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Studie der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz
Aufsichtsratsvergütung soll transparenter werden

Mit Ann-Kristin Achleitner hat es eine Frau in den Kreis der zehn einflussreichsten DAX-Aufsichtsräte geschafft, teilt die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz in ihrer Studie mit. Außerdem erhofft sich die Aktionärsvereinigung noch mehr Transparenz bei der Vergütung von Aufsichtsräten.

Von Brigitte Scholtes | 09.10.2018
    Ann-Kristin Achleitner auf der Hauptversammlung der Munich Re im April 2018 | Sven Simon / picture alliance | Verwendung weltweit
    Einzige Frau unter den Top-Ten-Aufsichtsräten: Ann-Kristin Achleitner (Sven Simon / picture alliance)
    Die gute Nachricht: Es gibt jetzt eine Frau unter den Top-Ten der einflussreichsten Aufsichtsräte. Das ist Ann-Kristin Achleitner. Sie sitzt bei der Deutschen Börse, bei Linde und der Münchner Rück im Kontrollgremium. Die schlechte Nachricht: Ansonsten bleiben die Herren weitgehend unter sich. Zwar sind unter den Aufsehern in den 30 DAX-Unternehmen inzwischen knapp 34 Prozent weiblich. Es gibt aber nur eine Frau an der Spitze eines Kontrollgremiums, nämlich Simone Bagel-Trah von Henkel.
    Die früheren Chefs von Allianz beziehungsweise Merck, Michael Diekmann und Karl-Ludwig Kley, teilen sich Platz eins. Diekmann steht dem Kontrollgremium der Allianz vor und ist zudem noch Aufseher bei BASF, Fresenius und Siemens. Kley leitet die Aufsichtsräte der Lufthansa und von Eon und ist Aufsichtsrat bei BMW. Die Nummer drei ist dann Paul Achleitner, der dem Kontrollgremium der Deutschen Bank vorsteht und der zudem noch einfaches Mitglied ist bei Bayer und Daimler.
    Selbstregulativ gegen zu viele Mandate
    Die Herren haben also viel zu tun, aber die Überlastung durch zu viele Mandate, lasse doch etwas nach, sagt Jella Benner-Heinacher, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der DSW, der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.
    "Das hat natürlich auch mit der zeitlichen Komponente zu tun - denn, wenn sie wie Herr Achleitner 75 Sitzungen allein für die Deutsche Bank haben, dann schaffen sie das gar nicht mit so vielen. Wir haben festgestellt, das Höchste sind eigentlich drei Mandate, die man tatsächlich verantworten in verantwortungsvoller Position haben kann, ganz selten mal vier. Also, es gibt auch ein bisschen so ein Selbstregulativ."
    BMW zahlte höchste Vergütung für Aufsichtsräte
    Spitze ist Paul Achleitner in der Rangliste der Einzelvergütungen: Als Chef des Deutsche-Bank-Aufsichtsrats erhielt er 800.000 Euro, im Schnitt lag die Vergütung der Aufsichtsratschefs im DAX bei gut 378.000 Euro. Insgesamt haben die 30 DAX-Unternehmen für das Geschäftsjahr 2017 88,4 Millionen Euro an ihre Aufsichtsräte überwiesen, das waren 6,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. BMW zahlte die höchste Gesamtvergütung, gefolgt von Siemens und Continental. Inzwischen werden die Aufsichtsräte auch weitgehend mit Festgehältern bezahlt, ein Fortschritt, sagt Jella Benner-Heinacher:
    "Wir sind für eine Festvergütung, weil wir glauben, der Aufsichtsrat sollte nicht an Kennziffern gekoppelt sein so wie der Vorstand. Und zum Beispiel Dividende als Variable, das war ja lange Zeit sehr beliebt, ist aus unserer Sicht auch ungeeignet, denn der Aufsichtsrat entscheidet ja selber über die Dividende. Und dann entscheidet der selber über seinen Teil der Vergütung. Das finden wir nicht so gut."
    Mehr Transparenz bei der Vergütung
    Die Transparenz auch bei der Vergütung soll nach dem Willen der EU noch weiter steigen, dafür soll die Aktionärsrechterichtlinie sorgen:
    "Ein 'Opting Out' ist jetzt nicht mehr möglich. Bisher war es so, kleine und mittlere Gesellschaften mit Großaktionär konnten mit Ausnahmebestimmungen darauf verzichten, das zu publizieren. Demnächst, wenn das Gesetz in Kraft ist, muss für alle individuell offen gelegt werden."
    Bisher hatten etwa der Medienkonzern Springer oder die Optikerkette Fielmann diese so genannte Tarnkappenregelung genutzt. Spätestens 2020 aber soll damit Schluss sein.