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Südkorea
Das verfallene Skigebiet

Aus dem Eingang wachsen Bäume, vor den Gebäuden türmt sich das Geröll. Nur eine Stunde von Pyeongchang entfernt verfällt ein Skiressort aus den 80ern. Die Einheimischen halten Korruption für den Grund. Droht ein ähnliches Schicksal auch den Olympiaanlagen?

Von Frank Hollmann | 22.02.2018
    Das verlassene Alps Ski Ressort im südkoreanischen Dorf Heul-Ri, eine Autostunde von Pyeongchang entfernt.
    Das verlassene Alps Ski Ressort im südkoreanischen Dorf Heul-Ri, eine Autostunde von Pyeongchang entfernt. (AFP - Ed Jones)
    In den Eingängen zum Ressort wachsen Birken und Fichten, vor den Hotels türmen sich Kloschüsseln und Waschbecken, unter den Füßen knirschen zerbrochene Fensterscheiben und Kacheln.
    Alps Ski Ressort steht in verblassten Farben über der heruntergekommenen Bowling-Bahn, bis 2006 sollen hier noch Kunden gespielt haben.
    Die Schande des Dorfes
    In einer kleinen Wirtschaft von Heul-Ri, dem nah gelegenen Dorf, unterhalb der einstigen Skipisten, treffen sich einige Bauern zum Mittagessen. Reden über die Ruinen, die Schande des Dorfes möchte keiner. Nur einer gibt kurz Auskunft.
    "Die früheren Betreiber haben sich einen Kredit bei der Bank geholt, sie haben damals angegeben, sie wollten alles renovieren. Und dann sind sie mit Geld getürmt."
    Eröffnet wurde das Skigebiet in den 80er-Jahren, im letzten Zipfel Südkoreas. Hinter der nächsten Bergkette liegt bereits die Demilitarisierte Zone, die schwer befestigte Grenze, die beide Koreas trennt.
    Die staatlichen Stellen sprechen nicht darüber
    Kim Young-oh arbeitet in der Tourist-Information des entlegenen Bezirks und schwärmt von den Schönheiten der Region.
    "Das Gebiet ist ziemlich bekannt. Vom Frühjahr bis zum Herbst kommen sehr viele Besucher. Im Sommer kommen auch viele zum Baden an unseren Strand und wir haben sehr viele Wanderwege, an der Küste und gleich dahinter in den Bergen."
    Wintersport und das Skigebiet erwähnt Frau Kim mit keinem Wort. Dass die staatlichen Stellen die Ruinen lieber totschweigen, wundert die Bauern von Heul-Ri nicht.
    "Natürlich kann ich das nicht beweisen, aber ich bin hundertprozentig sicher, dass Regierungsstellen die Hand aufgehalten haben, das riecht nach Korruption."
    Nur eine Stunde von den Olympia-Anlagen entfernt
    Von ihren Feldern aus haben die Bauern das Geister-Ressort ständig im Blick, die verlassenen Hotels, die herunter gekommene Bergstation und die verwilderten Pisten, die alles verbinden. Die Schneisen durch den Wald wachsen wieder zu, über den ausgehängten Sitzen der Sessellifte wuchert das Gras.
    Die Olympia-Anlagen von Pyeongchang liegen nur eine gute Autostunde entfernt. Was aus ihnen wird ist noch nicht völlig klar, räumt selbst Organisations-Chef Lee Hee-Beom ein.
    "Für vier der 12 Wettkampfstätten suchen wir noch eine Nachnutzung. Aber ich bin mir sicher, dass wir eine Lösung finden."
    Die Zeit drängt. Das verlassene Skiressort von Heul-Ri mahnt.