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Syrien-Konflikt
USA bemühen sich um Entspannung mit Russland

Nach dem Abschuss eines syrischen Kampfflugzeugs durch die US-Luftwaffe hat sich der Ton zwischen Washington und Moskau verschärft. Nun bemüht sich die US-Regierung um eine Entspannung der amerikanisch-russischen Beziehungen - auch mit Blick auf das erste persönliche Treffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin beim G20-Gipfel Anfang Juli.

Von Thilo Kößler | 20.06.2017
    Der Generalstabschef der US-Streitkräfte, Joe Dunford vor dem Appropriations Committee des US-Senats.
    Der Generalstabschef der US-Streitkräfte Joe Dunford will die amerikanisch-russische Sicherheitsvereinbarung so schnell wie möglich wieder in Kraft zu setzen. (AFP / / Mandel Ngan)
    Im Konflikt um den Abschuss eines syrischen Kampfflugzeugs am vergangenen Sonntag bemüht sich das Pentagon um Entspannung mit Russland. Der Generalstabschef der US-Streitkräfte, Joe Dunford, betonte zwar das Recht auf Selbstverteidigung im syrischen Luftraum, machte jedoch auch deutlich, dass der US-amerikanischen Seite nicht an einer weiteren Eskalation gelegen ist.
    Deshalb bemühe man sich, die gemeinsame Sicherheitsvereinbarung, die von Moskau als Antwort auf den Abschuss des syrischen Kampfflugzeugs ausgesetzt worden war, so schnell wie möglich wieder in Kraft zu setzen. Diese Vereinbarung wurde von Russland und den US-Streitkräften getroffen, um Zwischenfällen im syrischen Luftraum vorzubeugen. Russland hat jedoch immer wieder damit gedroht, diese Übereinkunft aufzukündigen.
    Verschärfte Tonlage nach Abschuss des syrischen Kampfflugzeugs
    Russland hatte auf den Abschuss des syrischen Kampfflugzeugs durch die US-Luftwaffe in scharfen Worten reagiert und angekündigt, dass "alle Flugobjekte, einschließlich Flugzeuge und Drohnen der internationalen Koalition" westlich des Flusses Euphrat ab sofort von der russischen Flugabwehr und Moskaus Luftwaffe verfolgt und als Ziele betrachtet würden. Damit hat sich nicht nur die Tonlage zwischen Russland und den Vereinigten Staaten erheblich verschärft. Washington sieht sich auch mit der Gefahr konfrontiert, immer tiefer in den Syrien-Konflikt hineingezogen zu werden.
    Die amerikanische Luftwaffe hatte den Angriff auf das syrische Kampfflugzeug damit begründet, dass die Maschine zuvor im Norden Syriens Kämpfer der Syrischen Demokratischen Kräfte, kurz SDF, bombardiert hätten. Dieses Bündnis wird von den Vereinigten Staaten unterstützt und kämpft mit Rückendeckung Washingtons dort gegen die Milizen des IS. Insofern sei der Abschuss als Notwehr zu bewerten, betonte das Pentagon.
    Der Konflikt droht indes noch komplizierter zu werden, weil am Wochenende auch der Iran aktiv auf dem syrischen Kriegsschauplatz eingegriffen hat: Zum ersten Mal seit dem Krieg zwischen Iran und Irak in den 1980er Jahren setzte der Iran wieder Boden-Boden-Raketen ein und beschoss in Vergeltung des jüngsten Terroranschlags der IS-Milizen in Teheran Stellungen des selbst ernannten Islamischen Staates. Die Bekämpfung des IS ist zwar auch Ziel der USA – der Iran gilt jedoch neben Russland als engster Verbündeter des Regimes von Bashar al Assad in Damaskus.
    US-Regierung will Beziehungen zu Russland verbessern
    Der Wunsch Washingtons, den Konflikt mit Russland nicht weiter eskalieren zu lassen, ist Ausdruck der Bemühungen des US-Präsidenten, die Beziehungen zu Russland nachhaltig zu verbessern. Am Rande des G20-Gipfels Anfang Juli in Hamburg soll es zum ersten persönlichen Treffen zwischen Donald Trump und Vladimir Putin kommen.
    Weniger konziliant verhält sich die Trump-Administration an der medialen Heimatfront im Weißen Haus. Regierungssprecher Spicer teilte das weitere Vorgehen im Syrien-Konflikt lediglich in einem Hintergrundbriefing mit, ohne den elektronischen Medien Bildaufnahmen oder Tonmitschnitte zu ermöglichen. Dies stieß bei amerikanischen Fernseh- und Rundfunkanstalten auf deutlichen Protest.