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T.C. Boyle: „Das Licht“
Die LSD-Revolution

Im Dezember feierte der Schriftsteller T.C. Boyle seinen 70. Geburtstag. Nun ist sein 17. Roman „Das Licht“ erschienen. Ein Kuriosum, denn das englische Original kommt erst im April auf den Markt. Boyle erzählt die Geschichte von Timothy Leary, der mit LSD die Psychotherapie revolutionieren wollte.

Von Christoph Schröder | 17.02.2019
    Buchcover: T.C. Boyle: „Das Licht“
    Hippietum als Roman: Von der großen Ernüchterung nach einem langen und verheißungsvollen Trip. (Buchcover: Carl Hanser Verlag, Foto: dpa-Zentralbild/Karl Heinz Schindler)
    Im Jahr 1943 forscht der Schweizer Chemiker Albert Hofmann in den Labors der Sandoz-Arzneimittelwerke in Basel mit dem Getreidepilz Mutterkorn. Das Ziel ist die Entwicklung eines kreislaufstimulierenden Medikaments. Über die Fingerspitzen, so mutmaßt Hofmann später, nimmt er eine winzige Menge eines Amid-Derivates auf – und hat umgehend farbige Visionen von großer Intensität.
    Kurze Zeit später, am 19. April 1943, unternimmt Hofmann einen gezielten Selbstversuch mit besagtem LSD-25, den er ausgiebig protokolliert. Aus Unkenntnis der Wirkung nimmt Hofmann eine Überdosis ein und gerät in einen Höllentrip mit finsteren Heimsuchungen: Hexen und sonstige Fratzen erscheinen vor seinem inneren Auge. Er erleidet eine Panikattacke.
    Eine Fahrradfahrt im Jahr 1943
    Die anschließende Fahrt auf dem Fahrrad in sein wenige Kilometer entferntes Haus wird als so genannter "Bicycle Day" in die Forschungsgeschichte eingehen. Mit Hofmanns Selbstversuch, beschrieben aus dem Blickwinkel von Susi Ramstein, einer Laborantin, eröffnet T.C. Boyle seinen Roman. Auf die junge Frau wirkt Hofmanns Reaktion auf die Droge geradezu dämonisch:
    "Er wandte den Kopf und starrte sie an, und sie sah, dass seine Pupillen so geweitet waren wie bei den Versuchshunden, von denen er erzählt hatte, so geweitet, dass das Schwarz alle Farbe verdrängt hatte. Normalerweise waren seine Augen karamellbraun, doch jetzt waren sie schwarz, glänzend und schwarz, und das merkte sie sich, damit sie es sich später notieren konnte, und warum verspürte sie mit einem Mal einen Stich im Bauch und musste an Dr. Jekyll und Mr. Hyde denken?"
    Albert Hofmann, der 2008 im Alter von 102 Jahren gestorbene Erfinder der Droge LSD, ist eine hoch interessante Figur. Ein Wissenschaftler, der tatsächlich die innere Verfasstheit der materiellen Welt erkunden wollte. Ein Waldgänger, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, die Grenze zwischen dem Ich und der Außenwelt zu verschieben. Mit Ernst Jünger verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Man traf sich bereits in den frühen 1950er-Jahren in Jüngers Wilflinger Forsthaus. Jüngers Frau servierte heiße Schokolade, dann nahmen Jünger und Hofmann gemeinsam LSD.
    Trip mit Ernst Jünger
    Diese Hofmann-Figur wird in T.C. Boyles Roman bedauerlicherweise nur als eindimensionaler, etwas schrullig gezeichneter Charakter vorgeführt. Dabei hätte sie mehr verdient gehabt als eine bloß aparte Exposition. Doch Boyle geht es um etwas anderes: Nach der Schilderung des "Bicycle Day", des Fahrradtages, unternimmt Boyle einen harten Schnitt und begibt sich auf heimisches, amerikanisches Terrain.
    Cambridge 1962. Fitzhugh, genannt Fitz, Loney, Anfang 30, Doktorand der Psychologie, verheiratet, Vater eines Sohns und permanent in Geldschwierigkeiten, hat es als wissenschaftlicher Mitarbeiter an die Harvard University und an den Lehrstuhl von Professor Timothy Leary geschafft. Fitz ist klug, hochmotiviert, neugierig, aber auch verunsichert im Hinblick auf die Gepflogenheiten, die im engeren Umfeld des legendären Leary herrschen. Der wiederum stellt Fitz relativ schnell vor die Wahl, wie sich seine akademische Karriere in Zukunft gestalten könnte:
    "Also, Fitz – ich darf doch Fitz sagen? Oder wollen wir weiter dieses Doktor-Mister-Spiel spielen? Also, Fitz, du musst dich entscheiden, ob Psychologie wirklich was für dich ist oder in welchem Jahrhundert du leben willst, ob du transaktional und experimentell arbeiten oder den ausgetretenen Freudianischen Weg einschlagen willst."
    Fitz‘ Ankunft in Cambridge fällt zusammen mit einem umfassenden Gefühl des Aufbruchs in eine neue Ära, die beflügelt ist von einem utopischen Geist und einem neuen Menschenbild. Der radikale Individualismus des Hippietums beginnt sich auszubilden, und Timothy Leary ist die akademisch legitimierte Symbolfigur der neuen Freiheit. Fitz und Joanie, seine Frau, geraten in den Bannkreis des charismatischen Leary. Fitz glaubt zwar nicht an Gott, doch trotzdem ist er fasziniert von dem Gedanken, die Grenzbereiche des menschlichen Bewusstseins mit Hilfe chemischer Substanzen zu verlassen.
    Zwischen Wissenschaft und Hedonismus
    Timothy Leary hält in seinem Haus für einen Kreis von Eingeweihten Sitzungen ab. Sie finden exakt in jenem Graubereich von wissenschaftlichem Erkenntnisdrang und Hedonismus statt, in den Boyle seine Figuren über den gesamten Roman hinweg stellt. Fitz und Joanie werden in den Kreis aufgenommen. Es gibt Cocktails, attraktive Frauen und Jazz-Musik, und irgendwann wird dann LSD geschluckt – aus wissenschaftlicher Neugier versteht sich, und angeblich unter Aufsicht eines Mediziners. Als Fitz seine erste Pille zu sich nimmt, hat er zunächst einen synästhetischen Schub:
    "Es musste Zeit vergangen sein – Zeit vergeht unablässig, doch er merkte davon ebenso wenig wie in einem tiefen, traumlosen Schlaf. Nur dass das kein Schlaf war, sondern das genaue Gegenteil, eine Art Hyperaufmerksamkeit, die all seine Sinne aufs Äußerste schärfte, und jede Note hatte ihre eigene Farbe, und Joanies Gesicht war etwas, das sie von Miró oder Picasso geborgt hatte, und das wollte er ihr sagen, stellte aber fest, dass er keine Worte artikulieren konnte, weil er über Worte hinaus war."
    Kurz darauf fallen seine Frau und er in einem Anfall von sexueller Raserei übereinander her. Eine weitere, nicht gänzlich unwillkommene Wirkung der synthetischen Droge, nach der sich im weiteren Verlauf der Handlung vor allem Joanie sehnen wird. In der Beschreibung des Rauschzustands wird aber auch ein Problem deutlich, das sich durch T.C. Boyles Roman zieht: Das Auseinanderklaffen von Stoff und Form.
    Wirre Visionen
    "Das Licht" ist ein brav chronologisch erzählter, auch sprachlich ungemein konventionell gehaltener Roman. Für die Rauschzustände, die Entgrenzungsfantasien, die Horrortrips und Extremausschläge der Droge findet Boyle eine angesichts seiner Versiertheit erstaunlich matte, leblose und assoziationsarme Sprache. Miró und Picasso als Gewährsmänner für die Auflösung von Formen anzuführen, ist nun auch nicht eben ein sonderlich origineller Einfall.
    Positiv ausgedrückt: Boyle hält sein zu Sprachexplosionen taugliches Material diszipliniert zusammen. Möglicherweise hat Boyle die Schriften Timothy Learys zur Vorbereitung auf den Roman gelesen und das Risiko gescheut, sich in den gleichen abstrusen Spinnereien und Abstraktionen zu verlieren wie Leary selbst. Der nämlich schwafelt in seinen Büchern – in von ihm selbst eingestandener Wirrnis – von Energie-Wahrnehmungen und psychedelischen Visionen.
    Das kann dann so klingen wie in einem Gedicht aus Learys 1974 entstandenem Band "Gebete":
    "Das ursprüngliche Licht scheint überall
    Aus Ihm empfangen alle Formen ihr Leben
    Sind die Körper geschaffen,
    ergreift Es nicht von ihnen Besitz
    Es kleidet und nährt die zehntausend Dinge
    ohne ihre Träume zu stören
    Geheimnisvolle Helix...
    Kleinste Form
    Mutter aller Formen zugleich
    Alles Lebendige
    Wird geboren, wächst auf und vergeht
    ohne seinen Ursprung zu kennen
    Helix aus Licht
    In der ganzen Natur
    ist das Weise, Alte und Große
    im Kleinen zu finden"
    Dass Leary im strukturkonservativ geprägten Wissenschaftsbetrieb von Harvard schnell an Grenzen stößt, versteht sich von selbst. Das Kollegium hat wenig Verständnis für ihn und seine sinnsuchende Gemeinde. In einem öffentlichen Tribunal werden er und seine Mitarbeiter verbal in die Zange genommen und degradiert. Zumal Leary sich dabei ertappen lässt, dass die vermeintlich seriöse Überwachung der Drogentrips durch einen renommierten Mediziner eine dreiste Lüge war.
    Sinnsuche in Mexiko
    Learys Universitätskarriere ist damit mehr oder weniger am Ende. Stattdessen tut er ein Hotel im mexikanischen Zihuatnejo auf. Dorthin will er sich mit seiner Gefolgschaft, Fitz und Joanie inklusive, zurückziehen. Die Forschungsgruppe mutiert nach und nach zu einer an religiösen Strukturen orientierten Sekte mit Leary als Guru. Der wiederum beharrt in seiner Einschwörung auf den Neuaufbruch in Mexiko auf dem gesellschaftsrelevanten Impetus, den er für sein Experiment nach wie vor reklamiert:
    "'Die Fische, die Farben, die Formen... die ganze Welt da unten ist ein Trip für sich.' Sie würden frei sein von allen Einschränkungen, sie würden verschiedene Dosierungen ausprobieren können und sehen, ob es ihnen gelang, ein Gruppenbewusstsein zu entwickeln wie die Kommunarden in Huxleys neuestem Roman ('Eiland – Fitz, hast du ihn schon gelesen? Nein? Dann lies ihn. Jetzt.')."
    Also reist die Gruppe, eine gute Handvoll Erwachsener und ein paar Teenager, nach Mexiko und findet dort tatsächlich das Paradies. Mit der Ankunft seiner seligen Karawane in Mexiko gelingt es Boyle, seinen Stoff prägnanter zu fassen. Sicher, es waren schon immer die Außenseiter, Spinner, Exzentriker und Belächelten, denen Boyle sich gewidmet hat. Allerdings ist er auch stets an Kippmomenten interessiert, an jenen Augenblicken, in denen eine Vision von einem besseren, alternativen Dasein sich verwandelt in etwas völlig anderes.
    In "Das Licht" sind es gleich mehrere Komponenten, die das fragile Gleichgewicht der Gruppe aus dem Lot bringen: Zum einen ist es das Aufeinanderprallen der reinen Idee einer von allen Konventionen befreiten Sexualität mit dem, was deren Umsetzung auslösen kann. Zu Beginn ist noch alles ganz einfach, ganz gelöst. Die Sonne, der Swimmingpool, das Meer, die ständige Nacktheit – die Psychonauten, wie sie selbst sich nennen, verleben einen Sommer der totalen Freiheit. Paare lösen sich auf, verbinden sich neu. Die Geschlechtergrenzen sind gefallen.
    Und auch die eher zurückhaltende Joanie lässt, unter dem Einfluss der LSD-Tabletten, versteht sich, alle Verbindlichkeiten hinter sich:
    "Sie hatte noch nie mit einem anderen Mann geschlafen – bis zu jenem Sommer in Mexiko, als es ihr wie das Natürlichste von der Welt erschienen war. Sie war auf Trip und Ken ebenfalls. Sie und Ken waren im Rettungsschwimmerhäuschen, und die ganze Welt war verschoben. Kleidung – ihr Bikini, seine Badehose – war hinderlich und vollkommen sinnlos, die Erfindung einer Gesellschaft, der sie nicht mehr angehörte, die das authentische Ich verbarg. Was zählte, waren Berührungen."
    LSD, das muss man wissen, war im Jahr 1962 im Gegensatz zu Marihuana noch keine illegale Droge, sondern ein Medikament im Versuchsstadium, das von der Firma Sandoz ausgegeben und von Timothy Leary in großen Mengen bevorratet wurde. Doch auch diese Phase geht ihrem Ende zu. Die Gruppe stößt zunehmend auch auf äußeren Widerstand, gerade im katholisch-konservativen und noch dazu abergläubischen Mexiko. Schwarze Magie, Sekte, Orgien – so raunt es rund um das aufgelassene Hotel, in dem Leary und seine Jünger sich eingerichtet haben.
    Eines Tages tauchen zwei bedrohliche Polizisten auf, in der Tasche einen Ausweisungsbeschluss für die gesamte Gruppe. Offizieller Grund: Man betreibe ein nicht angemeldetes Gewerbe. Inoffizieller Grund: Moralische Unanständigkeit. Sie fügen und trollen sich in der tiefen Überzeugung, dass ihnen Unrecht geschieht. Und dass die wahre Freiheit von der Obrigkeit und deren Institutionen unterdrückt wird:
    "Dass die Regierung, die Gesundheitsbehörde, Sandoz und alle möglichen anderen den Menschen ihr Recht beschneiden wollten – das Recht, sich vom Ego zu lösen, mit der Schöpfung eins zu werden und vielleicht sogar das Angesicht Gottes zu sehen –, war einfach nicht zu verstehen. Harvard hatte sich gegen sie gestellt. Die Mexikaner. Die Presse. Alle schienen gegen sie zu sein – und zwar nur aus Unwissenheit und Verblendung."
    Die Psychonauten sind heimatlos geworden. In Harvard haben sie nichts mehr verloren. Learys Forschungsprojekt wurde inzwischen eingestellt, Mitarbeiter des Instituts entlassen, Doktoranden und Studierende auf andere Professoren der konventionellen Forschungsrichtung verteilt. Leary, Fitz und all die anderen allerdings sind nicht gewillt, ihr Projekt scheitern zu lassen.
    Idylle im Herrenhaus
    Die Rettung kommt in Person von Peggy Hitchcock, einer Gönnerin und Unterstützerin Learys. Sie stellt der Bewegung ein Grundstück in Millbrook im Staat New York zur Verfügung. Auf einem zehn Quadratkilometer großen Anwesen steht The Hitchcock Estate, ein imposantes Herrenhaus, erbaut um die Jahrhundertwende, in das die Gruppe einzieht. Es ist ein Ort, an dem sich um den so genannten inneren Kreis weitere Groupies und Gestrandete anlagern.
    Ein Hortus Conclusus, ein geschlossener Garten, zunächst unbehelligt von Behörden und Außenwelt. Eine Idylle, in der die Dinge für kurze Zeit in einem träumerischen Gleichgewicht verharren:
    "In jenem ersten Winter in Millbrook war alles im Fluss: Leute kamen und gingen. Aufgaben wurden verteilt und vergessen. Man kochte, spülte, hackte Holz. Anfangs fehlte es an Geld, aber das änderte sich. Die Heizung gab mysteriöserweise den Geist auf und reparierte sich auf ebenso mysteriöserweise von selbst. Es gab Haustiere. Es gab Martinis. Es gab Musik. Und vor allem gab es das Sakrament."
    "Das Sakrament" – so nennen die Leary-Jünger die Droge. Sie sind aufgebrochen, um Gott zu finden und sind in einer uneingestandenen psychischen Abhängigkeit gelandet. Albert Hofmann, der LSD-Entdecker, berichtet, dass schon die mexikanischen Ureinwohner vor tausenden von Jahren LSD-ähnliche Inhaltsstoffe zur Meditation im sakralen Raum zu sich genommen haben sollen. Auch Boyle schlägt den Bogen zur religiösen Dimension.
    Zwangssystem der Freiheit
    Der Millbrook-Part ist definitiv der stärkste des gesamten Romans, weil Boyle hier in feiner Ironie vorführt, wie die proklamierte Zwangs-Regellosigkeit sich selbst ad absurdum führt. Das Gesetz der freien Liebe funktioniert nicht, weil Eifersucht und Besitzstandswahrung ins Spiel kommen. Dass nun wöchentlich zwei Mitglieder der Gruppe ausgelost werden, die eine Woche gemeinsam und abgeschieden von allen anderen in einem eigenen Haus verbringen dürfen – oder müssen, ausgestattet mit einer Menge bunter Pillen, macht die Sache nicht einfacher.
    Fitz verknallt sich in einen gerade mal so volljährigen weiblichen Neuzugang. Joanie beginnt, das gesamte System in Frage zu stellen. Die Beatles landen ihre ersten Hits und ersetzen im Haus den Jazz. Das LSD wird aufgrund der Rationierungsmaßnahmen knapp. Niedergang, wohin man schaut.
    Und auch das Geld geht langsam aus, so dass das psychedelische Experiment einer gottsuchenden Alternativgesellschaft folkloristisch aufgeputzt und kapitalistisch verramscht werden muss:
    "Es war erstaunlich, was die Aussicht auf Geld bewirken konnte. Alle halfen beim Hausputz, der längst überfällig war, und weil Tim die Atmosphäre zu gesetzt, zu bourgeois fand, malten sie Mandalas und göttliche Augen an die Wände und kürzten die Beine von Tischen und Stühlen, damit alles am Boden stattfand, wie in Tausendundeiner Nacht."
    Was also bleibt am Ende bei T.C. Boyle übrig von Timothy Learys Utopie? Ein Sektengründer, der sich auf eine sechsmonatige Hochzeitsreise nach Indien aufmacht. Ein paar verstörte Teenager und eine eifersüchtige Ehefrau. Die große Ernüchterung nach dem langen und verheißungsvollen Trip. Und die Erkenntnis, dass es möglicherweise doch nicht um einen transzendenten Hunger, nicht um eine wissenschaftliche Erkenntnis, sondern nur um das gute Gefühl ging, high zu sein. Timothy Leary selbst hat in seinem "Gebete"-Buch den eigenen Anspruch an seine visionären Reisen folgendermaßen formuliert:
    "Ein sprachliches Babel.
    Eine Vielfalt von Möglichem.
    Ein Wirrwarr von Versprechungen."
    Etwas mehr von diesem Anspruch hätte auch T.C. Boyles Roman gut getan: Mehr formaler Mut, mehr experimentelle Fantasie, mehr sprachliche Extravaganzen. Boyle ist ein souveräner Schriftsteller, dem ein Buch nicht einmal eben so komplett misslingt. Aber er bleibt in "Das Licht" hinter den Möglichkeiten seiner Figuren und seines Gegenstandes zurück. Die fundierte Beschäftigung mit so eigenwilligen und auch interessanten Charakteren wie Albert Hofmann oder Timothy Leary findet in Boyles Roman nicht statt. "Das Licht" ist ein solides, unterhaltsames Buch. Aber es schwebt zu keiner Sekunde.
    T.C. Boyle: "Das Licht"
    aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren
    Carl Hanser Verlag, München. 384 Seiten, 25 Euro.