An zwölf der insgesamt 19 Flughäfen, die Ryanair ansteuert, fielen am Mittwoch Flüge aus, in Frankfurt etwa 28 von 44 geplanten. Auch in Berlin-Schönefeld und Tegel seien mehr als die Hälfte der Flüge annulliert worden, hieß es von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Von den 400 geplanten Flügen seien 250 gestartet, davon 90 Prozent pünktlich, sagte Ryanair-Organisationschef Peter Bellew der Deutschen Presseagentur. An den Flughäfen blieb es jedenfalls ruhig, denn die Passagiere, deren Flüge nicht starteten, waren vorab informiert worden.
Nicht ganz so ruhig blieben die Flugbegleiter, etwa in Frankfurt. Sie demonstrierten am Morgen in der Abflughalle des Flughafens: Sie hielten Masken des Ryanair-Chefs Michael O'Leary vor das Gesicht und verteilten Zitronen in Anspielung auf O'Leary, der einmal gesagt hatte, er presse seine Mitarbeiter aus wie Zitronen und werfe sie dann weg. Die Masken hätten sie auch als Schutz vor Repressalien getragen, erklärt Ronald Laubrock von ver.di, er ist Landesfachbereichsleiter Verkehr Hessen.
"Ryanair hat Sanktionen gegen die Streikteilnehmerinnen und -teilnehmer angekündigt. Insofern gehört da ganz, ganz viel Mut zu."
Ryanair droht mit Entlassungen und Schließungen
Mut auch deshalb, weil von den 1000 Flugbegleitern, die ver.di zum Ausstand aufgerufen hat, 700 Leiharbeiter seien. Die VC, die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit, hat jedoch nur die etwa 80 Prozent fest angestellten Flugzeugführer zum Streik aufgefordert, damit man Ryanair keinen Anlass gebe, womöglich Rechtsmittel einzulegen. Die Fluggesellschaft hat unterdessen damit gedroht, Mitarbeiter zu entlassen und weniger stark genutzte Basen zu schließen. Diese Strategie kenne man schon, erläutert Ingolf Schumacher, Verhandlungsführer der VC.
"Das Gleiche ist in Holland passiert in der vergangenen Woche. Davor war es in Italien und Irland genauso der Fall. Das heißt, wir müssen hier sehr mutig sein, zusammenstehen als Gewerkschaften. Ich bin sehr froh, dass wir das heute geschafft haben, dass nicht nur Piloten, sondern auch Flugbegleiter sich hier gemeinsam einem übermächtigen Gegner in der Weg stellen."
Mehr Grundgehalt, Stopp der Ausbeutung
Sowohl Piloten als Flugbegleiter sind willens, weiter zu streiken, falls Ryanair keinen akzeptablen Vorschlag mache. Den Flugbegleitern hat das Unternehmen bisher nur eine Erhöhung um 41 Euro für drei Jahre angeboten. Die Piloten möchten das Vergütungssystem umstellen, erklärt Schumacher:
"Wir haben sehr geringe Grundgehälter und im Vergleich sehr hohe flexible Zulagen. Das führt zu Ausfällen, wenn die Piloten zum Beispiel aufgrund von saisonalen Schwankungen einfach durchs Unternehmen nicht eingesetzt werden - oder wenn sie schlicht krank sind.
Doch beide Gewerkschaften möchten nicht nur mehr Geld, sie möchten vor allem die von ihnen als ausbeuterisch gebrandmarkten Arbeitsbedingungen ändern und diese dann in einem Tarifvertrag festschreiben. Dazu sind sie auch weiter streikbereit - Druck hin oder her.