
Die Bahn erklärte, mit dem Notfahrplan biete das Unternehmen den Fahrgästen im Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr "ein stark reduziertes, aber verlässliches Angebot an Fahrten". In welchem Umfang dies möglich sei, unterscheide sich regional stark. Sie empfahl, sich 24 Stunden vor Fahrtantritt über die geplante Verbindung zu informieren. Die Bahn rate Reisenden im Fernverkehr außerdem, frühzeitig einen Sitzplatz zu reservieren.
Verhärtete Fronten
Die GDL fordert mehr Entgegenkommen von der Bahn. Der Konzern bewege sich nur millimeterweise, sagte GDL-Chef Weselsky im ZDF. Man werde erst dann wieder verhandeln, wenn das Unternehmen von seinem hohen Ross herunterkomme. Weselsky nannte den Streik verhältnismäßig und auch rechtmäßig. Dass der Ausstand Kunden im Personen- und Güterverkehr treffe, sei nicht zu vermeiden. Er betonte, man müsse länger und auch härter streiken, weil das Management der Bahn beratungsresistent sei.
Bundesverkehrsminister Wissing äußerte die Erwartung, dass die Lokführergewerkschaft, an den Verhandlungstisch zurückkehrt. Der FDP-Politiker sagte im Deutschlandfunk, die Gewerkschaft müsse Verantwortung übernehmen und mit der Bahn reden. Das Beharren auf Forderungen sei nicht konstruktiv, sondern destruktiv. Wissing fügte hinzu, wenn die Positionen zu festgefahren seien, müsse man gegebenenfalls eine Mediation oder ein Schlichtungsverfahren in Erwägung ziehen. Die Dauerbelastung für die Gesellschaft sei inakzeptabel.
Streik im Güterverkehr machte den Auftakt
Gestern Abend hatte mit der Bestreikung des Güterverkehrs der Arbeitskampf begonnen. Der Streik soll zwar bis Montagabend, 18 Uhr, andauern. Die Bahn geht allerdings davon aus, dass sich der Zugverkehr erst in der Nacht zum Dienstag normalisieren wird. In der laufenden Tarifrunde ist der aktuelle Streik bereits der vierte. Die GDL verlangt, die Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich zu verkürzen. Die Deutsche Bahn bietet ein Wahlmodell zur Reduzierung der Arbeitszeit um eine Stunde ab 2026.
Die GDL hat Informationen des Bayerischen Rundfunks zufolge ein Gesprächsangebot vorgelegt, das die Bahn umgehend zurückwies: Die Gewerkschaft habe nur wieder ihre Maximalforderungen aufgelistet. Diese seien indiskutabel.
Fahrgäste müssen in den nächsten Tagen mit erheblichen Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr rechnen. Welche Züge fahren, gibt die Bahn über ihre Internetseite und die App bekannt. Außerdem steht eine kostenfreie Info-Telefonnummer zur Verfügung, unter der man sich individuell beraten lassen kann. Wer bereits eine Fahrkarte gekauft hat, kann die Reise auf einen späteren Zeitpunkt verschieben: Die Bahn hat die Zugbindungen aufgehoben und Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden.
Diese Nachricht wurde am 24.01.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.