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Studiengang Islamische Theologie
Alles, nur nicht auf Lehramt

Wir brauchen Imame und muslimische Religionslehrer, die in Deutschland studiert haben – heißt es aus der Bundesregierung. Deshalb startet im Herbst der neue Studiengang Islamische Theologie an der Berliner Humboldt-Uni. Allerdings ohne Lehramtsoption - denn die nötigen Praktikumsplätze fehlen noch.

Von Claudia van Laak | 23.05.2019
Auf einer Tafel wird in der Karmeliterschule in Frankfurt am Main Schülern der durch einen roten Pfeil angezeigt, dass in der nächsten Stunde bekenntnisorientierter islamischer Religionsunterricht gehalten wird.
Die Humboldt-Universität hat übersehen, dass bereits beim Start Praktikumsplätze für die Lehramtsstudierenden zur Verfügung stehen müssen, daher kann sie im Herbst nicht mit der Lehrer-Ausbildung beginnen (dpa / picture alliance / Frank Rumpenhorst)
Grünes Licht für den Bachelorstudiengang "Islamische Theologie" an der Berliner Humboldt-Universität. 80 Studienplätze stehen zum Wintersemester zur Verfügung, sagt Gründungsdirektor Michael Borgolte. "Wie können am 1.10. beginnen. Wir haben eine Studienordnung und eine Prüfungsordnung für einen Bachelor in Islamischer Theologie."
Noch sind nicht alle Professuren besetzt, der Zeitplan ist eng. Doch Michael Borgolte rechnet fest damit, im Wintersemester mit vier Professorinnen und Professoren beginnen zu können. Allerdings mit Einschränkungen – das Islam-Institut wird im Herbst nicht mit der Lehrerausbildung starten können. Der CDU-Abgeordnete Adrian Grasse:
"Wir bedauern das sehr. Unser eigentliches Anliegen war, gerade diese Lehramtsoption zu schaffen. Und damit wird der Grundgedanke auf den Kopf gestellt, im Grunde ad absurdum geführt. Unser wichtigstes Anliegen als CDU-Fraktion war es, gerade gut ausgebildete Lehrer an unseren Schulen einsetzen zu können."
Lehrerausbildung nur ein geringer Teil der Gesamtausbildung
Nicht ganz so scharf formuliert es der Senat. Allerdings findet es auch SPD-Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach "bedauerlich", dass diejenigen, die islamische Religionslehrer werden wollen, im Herbst nicht mit einem entsprechenden Studium beginnen können. Gründungsdirektor Michael Borgolte wiegelt ab: "Ich sehe kein großes Problem darin, wenn wir mit der Facette Religionsunterricht jetzt nicht starten können. Man muss sich ja immer klarmachen, die Lehrerausbildung ist nur ein geringer Teil der Gesamtausbildung. Wir bilden Leute aus für die Imamtätigkeit, für die sonstige Seelsorge, für die Publizistik. Ich würde es nicht so hochhängen."
Doch – wie konnte es dazu kommen? Die Humboldt-Uni hat übersehen, dass bereits beim Start Praktikumsplätze für die Lehramtsstudierenden zur Verfügung stehen müssen. Um diese Praktikumsplätze wiederum müssen sich diejenigen kümmern, die die Verantwortung für den muslimischen Religionsunterricht haben, in Berlin ist das die Islamische Föderation. Borgolte gibt zu: "Es hätte besser laufen können", schlägt aber gleichzeitig vor, "dass jemand, der die Absicht hat, islamische Religion an der Schule zu unterrichten, sehr wohl in das Bachelorstudium jetzt schon einsteigen kann und sich dann in einem Jahr umschreiben lassen kann in das Studium auf das Lehramt. Insofern ist nichts Dramatisches verloren."
Nachbesserungen nötig
Beim Lehramt wird jetzt nachgearbeitet – die Islamische Föderation kümmert sich um die Praktikumsplätze, die Humboldt-Uni um eine Studien- und Prüfungsordnung für einen Grundschul-Bachelor in Islamischer Theologie. Uni-Präsidentin Sabine Kunst: "Deswegen halte ich jetzt für zurzeit unvermeidbar, noch tatsächlich die notwendigen Vorklärungen zu machen und dann etwas später zu starten. Aber in jedem Fall zu starten."
Allerletzte Hürde für den Studienbeginn am 1. Oktober ist noch die rechtzeitige Berufung der Professoren. Doch hier hat Michael Borgolte vorgebaut. Sollte der Beirat – hier speziell Vertreter von drei islamischen Verbänden – Einspruch gegen deren Berufungen erheben, werden die Wissenschaftler trotzdem mit ihren Seminaren und Vorlesungen beginnen können. Sie haben nämlich bereits Verträge als Gastprofessoren unterschrieben.
"Ich bin nach wie vor optimistisch, dass es letztlich gut geht, weil die beteiligten Verbände ja dieses Institut wollen. Das ist ein dezidierter Wille, der durch die ganzen Schwierigkeiten hindurch getragen hat und ich würde davon ausgehen, dass dieser Wille nach wie vor besteht."