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Studio Babelsberg
Von Legenden, Erfolgen und finanziellen Schwierigkeiten

Es ist das älteste Großatelier-Filmstudio der Welt und die Wiege nicht nur des deutschen Films: Studio Babelsberg. Seit der Gründung 1912 wurden hier dutzende Klassiker gedreht. Internationale Stars geben sich in Potsdam-Babelsberg die Klinke in die Hand. Obwohl Berlin und Brandenburg als Drehorte beliebt sind wie nie, ist die Studio Babelsberg AG ins Schlingern geraten.

Von Vanja Budde | 05.02.2015
    Logo des Studio Babelsberg im Eingangsbereich der Studios
    Trotz internationaler Erfolge befindet sich das Studio Babelsberg in finanzieller Schieflage. (JOHANNES EISELE / AFP)
    "The Grand Budapest Hotel" ist der aktuelle große Stolz des Unternehmens mit seinen 20 Filmstudios vor den Toren von Berlin. Brandenburgs SPD-Wirtschaftsminister Albrecht Gerber rührt angesichts von neun Oscar-Nominierungen für Wes Andersons Tragikomödie kräftig die Werbetrommel:
    "Ich glaube, internationale Film- und Kinoproduktionen sind ohne Studio Babelsberg überhaupt nicht mehr denkbar, zumindest nicht in dieser künstlerischen Qualität."
    Und dennoch steckt die Studio Babelsberg AG in Schwierigkeiten. Für 2014 wird mit zweieinhalb Millionen Euro Verlust gerechnet, weil ein großer Film kurz vor Beginn der Dreharbeiten platzte und eine weitere internationale Koproduktion dann doch Studios in Großbritannien bevorzugte. Der Umsatz wird von knapp 82 auf etwa 50 Millionen Euro sinken. Genaues wird man Ende März wissen. Für 2016 hat die Aktiengesellschaft angesichts eines rapide fallenden Kurses ihren Rückzug von der Börse angekündigt. Doch der Vorstandsvorsitzende Carl Woebcken hat einen Hoffnungsschimmer am Horizont ausgemacht.
    "Die Auftragsanbahnung von Studio Babelsberg ist in diesem Frühjahr sehr positiv. Wir gehen davon aus, dass sich von diesen größeren Projekten, die wir gegenwärtig verhandeln, ein oder zwei mindestens realisieren lassen werden. Unsere größte Sorge ist, dass wir dieses Jahr möglicherweise in Verbindung mit dem Deutschen Filmförderfonds an die Grenzen stoßen könnten."
    Diskussion um die Filmförderung in Deutschland
    Denn das sei die Ursache aller Schwierigkeiten: die Diskussion um die Filmförderung in Deutschland. Meint Vorstandschef Carl Woebcken:
    "Wir wissen ja nicht, wie viel zum Beispiel die deutschen Produzenten aus dem Deutschen Filmförderfonds dieses Jahr beantragen werden. Wenn es dann insgesamt für alle knapp werden sollte, dann kann das auch für uns heißen, dass wir im zweiten Halbjahr - obwohl wir es von der Auftragsanbahnung machen könnten - das Projekt doch verlieren, weil wir nicht vergleichbare Rahmenbedingungen wie zum Beispiel in England oder Ungarn haben, wenn wir nur über Europa sprechen."
    Denn die großen Hollywood-Studios beobachten mit Argusaugen die Pläne der Bundesregierung, den Deutschen Filmförder-Fonds um 10 auf 50 Millionen Euro zu kürzen. Dass der Bundesrat sich dagegen ausgesprochen und fürs erste Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel zusätzliche zehn Millionen Euro in Aussicht gestellt hat, freut natürlich das Studio Babelsberg. Kritiker monieren allerdings, dass US-Blockbuster wie George Clooneys "Monuments Men" mit achteinhalb Millionen Euro deutscher Steuergelder subventioniert werden.
    Ob 50 oder 60 Millionen Euro für die Filmförderung - in Babelsberg träumt man von noch ganz anderen Summen:
    "Es stand ja in einem Entwurf des Koalitionsvertrages drin, dass es mindestens 70 Millionen Euro sein sollten, besser wären 90. Dazu hat es lange politische Vorarbeiten und Gespräche gegeben. Wir wollen daran auch versuchen festzuhalten."