Donnerstag, 25. April 2024

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Syrien
"Ohne Führung der USA ist Europa handlungsunfähig"

Im Syrienkonflikt verfolgt der Westen nach Ansicht des Schweizer Kriegsberichterstatters Kurt Pelda keine gemeinsame Politik. Die Gemengelage dort sei schwierig, eines aber sei klar: Das Assad-Regime habe auch nach dem großen Giftgas-Angriff 2013 in Damaskus immer wieder Chlorgas eingesetzt, sagte Pelda im DLF. Seine Quellen bestätigten dies auch im aktuellen Fall.

Kurt Pelda im Gespräch mit Britta Fecke | 14.08.2016
    Der Journalist und Kriegsberichterstatter Kurt Pelda
    Der Journalist und Kriegsberichterstatter Kurt Pelda (Imago Jürgen Heinrich)
    Er habe Kontakt zu Zivilschützern im belagerten Aleppo, die versuchten, Opfer der Luftangriffe aus den Trümmern zu retten, so Pelda. Der Ostteil der umkämpften Stadt sähe mittlerweile aus "wie Dresden nach dem Zweiten Weltkrieg", dort lebten aber immer noch Menschen und es kommen auch immer noch Informationen aus der Stadt heraus. Seine Quellen hielten es für eindeutig, dass kürzlich ein Gas eingesetzt wurde, das die Augen reize und Hautschwellungen hervorrufe, berichtete Pelda. Davon gebe es auch Videos.
    Pelda, der als Kriegsreporter unter anderem in Afghanistan und Syrien unterwegs war, betonte: "Es ist schwierig, im Nachgang Fakten von Fiktion zu unterscheiden. Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass das Assad-Regime auch nach dem großen Giftgas-Angriff auf Damaskus immer wieder Chlorgas eingesetzt hat." Es gebe Bilder und entsprechende Berichte der Vereinten Nationen. Allerdings habe auch die Terrormiliz Islamischer Staat schon mehrfach Senfgas eingesetzt.
    Stellvertreterkrieg ohne Strategie des Westens
    Der Bürgerkrieg in Syrien sei mittlerweile auch ein Stellvertreterkrieg, sagte Pelda weiter. Die USA hätten genug von Interventionen in der islamischen Welt und verfügten über genug Öl. Das habe zu einem Vakuum in der Region geführt, das durch verschiedene Akteure gefüllt worden sei: Der Iran als wichtigster Verbündeter von Machthaber Assad liefere Waffen und schicke Tausende von schiitischen Söldnern, die die Speerspitze der Assad-Truppen bildeten. Erst relativ spät habe sich nun auch Russland als Unterstützer des Regimes eingeschaltet. Auf der Seite der Rebellen stünden Saudi-Arabien, Katar und die Türkei, die gleichzeitig aber auch kurdische Milizen bekämpfe. Die Gemengelage sei schwierig zu entwirren und der Westen habe keine gemeinsame Politik, stellte Pelda fest: "Ohne Führung der USA ist Europa irgendwie handlungsunfähig."
    Das vollständige Gespräch können Sie mindestens fünf Monate lang nachhören.