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Syrien in Nahost-Konflikt zu Gesprächen bereit

Syrien hat seine Bereitschaft erklärt, an einer Friedenslösung für den Nahen Osten mitzuwirken. Der syrische Botschafter in Deutschland, Hussein Omran, sagte, das Gebot der Stunde sei ein sofortiger Waffenstillstand. Wenn Israel willens sei, Frieden zu schaffen, sei auch Syrien dazu bereit.

Moderation: Christine Heuer |
    Christine Heuer: Sondersitzung der europäischen Außenminister heute in Brüssel. Es geht, wie könnte es anders sein, um eine Lösung im Nahost-Konflikt, darum, wie der Krieg beendet und wie ein dauerhafter Frieden gefunden werden kann. Nicht Wenige setzten darauf, vielleicht Iran, auf jeden Fall aber Syrien einzubinden auf dem Weg zum erhofften Frieden.

    Am Telefon ist der syrische Botschafter in Deutschland. Guten Morgen, Hussein Omran!

    Hussein Omran: Schönen guten Morgen!

    Heuer: Zuletzt hat Frank-Walter Steinmeier, der deutsche Außenminister, gesagt, Syrien solle sich konstruktiv beteiligen. Herr Omran, sind Sie bereit, machen Sie mit, bei der Friedenssuche?

    Omran: Ich würde sagen, es ist nur vernünftig, dass Syrien einbezogen wird in eine umfassende Friedenslösung im Nahen Osten. Ich finde es sehr ratsam, dass Syrien noch mal erwähnt wird, denn es kommt eigentlich darauf an, dass alle beteiligten Parteien unbedingt ein Wort sagen werden. Wenn die Sache von Syrien alleine abhängen würde, dann natürlich wäre die Sache schon längst gelöst. Aber es ist einfach ein Gebot der Stunde, dass sofort unbedingt ein Feuerstillstand herbeigeführt oder befohlen wird. Denn es kommt darauf an, dass das Leben vieler, vieler unschuldiger Menschen verschont wird und dass die Infrastruktur von vielen Städten, Ortschaften, Dörfern, Städten im Libanon unbedingt verschont bleiben, denn die schrecklichen Ereignisse der letzten Tage haben gezeigt, dass es gar keinen schonungslosen Krieg gibt. Es gibt eigentlich, wie gesagt, nur ein Gebot der Stunde, dass unbedingt alle Parteien, und wir sind sehr froh, dass dies auf der Tagesordnung der Außenminister der europäischen Staaten steht. Das finde ich sehr gut und großartig.


    Heuer: Herr Omran,. wenn alle Parteien sprechen, sind Sie dann auch bereit, mit Israel und den USA zu sprechen?

    Omran: Schauen Sie einmal, es geht einfach darum, dass eigentlich die Kernfrage der Gesamtproblematik unbedingt angesprochen werden muss, also ein umfassendes Konzept für den Nahen Osten, das das Interesse aller Parteien im Auge hat. Das kann eigentlich nur einen Weg zum Frieden im Nahen Osten herbeiführen, und die Sache ist ganz erklärbar, wenn einfach die UNO-Resolutionen, die diese Frage schon lange besprochen hatten und erörtert haben, wenn sie in der Zukunft eine gewisse Aufmerksamkeit von der Weltöffentlichkeit finden werden, auch von Seiten der Vereinigten Staaten, von den Europäischen Staaten, von Israel, dann gibt es wie gesagt eine Chance für Frieden im Nahen Osten. Es geht nicht nur darum, dass man meinetwegen die Resolution 1559 einfach implementiert und dabei alle wichtigen Resolutionen, die wirklich eine Basis für die Zukunft dieser Regierung bilden, in Vergessenheit geraten. Es geht eigentlich um die Resolution, die Rückkehr der Flüchtlinge, der Palästinenser…

    Heuer: Herr Omran, das ist ja der ganze Friedensplan, lassen Sie mich noch einmal kurz einhaken. Sie sind, wenn ich Sie richtig verstehe. bereit. mit Israel und mit den USA zu sprechen. Bestehen Sie darauf, besteht Syrien darauf, dass auch der Iran einbezogen wird in solche Gespräche?

    Omran: Wie gesagt, die Sache ist erklärbar. Es geht, wenn meinetwegen von der Seite Israels Willigkeit bestünde, Frieden im Nahen Osten zu schaffen, dann sind wir dazu bereit. Und wir haben immer gesagt und uns dafür eingesetzt, Frieden im Nahen Osten herbeizuführen, wenn man einfach bedenkt, dass über zehn Jahre Verhandlungen mit Israel geführt wurden. Aber es kommt darauf an, dass auch Israel bereit sein soll, Frieden zu schaffen. Darauf kommt es ja an. Und die Frage, ob wir mit den Vereinigten Staaten bereit sind zu sprechen oder nicht, es kommt nicht auf Syrien an. Wir sind bereit jeder Zeit auch mit Amerika zu sprechen. Aber will Amerika mit uns reden? Das ist die Frage. Will Amerika sich von dieser verhärteten Position abbringen, eine Art Isolierung Syriens zu betreiben?

    Heuer: Es kommt, sagen Sie, auf Israel an. Es kommt aber mindestens genauso auf die Hisbollah an. Syrien wird nachgesagt, Einfluss auf die Hisbollah zu haben. Sind Sie bereit der Hisbollah zu sagen, dass sie aufhören soll, Raketen nach Israel abzufeuern?

    Omran: Es wird wirklich immer vereinfacht, etwas pauschalisiert, indem Syrien einfach vorgeworfen wird, eine große Einflussnahme auf die Hisbollah auszuüben.

    Heuer: Stimmt gar nicht?

    Omran: Das stimmt gar nicht, überhaupt nicht. Wissen Sie, wenn wir unsere Flüchtlinge, auch vom Süden des Libanons aufnehmen und bei uns in Syrien Zuflucht herbeiführen und einfach dazu beitragen, dass menschliches Leben nach der Vertreibung herbeigeführt werden kann, dann sagen viele, aha, Syrien unterstützt Hisbollah auf diese Art und Weise. Die Hisbollah ist selbstständig und braucht nicht die Hilfe von Syrien, obwohl Hisbollah dafür kämpft, einen Teil des Libanons zu befreien, und wir haben auch noch ein Stückchen Land, Syrien, das sind die Golanhöhen, die sollten auch befreit werden. Und dafür gibt es bestimmte Resolutionen, die sollten unbedingt akzeptiert werden und beachtet werden, von der Weltöffentlichkeit, auch von Israel.

    Heuer: Die Golanhöhen, die hätten Sie gerne zurück. Das ist zu hören aus Syrien. Laufen Sie damit nicht Gefahr, eher Öl ins Feuer zu schütten, als zum Frieden beizutragen?

    Omran: Das ist die Frage, die manchmal nicht hundertprozentig richtig verstanden wird von der Weltöffentlichkeit. Es geht um Fragen, die unbedingt gelöst werden müssen: einmal die Palästinenserfrage, ein Teil von dem Libanon und die Golanhöhen. Wenn alle drei eine pauschale Alternative für die Lösung des Friedens im Nahen Osten herbeiführen, dann gibt es gar kein Problem. Und deshalb sagen wir, es gibt gar keinen Weg darum, dass wir einfach unser Land nicht beanspruchen. Wie gesagt, jetzt kommt es darauf an, Feuerstillstand herbeizuführen. Zweitens Gefangene auszutauschen. Drittens, die aus den letzten Ereignissen herbeigeführten Situationen sollten unbedingt besprochen werden, im Kontext mit den beteiligten Parteien, also auf der libanesischen Ebene, auf regionaler Ebene, auf internationaler Ebene, sollte einfach alles besprochen werden, eben mit der Vision, für die Zukunft eine dauerhafte Friedenslösung herbeizuführen.

    Heuer: Sind Sie darüber, über all dies, im Gespräch mit der Hisbollah?

    Omran: Nein, schauen Sie mal, die Hisbollah hat einen Vertreter ernannt und zwar den Sprecher des libanesischen Parlaments, Nabi Berri. Er spricht im Namen der Hisbollah. Wir sind nicht dazu beauftragt worden, im Namen der Hisbollah zu sprechen. Das macht eine libanesische Seite, und das ist Nabi Berri. Warum sollte Syrien einfach im Namen der Hisbollah sprechen? Das ist einfach eine Sache, die falsch verstanden wurde und sehr viel pauschalisiert wurde.

    Heuer: Der syrische Botschafter in Deutschland, Hussein Omran war das. Vielen Dank, Herr Omran für dieses Gespräch.