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Syrien
Jordanischer Jet offenbar doch nicht abgeschossen

Wurde der am Mittwoch im Nordosten Syriens abgestürzte jordanische Kampfjet von der IS-Miliz abgeschossen, wie die Dschihadisten behaupten? Syrische Aktivisten widersprachen heute dem IS. Ein technischer Defekt habe den Absturz verursacht.

Von Jürgen Stryjak | 27.12.2014
    Ein von der Terrormiliz IS veröffentlichtes Bild zeigt den in Geiselhaft genommenen Piloten nach dem Abschuss eines Kampfjets.
    Ein von der Terrormiliz IS veröffentlichtes Bild zeigt den in Geiselhaft genommenen Piloten nach dem Abschuss eines Kampfjets. (AFP / HO / Welayat Raqa)
    Zwei Aktivisten berichteten der Nachrichtenagentur AFP unabhängig voneinander, dass die Maschine der jordanischen Luftwaffe von den Extremisten des sogenannten Islamischen Staates nicht abgeschossen wurde, sondern höchstwahrscheinlich aufgrund eines technischen Defektes abstürzte.
    Die Aktivisten leben in dem syrischen Ort Raqqa, den die Extremisten zur Hauptstadt ihres selbst erklärten "Kalifats" gemacht hatten. Sie waren von AFP über Internet und Telefon kontaktiert worden. Einer der beiden Aktivisten erklärte, er habe beobachtet, wie der Kampfjet eine Baustofffabrik beschoss. Dann sei Rauch aus der Maschine gekommen, und sie sei abgestürzt. Auch der zweite Aktivist hält einen technischen Defekt für wahrscheinlich.
    Der jordanische Pilot wurde von IS-Kämpfern gefangen genommen. Der IS feiert die Geiselnahme als Triumph und behauptet, er habe das Flugzeug mit einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen. Dieser Darstellung haben die USA von Beginn an widersprochen, ebenso wie inzwischen auch die Regierung Jordaniens.
    Der Vater des Piloten bat die Extremisten im jordanischen Fernsehen, seinen Sohn freizulassen: "Ich würde ihn nicht als Geisel bezeichnen, sondern als einen Gast. Er ist ein Gast bei unseren Brüdern vom 'Islamischen Staat'. Ich bitte Euch im Namen Gottes und bei der Würde unseres Propheten Muhammad, meinen Sohn gut zu behandeln."
    Im Internet reagierten IS-Extremisten darauf nur mit Spott. Vor zwei Tagen war auf einer der Webseiten der Terrororganisation außerdem eine Erklärung aufgetaucht, in der es heißt, man habe nicht die Absicht, mit der Gefangennahme des Piloten ein Verhandlungsziel zu erreichen.
    Über Weihnachten verstärkte Angriffe gegen IS
    Die von den USA geführte internationale Militärkoalition, der auch Jordanien angehört, hat über Weihnachten die Angriffe gegen den IS verstärkt. In den vergangenen beiden Tagen griffen ihre Kampfjets allein in Syrien 39 Mal Ziele aus der Luft an.
    Die Ministerpräsidenten des Irak und der Türkei haben unterdessen bei einem Treffen beschlossen, im Kampf gegen den IS stärker zu kooperieren. Kein Land sei dieser Herausforderung allein gewachsen, sagte der irakische Premier Al-Abadi:
    "Der IS ist eine Terrororganisation, die ein internationales Netzwerk besitzt. Man muss sie multilateral bekämpfen. Deshalb bitten wir darum, dass man uns im Rahmen internationaler Vereinbarungen bei diesem Kampf unterstützt."
    Der IS bedrohe die gesamte Region, nicht nur einzelne Länder.
    Von der Türkei erwarte man deshalb einen Ausbau der Kooperation, sagte Al-Abadi. In den Gesprächen sei es darum gegangen, dass Ankara dem Irak bei der Ausbildung von Soldaten hilft und Geheimdienstinformationen zur Verfügung stellt.