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Syrien und Nordirak
Türkei greift erneut Kurden an

Das türkische Militär hat sowohl im Nordirak als auch in Syrien Ziele kurdischer Milizen beschossen. Das sorgt für Unmut bei den USA. Die Gefechte zwischen den Soldaten des NATO-Verbündeten und syrischen Rebellengruppen seien inakzeptabel, erklärte der US-Sondergesandte für die Anti-IS-Koalition, Brett McGurk.

29.08.2016
    Türkische Truppen kehren nach einem Militäreinsatz in Syrien zurück.
    Türkische Truppen kehren nach einem Militäreinsatz in Syrien zurück. (dpa-Bildfunk / AP / IHA / Ismail Coskun)
    McGurk twitterte weiter, in diesen Regionen sei die Terrormiliz IS gar nicht präsent. Auch das US-Verteidigungsministerium erklärte, unkoordinierte Einsätze spielten den Islamisten nur in die Hände. "Die Vereinigten Staaten waren nicht in diese Aktivitäten eingebunden, sie wurden mit US-Kräften nicht koordiniert und wir unterstützen sie nicht", teilte das Pentagon mit.
    Die Türkei wies die Kritik zurück. Niemand habe das Recht, der Türkei vorzuschreiben, "gegen welche Terrororganisationen wir kämpfen können und welche wir ignorieren sollen", sagte Europa-Minister Omer Celik.
    Ankara droht Kurden mit weiteren Angriffen
    Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, dass das türkische Militär im Gebiet um die Grenzstadt Dscharablus in den vergangenen 24 Stunden auf 20 Ziele von "Terroristen" gefeuert habe. Von türkischen Panzern unterstützte syrische Rebellen rückten gleichzeitig nach eigenen Angaben weiter gegen die von Kurden geführten Kräfte vor.
    Die türkische Regierung drohte Syriens Kurden zugleich mit weiteren Angriffen, sollten sich diese nicht nach Osten zurückziehen. Die Kurdenmiliz YPG müsse die Region westlich des Euphrats "augenblicklich" verlassen, sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu in Ankara. Sollten die Kämpfer der Aufforderung nicht nachkommen, drohten weitere.
    Aus einer Landschaft mit wenigen Häusern steigt eine Rauch- und Staubwolke auf.
    Nahe der nordsyrischen Stadt Dscharablus steigen am 24.08.2016 nach einem türkischen Luftangriff Rauch und Staub auf. (AFP/BULENT KILIC)
    Er warf der Kurdenmiliz "ethnische Säuberungen" in den von ihr eroberten Gebieten vor. Die YPG versuche insbesondere, die Rückkehr geflüchteter arabischer Bewohner in die kürzlich vom IS zurückeroberte Stadt Manbidsch zu verhindern. Die YPG vertreibe aber auch andersdenkende Kurden. Die türkische Regierung betrachtet die syrische Miliz als Ableger der PKK, die in der Türkei als Terrororganisation bekämpft wird.
    YPG wirft Türkei Besetzung vor
    Ein Sprecher der YPG sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Türkei wolle die eroberten Teile von Syrien besetzen. Dem widersprach Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus. "Die Türkei ist keine Besatzungsmacht", sagte er dem Sender NTV. Zudem sei sein Land mit der Operation "Schutzschild Euphrat" nicht in den syrischen Bürgerkrieg eingetreten.
    Er bestätigte allerdings, dass es eines der wichtigsten Ziel der türkischen Offensive sei, die Schaffung eines von der YPG-Miliz kontrollierten Korridors zu verhindern, der sich vom Irak bis zum Rand des Mittelmeers ziehe. "Wenn das geschieht, wäre Syrien gespalten", fügte er hinzu.
    Unterdessen geht die Terrormiliz IS weiter gegen die Türkei vor. Die Grenzstadt Kilis wurde aus Gebieten unter Kontrolle des IS erneut mit Raketen beschossen. Mehrere Menschen wurden verletzt, darunter auch Kinder. Seit Januar wurden bei Raketenbeschuss nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA mehr als 20 Menschen in Kilis getötet.
    (hba/tzi)