Der Papst kritisierte in der Messe eine "Logik, die versucht, alles in Tauschobjekte, Konsumobjekte, alles in Käufliches zu verwandeln". Dabei würden Menschen ausgeschlossen und als unwürdig betrachtet, die nichts produzierten oder dazu als nicht geeignet erschienen.
Bolivien ist die zweite Station der Südamerika-Reise des Papstes. Nach einem Besuch in Ecuador war er am Mittwochabend an Boliviens Regierungssitz La Paz eingetroffen, wo er von Präsident Evo Morales empfangen wurde. Es ist der erste Papstbesuch seit 1988 in Bolivien.
Messe auf Guaraní, Quechua und Aymara
Die Messe in Santa Cruz zelebrierte Franziskus unter freiem Himmel auf dem Cristo-Redentor-Platz. Schon vor dem Gottesdienst versammelten sich Ureinwohner aus den Völkern der Quechua und Aymara auf dem Platz. Teile der Messe wurden in den indigenen Sprachen Guaraní, Quechua und Aymara vorgetragen. Der Papst lobte die Bemühungen in Bolivien für ein friedliches Zusammenleben der vielen Ethnien. "Wie viel Freude bereitet es uns zu wissen, dass das Spanische, das in diese Länder gebracht wurde, heute mit 36 indigenen Sprachen zusammenlebt und sich vermischt", sagte der Argentinier. In Bolivien leben 37 verschiedene indigene Gruppen. Ihr Anteil an der Bevölkerung beträgt mehr als 60 Prozent.
Der Papst hob in seiner Predigt auch die Rolle der Frau in der bolivianischen Gesellschaft hervor: "In diesen Tagen habe ich viele Mütter sehen können, die ihre Kinder auf dem Rücken tragen. Sie tragen das Leben auf ihren Schultern, die Zukunft ihres Volkes." Der Reichtum einer Gesellschaft bemesse sich am Leben ihrer Menschen.
Rolle der katholischen Kirche
Die achttägige Reise des Papstes nach Ecuador, Bolivien und Paraguay soll gerade diesen oft wenig beachteten Ländern in Südamerika und ihren Menschen Mut machen. Bolivien ist stark katholisch geprägt, es gibt aber einen großen Einfluss evangelikaler Pfingstkirchen und von Naturreligionen. Präsident Morales ist zwar auf Konfrontationskurs mit der heimischen Kirche, umschmeichelt den Papst aber als Verbündeten im Kampf gegen Armut und Ausgrenzung. Kirchliche Organisationen werfen dem ersten indigenen Präsidenten des Landes daher eine Instrumentalisierung des Papstbesuches vor.
(nin/tzi)