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Syrien
Erste Chemiewaffen abtransportiert

Die Bemühungen um die Vernichtung der syrischen Chemiewaffenbestände kommen voran: Mit einwöchiger Verspätung wurde eine erste Ladung hochgiftiger Rohstoffe zum Bau chemischer Waffen außer Landes gebracht. Die Kampfstoffe sollen in Italien umgeladen und dann zum US-Spezialschiff "MV Cape Ray" gebracht und auf hoher See vernichtet werden.

07.01.2014
    Das US-Spezialschiff "MV Cape Ray"
    Die "MV Cape Ray" (AFP)
    Fünf Monate nach den verheerenden Giftgas-Anschlägen in Syrien hat der Abtransport der chemischen Waffen aus dem Bürgerkriegsland begonnen. Die erste Ladung der hochgiftigen Kampfstoffe sei von zwei Standorten in Syrien zur Hafenstadt Latakia gebracht und auf ein dänisches Schiff geladen worden. Das teilte die Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW) in Den Haag mit. Das Schiff habe begleitet von dänischen, norwegischen und syrischen Schiffen syrisches Gewässer verlassen.
    Die Chemiewaffen-Bestände sollen in Italien umgeladen und auf das US-Spezialschiff "MV Cape Ray" gebracht werden. Experten sollen dann ihre Ladung auf offener See neutralisieren. Rund 700 Tonnen Chemikalien sollen laut US-Vizeverteidigungsminister Franck Kendall auf dem Schiff zerstört werden.
    Keine aktuellen Opferzahlen mehr
    Ursprünglich sollten die Chemiewaffen bereits zum 31. Dezember aus Syrien abtransportiert sein. Durch andauernde Kämpfe und logistische Probleme war die internationale Operation jedoch in Verzug geraten. Die Chemiewaffen müssen gemäß einer vom UN-Sicherheitsrat im September verabschiedeten Resolution bis Mitte 2014 vollständig vernichtet sein. Moskau, Washington und Damaskus hatten den Plan ausgehandelt, nachdem US-Präsident Barack Obama wegen eines Giftgaseinsatzes nahe der syrischen Hauptstadt mit einem Militärangriff gegen das Land gedroht hatte.
    In Syrien gehen die Kämpfe zwischen Regierungstruppen von Präsident Baschar al-Assad, Aufständischen und islamistischen Extremisten weiter. Wegen der komplizierten Lage in dem Bürgerkriegsland hat das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte Versuche zur Zählung der Toten bis auf weiteres ausgesetzt. UN-Mitarbeiter hätten keinen ausreichenden Zugang zu umkämpften Gebieten, um selbst genaue Opferzahlen zu ermitteln, erklärte eine Sprecherin des UN-Hochkommissariats zur Begründung.
    Der Iran hat eine nur indirekte Teilnahme an der für den 22. Januar geplanten Syrien-Friedenskonferenz im schweizerischen Montreux abgelehnt. "Wir haben uns stets bereit erklärt, an der Konferenz teilzunehmen, aber auch stets erklärt, dass wir keine Vorbedingungen akzeptieren werden", sagte die iranische Außenamtssprecherin Marsieh Afcham zum Vorschlag von US-Außenminister John Kerry vom Wochenende. Kerry hatte angeregt, dass auch der Iran bei den Genfer Gesprächen eine Rolle spielen könnte. Offiziell ist Teheran nicht eingeladen. Nach Ansicht von ARD-Hörfunk-Korrespondent Reinhard Baumgarten wäre es töricht, den Iran komplett aus der Syrien-Friedenskonferenz auszuklammern.