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Student Academy Awards
Deutscher Filmnachwuchs mit Studenten-Oscar ausgezeichnet

Die Gewinner der Student Academy Awards werden vom amerikanischen Branchenverband der Filmschaffenden bestimmt, der auch die Oscars vergibt. In diesem Jahr kommen alle drei Preisträger in der Kategorie "ausländischer Film" aus Deutschland: Ilker Catak, Dustin Loose und Patrick Vollrath.

Von Wolfgang Stuflesser |
    Dustin Loose, Patrick Vollrath, Michelle Rodriguez und Ilker Catak bei der Preisverleihung der Student Academy Awards 2015 in Beverly Hills.
    Dustin Loose, Patrick Vollrath, Michelle Rodriguez und Ilker Catak bei der Preisverleihung der Student Academy Awards 2015 in Beverly Hills. (Valerie Macon / AFP)
    Mit dem Namen hat Hollywood-Schauspielerin Michelle Rodriguez noch ein bisschen Probleme - aber Ilker Catak, Absolvent der Hamburg Media School, nimmt es ihr nicht übel, sondern freut sich, dass es im Kino der Academy kein Orchester gibt wie bei den echten Oscars, das seine Dankesrede abschneiden könnte.
    Und so bedankt er sich denn auch überschwänglich und ausführlich bei allen, die den Film möglich gemacht haben. "Sadakat" spielt während der politischen Unruhen in der Türkei vor zwei Jahren und ist an Originalschauplätzen gedreht. Er erzählt die Geschichte einer Ärztin, die einem Aktivisten Schutz gewährt - und darauf selbst ins Visier der Polizei gerät. Der Film ist in türkischer Sprache gedreht, wurde aber vom Bayerischen Rundfunk fürs deutsche Fernsehprogramm produziert. Man merkt Ilker Cakat an, wie wichtig ihm der Film ist und die Geschichte, die er erzählt.
    "Wahnsinnig wichtig, weil das ist einfach ein gesellschaftlicher Zustand, den ich beschreiben wollte, weil er mir auch zu Herzen geht, weil er auch in meiner Familie zu finden ist. Und deswegen war mir dieser Film wahnsinnig wichtig. Ich freu mich über die Aufmerksamkeit, die er durch diesen Preis erfährt."
    Der Studenten-Oscar in Silber geht an Dustin Loose, Absolvent der Filmakademie Baden-Württemberg. "Erledigung einer Sache" heißt der Film, den der Südwestrundfunk koproduziert hat. Darin trifft ein junger Mann seinen seit Jahrzehnten totgeglaubten Vater, der wegen eines Mordes in der Psychiatrie sitzt.
    Academy entscheidet über Gewinner
    Wer gewinnt, das bestimmen auch bei den Studenten-Oscars Mitglieder der Academy, also des amerikanischen Branchenverbands der Filmschaffenden. Dass alle drei Preisträger in der Sparte "ausländischer Film" in diesem Jahr aus Deutschland kommen, hat auch Dustin Loose überrascht.
    "Das ist natürlich erst mal ziemlich krass, erst mal etwas unwirklich. Und hat vor allem damit was zu tun, dass in Deutschland die Ausbildung im Filmbereich natürlich sehr, sehr hoch geschätzt wird. Dass es eben viele, viele sehr gute Filmhochschulen gibt, mit sehr guten Profilen, sehr ausgeprägten unterschiedlichen Profilen. Und natürlich auch, dass wir in Deutschland das Glück haben, dass wir für unsere Ausbildung nicht zahlen müssen."
    Patrick Vollrath ist ebenfalls Deutscher und hat in Wien studiert. Sein Film "Alles wird gut" bekam den Preis in Bronze. Es geht um einen geschiedenen Vater, der seine kleine Tochter fürs Wochenende abholt - doch dann kommt alles ganz anders. Vollrath verspricht sich vom Prädikat "Studenten-Oscar" auch ein bisschen Schwung, wenn es darum geht, eine Finanzierung für sein nächstes Filmprojekt zur finden.
    "Das ist natürlich immer ein kleiner Kampf, dass man die Herzensprojekte auch durchbekommt. Und ich hoffe einfach, dass es dadurch ein bisschen einfacher wird."
    So, wie die drei Regisseure sich nach der Verleihung herzen und drücken, kommt kein Gewinner- oder Verlierergefühl auf. Das Wichtigste am Preis sind vermutlich ohnehin die Kontakte, die die drei Nachwuchstalente aus Deutschland in den vergangenen Tagen hier in Hollywood knüpfen konnten.