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Swarovskis statt Hundeknochen

Gut zwei Drittel aller Hundehalter und 60 Prozent aller Katzenbesitzer kaufen hierzulande Weihnachtsgeschenke für ihre Vierbeiner. Angefangen von Plätzchen mit Lachsgeschmack in der 100-Gramm-Tüte für fünf Euro bis hin zum Norweger-Pullover für 150 Euro. Und der Trend geht eindeutig in Richtung Luxus.

Von Klaus Deuse | 22.12.2011
    Ihre Haustiere sind den Deutschen lieb und teuer – und sie kurbeln auch kräftig das Weihnachtsgeschäft an. Vom gesamten Jahresumsatz des Fachhandels für Tierbedarf in Höhe von rund 5,5 Milliarden Euro entfällt ein gutes Drittel auf die Zeit vor dem 24. Dezember. Und der Trend geht in Richtung Luxus für Hund und Katz – allen Konjunktursorgen zum Trotz.

    Insofern dürfen sich viele von den 16 Millionen Hunden und Katzen in der Republik – so Fachhändlerin Martina Glitz – auf eine Überraschung gefasst machen:

    "Reichlich Spielzeug. Zum einen Weihnachtsmänner in verschiedenen Formen und Farben. Materialien aus Plüsch, aus Vinyl, Latex haben wir da. Und dann gibt's noch was für die international orientierten Hunde. Das nennt sich dann Christmas-Bag oder Christmas-Basket. Das sind schlicht und ergreifend Weihnachtskörbchen oder Weihnachtstüten mit diversen Leckerchen drin."

    Kostenpunkt: zwischen 15 und 30 Euro. Für Reinhard Wilms ist es ganz selbstverständlich, Terrier Bruno etwas zu Weihnachten zu schenken. Allerdings nicht Irgendwas:

    "Zu Weihnachten denkt unsere ganze Familie darüber nach, was wir unserem Bruno schenken könnten. Er ist ja so ein Familienmitglied für uns. Und deshalb haben wir uns gedacht: Wir schenken ihm eine Kaschmirdecke fürs Körbchen. Mit Monogramm."

    Gut zwei Drittel aller Hundehalter und 60 Prozent aller Katzenbesitzer kaufen Weihnachtsgeschenke für ihre Vierbeiner. Angefangen von Plätzchen in Sternform mit Lachsgeschmack in der 100-Gramm-Tüte für fünf Euro bis zum Plastikweihnachtsmann für zwölf Euro, der Jingle Bells dudelt, wenn der Hund ihn in die Nase kneift. Es darf aber auch gern etwas Persönliches sein, wie Sandra Bönig, Inhaberin einer etwas nobleren Tierboutique, den Trend beschreibt:

    "Wir haben eine sehr anspruchsvolle Kundschaft, die großen Wert darauf legt, dass ihr Tier auch dementsprechend ausgestattet wird. Zu unserem Sortiment gehören Mäntelchen, die ausgestattet sind mit Pelzkragen. Wir haben auch Halsbänder, die mit Swarowski-Steinen ausgestattet sind. Aber auch anspruchsvolles Hundegeschirr, Porzellan, das also sehr wertvoll ist. Und die Kunden sind durchaus bereit, dafür sehr viel Geld auszugeben."

    Da können sich die beschenkten Tiere auf Allerhand gefasst machen. Zum Beispiel auf ein Körbchen in Gestalt eines Sylter Strandkorbes im Miniformat für 400 Euro oder einen Norweger-Pullover für 150 Euro. Uni-Sex-Kleidung für Frau und Mann war gestern. Heute kann das Frauchen, das gesellschaftlich etwas auf sich hält, ihren Hund zu Weihnachten mit einem Mäntelchen einkleiden, das haargenau zu ihrem Outfit aus der Kollektion ihres Lieblingsdesigners passt. Kostenpunkt der Bekleidung für Zwei- und Vierbeiner: Um die 1.200 Euro in der Größe von Dackeln, für Boxer kostet das Teil noch mal 400 Euro mehr. Natürlich kommen auch Katzen unter dem Weihnachtsbaum nicht zu kurz. Fachhändlerin Martina Glitz:

    "Für Katzen gibt es natürlich auch ein besonders schönes Beutelchen, gefüllt mit einem blinkenden Halsband. Dann auch Spielzeug in Form eines Weihnachtsmanns. Weihnachtsmann im Säckchen nennt sich das. Dazu gibt es dann noch Mäuse. Und was nicht zu vergessen ist, besonders für den 24.: Leberpastete."

    Darauf stehen Katzen. Was sie aber von mit Zirkonia-Steinen besetzten Samt-Halsbändern in der Preisklasse ab 800 Euro aufwärts halten, darüber hüllen sich die Stubentiger in Schweigen. Tiere sind ein beachtlicher Wirtschaftsfaktor. Doch da sie keinen Wunschzettel schreiben können, müssen sie nehmen, was der Mensch ihnen schenkt.