ein oder zwei interessanten neuen Namen dann den A-ha-Effekt auslöst und man sagt: A-ha, wenn die dabei sind, dann kann es vielleicht doch klappen und dann trauen wir dieser CDU, CSU gemeinsam vielleicht auch mit der FDP den Wahlsieg zu. Denn Rot/Grün hat keine Mehrheit und die Bilanz von Schröder im Osten ist ja verheerend. Wenn wir uns die Arbeitslosenzahlen in Deutschland insgesamt ansehen, dann ist das dramatisch, aber wenn man sich überlegt, dass der Abstand zwischen Ost und West bei der Arbeitslosenquote in den letzten drei Jahren massiv gestiegen ist und dass trotz einer massiven Abwanderung, gerader junger Menschen aus den neuen Bundesländern nach Süd- und Westdeutschland, dann ist diese Bilanz so schlecht, dass Schröder eigentlich hier im Osten letztlich schon gescheitert ist und wir uns jetzt eigentlich nur beim Einsammeln der Stimmen intelligent genug anstellen sollten.
Breker: Günther Nooke war das. Er ist stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Union im deutschen Bundestag. Herr Nooke, ich danke Ihnen.