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Der Papst in Ecuador
Der radikale Umweltschützer

Bei seinem Besuch in Ecuador hat Papst Franziskus zum Schutz des Amazonas-Gebietes aufgerufen. Damit stärkte er auch den Ureinwohnern in dem Land den Rücken, die wegen der Förderung von Erdöl und Erdgas gegen den Verlust ihres Lebensraums kämpfen.

Von Tilmann Kleinjung | 08.07.2015
    Papst Franziskus wird in Ecuador begeistert empfangen.
    Wird begeistert empfangen: Papst Franziskus in Ecuador (picture alliance / dpa / Robert Puglla)
    Im Osten Ecuadors, an der Grenze zu Peru, liegt ein echter Schatz, ein verborgener Schatz im Herzen Südamerikas: Der Yasuní Nationalpark, viermal so groß wie das Saarland, besitzt eine unvergleichliche Arten- und Pflanzenvielfalt. Eine bedrohte Welt, seit Ecuadors Präsident Rafael Correa plant, im Yasuní Regenwald Erdöl fördern zu lassen.
    "Hier leben vor allem viele indigene Völker ohne Kontakt zur Außenwelt, viele Tiere, viele Pflanzen, die weltweit einzigartig sind. Der Verlust des Yasuní und seine Ausbeutung wären schrecklich für Umwelt und Natur in Ecuador."
    Luis Armijo, Dozent an der Universität Quito, ist mit seinen Studenten eingeladen am Treffen mit dem Papst teilzunehmen. Von Franziskus erwartet er sich ein klares Wort gegen die Ausbeutung und Zerstörung des Regenwalds - so wie in seiner jüngst veröffentlichten Umweltenzyklika "Laudato Si". Franziskus hat die Hoffnung von Luis Armijo nicht enttäuscht und die jungen Menschen aufgefordert, sich für die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen. Das sei keine bloße Empfehlung, sondern eine zwingende Forderung.
    Unmittelbarer Erziehungsauftrag
    "Eines ist klar: Wir können unserer Wirklichkeit, unseren Brüdern und Schwestern, unserer Mutter Erde nicht weiter den Rücken zukehren. Wir dürfen, was um uns herum geschieht, nicht ignorieren, als ob bestimmte Situationen nicht existieren würden und nichts mit unserer Wirklichkeit zu tun hätten."
    Daraus leitet der Papst einen unmittelbaren Erziehungsauftrag ab. Ein Universitätsabschluss dürfe nicht länger Synonym für einen höheren Status, Geld oder soziales Ansehen sein. Eine gute Ausbildung beweist sich für Franziskus in Verantwortung für die Ärmsten, für den Umweltschutz. Zum Beispiel für den Erhalt des ecuadorianischen Regenwalds.
    "Wenn diese Wälder niedergebrannt oder eingeebnet werden, um den Boden zu bewirtschaften, gehen in wenigen Jahren unzählige Arten verloren, wenn sich diese Gebiete nicht gleich in Wüsten verwandeln."
    Fürsprecher für die unberührte Natur
    Papst Franziskus präsentiert sich in Ecuador als radikaler Umweltschützer. Ein echter Fundi, kein Realo. Ein Fürsprecher für die unberührte Natur und die Menschen die darin leben. Alberto Ainaguano vom indigenen Volk der Chibuleo hofft, dass Ecuadors Regierung auf den Papst hört.
    "Das war eine Botschaft, die mich motiviert und ermutigt. Er sagt, dass wir Menschen zu wenig über die Natur nachdenken. Und dass wir die Natur manchmal missbrauchen und Pflanzen zu wenig schützen. Wichtig ist, dass uns die Botschaft des Papstes aufrüttelt. Der Besuch des Papstes wird uns alle ein bisschen verändern."
    Ecuadors Präsident Correa gilt als Mann einsamer Entscheidungen. Auch hier wurde Papst Franziskus ungewöhnlich, undiplomatisch deutlich und forderte eine bessere Integration der indigenen Bevölkerung sowie der afrikanischstämmigen Ecuadorianer. In einer wirklichen Demokratie seien alle sozialen Kräfte für den Dialog unentbehrlich.