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Tagesschau-App ist "keine Marktverzerrung"

Acht Zeitungsverlage haben eine gemeinsame Klage gegen die "textdominante Berichterstattung in der Tagesschau-App ohne jeglichen Sendungsbezug" eingereicht. Die App sei keine Marktverzerrung, sondern eine Konkurrenzlage, der sich die Verlage stellen müssen, sagt Zeitungswissenschaftler Horst Röper.

Horst Röper im Gespräch mit Andreas Stopp | 02.07.2011
    Acht Zeitungsverlage haben am 21. Juni bei der Wettbewerbskammer des Landgerichts Köln eine gemeinsame Klage gegen ARD und NDR eingereicht. Sie wollen sich damit wehren gegen die -so wörtlich- "textdominante Berichterstattung in der Tagesschau-App ohne jeglichen Sendungsbezug".

    Am Rande der Intendantentagung hat Monika Piel, die Vorsitzende darauf reagiert und zwar mit folgenden Worten:

    "Ich kenne nicht wenige Zeitungen, die jeden Tag in ihren Blättern anpreisen, XY-TV auch jetzt unter .de. Also sehr viele Zeitungen machen Fernsehen oder sie bezeichnen es so, ohne aber alle sehr umfangreichen rundfunkpolitischen Reglementierungen die man hat, wenn man tatsächlich Rundfunk veranstaltet, auch nur irgendwie einzuhalten oder dafür eine Lizenz zu haben. Wenn die Lage nicht für einige Zeitungen zu ernst wäre, wäre es wirklich fast lächerlich, wenn man diese Argumente ließt, also dass die Tagesschau-App die Verlage in die Knie und in die Existenzgefährdung bringt."

    Andreas Stopp: Die ARD-Vorsitzende Monika Piel. Jetzt brauchen wir Horst Röper, Zeitungswissenschaftler, deswegen muss ich ihn fragen - wir erreichen ihn in Dortmund, guten Abend Herr Röper - Herr Röper, das sieht so ein bisschen aus nach Krieg zwischen Rundfunk und Verlagen.

    Horst Röper: Ja, das scheint so, einmal mehr, wenngleich das gut eine Woche her ist, dass der Präsident des Verlegerverbandes, der Herr Heinen, in Köln beim Medienforum verkündet hatte, man wolle gerade aus diesen Gräben wieder heraus und man wolle ein offenes Wort und künftig auch ein besseres Miteinander mit den öffentlich-rechtlichen Anstalten pflegen. Kurz danach wurde dann die Klage eingereicht. Also, man sieht, auch die Verleger wissen nicht so ganz richtig, wie sie in diesen Umbruchzeiten wohl agieren sollen.

    Stopp: Wogegen genau richtet sich die Klage? Ist es wirklich so, dass das Geschäftsmodell der Zeitungsverlage Schaden nimmt, wenn die Tagesschau-App weiter existiert?

    Röper: Naja, das alles wissen selbst die Verlage nicht so recht. Es handelt sich ja um den Versuch der Verlage künftig mit neuen Online-Angeboten für mobile Nutzungen Preismodelle durchzusetzen. Also anders als im Internet, bei dem man oft das Gleiche oder Ähnliches eben auch von den Verlagen ja umsonst geliefert bekommt, sollen nun Angebote bepreist werden. Und diese bepreisten Angebote glaubt man dann nicht durchsetzen zu können, wenn ein so prominentes Konkurrenzangebot wie etwa das Tagesschau-App auf dem Markt ist. Es geht also darum, einen Markt erst zu entwickeln, von dem man hohe Erwartungen hegt, aber noch nicht absehen kann, ob denn damit tatsächlich Gewinne zu erzielen sind.

    Sie können das vollständige Gespräch mit Horst Röper mindestens bis zum 4.12.2011 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.