Archiv

Syrien und Irak
UNO warnt vor Flüchtlingskrise

Vor dem Winter wird die Situation der Flüchtlinge in und aus Syrien und dem Irak immer angespannter. Laut UNO-Flüchtlingshilfswerk fehlen viele fast 40 Millionen Euro. Deutschland reagiert auf die steigende Zahl der Vertriebenen mit einem schnelleren Asylverfahren - das könnte dann innerhalb von elf Tagen abgeschlossen sein.

    Kurdische Flüchtlinge in der Türkei.
    Kurdische Flüchtlinge in der Türkei. (AFP / Bulent Kilic)
    Die Bürgerkriege in Syrien und im Irak haben bislang rund 13,6 Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Viele dieser Männer, Frauen und Kinder seien bereits mehrmals vor Gewalt, Terror und Unterdrückung geflohen, sagte der Nahost-Direktor des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Amin Awad, in Genf. Allein in Syrien gebe es 7,2 Millionen Binnenflüchtlinge, 3,3 Millionen Menschen flohen ins Ausland, vor allem in die Türkei, den Libanon und Jordanien. Im Irak sind den Angaben zufolge seit Anfang des Jahres 1,9 Millionen Menschen innerhalb des Landes geflohen. Die meisten suchten Schutz vor der Terrormiliz "Islamischer Staat".
    Das UNHCR warnte auch vor einer Verschärfung der Flüchtlingskrise wegen des anstehenden Winters. Eine Million Menschen könnten ohne nötige Hilfe bleiben. Das liege an einer Finanzierungslücke von fast 47 Millionen Euro und einem deutlichen Anstieg der Flüchtlinge. Das Ziel, die 600.000 schutzbedürftigsten Vertriebenen im Irak mit Hilfsgütern auszustatten, sei aus Geldmangel nicht zu erreichen. In Syrien sind laut UNO rund zwei Millionen Menschen auf Winterhilfe angewiesen. Die Finanzen reichten aber nur aus, um bis Ende Dezember etwa 620.000 Personen zu versorgen.
    Deutschland beschleunigt Asylverfahren
    Indes können verfolgte Jesiden und Christen aus Syrien und dem Irak auf eine schnellere Anerkennung als Flüchtlinge in Deutschland hoffen. Ihre Asylverfahren sollen deutlich schneller abgeschlossen werden. Die Anträge werden künftig schon im Erstaufnahmelager und in einem vereinfachten Verfahren bearbeitet, wie das Bundesinnenministerium in Berlin mitteilte. Ziel sei es, die Anträge anzuerkennen, noch bevor die Asylbewerber auf die Kommunen verteilt würden. Durch die Fragebögen könne in diesen Fällen meist auf eine mündliche Anhörung verzichtet werden.
    Im günstigsten Fall können die Verfahren dadurch innerhalb von elf Tagen abgeschlossen werden. Derzeit beträgt die Zeit im Durchschnitt sieben Monate. Mit der Regelung wird ein Beschluss der Innenminister vom Oktober umgesetzt.
    UNHCR beklagt Finanzierungslücke
    Unterdessen ist der Vorschlag des UNO-Sondergesandte Staffan de Mistura für eine Waffenruhe in der syrischen Stadt Aleppo bei der Rebellengruppe Freie Syrische Armee auf Ablehnung gestoßen. Deren Anführer erklärte, bevor es Verhandlungen darüber geben könne, müsse das Regime Bedingungen erfüllen. So müssten die Bombardierungen mit Fassbomben aufhören und Inhaftierte aus Gefängnissen freikommen.
    Die syrische Regierung hatte gestern angekündigt, den Vorschlag zu prüfen. Die Vereinten Nationen wollen langfristig mehrere kampfberuhigte Zonen einrichten und so den Bürgerkrieg in Syrien schrittweise beilegen.
    (hba/sfr)