Hans-Joachim Wiese: Dienstag vor einer Woche: In Köln beginnt der 20. katholische Weltjugendtag. Hunderttausende junge Menschen aus aller Welt sind in die Stadt geströmt. Die Stimmung ist ausgelassen, fröhlich, voller Erwartung, was denn da auf sie zukommen möge, voller Vorfreude auch auf die Ankunft und Teilnahme von Papst Benedikt XVI. Dann abends die schreckliche Nachricht: Frére Roger, der Gründer der ökumenischen Gemeinschaft von Taize, ist ermordet worden, erstochen während einer Messe von einer wohl geistesgestörten Frau. Heute wird Frére Roger unter großer internationaler Anteilnahme im Burgund beigesetzt. - Am Telefon begrüße ich jetzt den Mann, den Frére Roger bereits vor acht Jahren zu seinem Nachfolger ernannte: Frére Alois aus Deutschland. Schönen guten Tag!
Alois: Guten Tag!
Wiese: Frére Alois, Ihr Vorgänger hat tiefe Spuren hinterlassen. Fühlen Sie sich Ihrer Aufgabe als sein Nachfolger eigentlich gewachsen?
Alois: Niemand kann Frére Roger ersetzen, denn er hat mit einer einzigartigen Energie diese Gemeinschaft ins Leben gerufen und durchgehalten in schwierigen Zeiten. Niemand kann ihn ersetzen. Er hat einen Weg geöffnet und auf diesem Weg werden wir alle Brüder weitergehen. In einem gewissen Sinne folgen wir alle Brüder ihm nach. Er hat mich gebeten, nach seinem Tod den Dienst für die Einheit in unserer Communauté wahrzunehmen.
Wiese: Das Anliegen von Frére Roger war es ja, die Spaltung der Christenheit zu überwinden. Taize war dafür ein Symbol. Wie beurteilen Sie die Chancen dafür nach dem Tode Frére Rogers?
Alois: Die Spaltung unter den Christen zu überwinden, damit Glaube an Gott glaubhaft wird, damit das Christentum glaubhaft ist. Das ist der zentrale Punkt. Wir sehen, wie notwendig es ist, um etwas vom Vertrauen auf Gott übermitteln zu können, dass die Christen eins sind.
Wiese: Auf dem Weltjugendtag, Frére Alois, in Köln hat die Ermordung Frére Rogers große Bestürzung ausgelöst. Der Protestant Frére Roger hatte tiefe persönliche Beziehungen zum Vatikan. Er empfing zum Beispiel von Kardinal Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt XVI., die Kommunion. Haben Sie ähnlich vertrauensvolle Beziehungen nach Rom?
Alois: Ja, denn das ist etwas, was nicht nur die Person von Frére Roger betroffen hat, sondern das hat den ganzen Weg unserer Communauté sehr geprägt. Seit Johannes XXIII. gibt es diese vertrauensvollen Beziehungen und mehr als das eine echte Gemeinschaft im Glauben von unserer Communauté mit dem Papst. Diese Beziehung wird natürlich weitergehen.
Wiese: Manche sagen ja vielleicht ein wenig scherzhaft, Frére Roger sei heimlich ein Katholik geworden?
Alois: Er wollte die Einheit der Christen vorwegnehmen und das bedeutete, zwischen den Stühlen zu sitzen. Je nachdem welchen Blickwinkel man einnimmt, ist man dann natürlich von der einen oder anderen Seite. Aber Frére Roger wollte die Einheit vorwegnehmen und nicht nur über Einheit diskutieren. Er hat das in der Begegnung mit Johannes XXIII. verstanden, dass das möglich ist, dass wir die Einheit unter Christen schon leben können. Seitdem geht er jedes Jahr nach Rom und empfängt dort übrigens seit 25 Jahren die Kommunion bei den Eucharistiefeiern im Petersdom.
Wiese: Sie selbst, Frére Alois, sind Katholik. Das ist kein Problem für Sie, Nachfolger eines Protestanten zu werden?
Alois: Nein. Es ist ein Zeichen, dass unsere Gemeinschaft eine ökumenische Gemeinschaft ist und bleiben wird.
Wiese: Wie beurteilen Sie denn das Verhältnis von Protestanten zu Katholiken heute? Im normalen Leben ist das gemeinsame Abendmahl zum Beispiel immer noch nicht möglich.
Alois: Aber es sind so viele Dinge möglich, die wir gemeinsam tun können und die wir noch nicht tun. Fangen wir damit an! Hier in Taize treffen wir uns dreimal am Tag in der Kirche zum Gebet. Dem steht überhaupt nichts im Wege, dass wir die Schrift zusammen lesen, die Psalmen singen, stundenlang hier in der Kirche verbringen mit Christen aus allen Konfessionen und sogar Menschen, die einfach auf der Suche im Glauben sind. Das ist möglich. Leben wir das, was schon möglich ist. Dann werden wir noch bessere Wege finden für die Fragen, die noch schwierig bleiben.
Wiese: Wie wird es nun weiter gehen in Taize ohne Frére Roger? Wird es weiterhin die Jugendtreffen geben, zu denen junge Menschen aus aller Welt zusammenkommen?
Alois: Natürlich! Taize ist undenkbar ohne das, denn das, was dort gewachsen ist in den letzten Jahren, ist einzigartig. Wir spüren das dieser Tage sehr, sehr stark, dass das Leben von Frére Roger wirklich in der ganzen Welt ein Echo findet in den Herzen von Menschen, in den Herzen von vielen Menschen. Diese Jugendtreffen in Taize und die Treffen am Jahresende werden weitergehen. Wir bereiten jetzt schon aktiv das nächste europäische Jugendtreffen in Mailand vor am Jahresende.
Wiese: Zur heutigen Beisetzung Frére Rogers werden Politiker aus aller Welt erwartet. Sie ist ein großes Medienereignis. Im Sinne Frére Rogers ist das doch nicht oder? Er war doch eher ein bescheidener Mensch.
Alois: Ein bescheidener Mensch und er sagte von sich immer selbst, er ist ein armer und er hatte Recht. Es stimmte. Gleichzeitig wollte er die Herzensgüte leben und Herzensgüte ist nicht ein leeres Wort, sondern es ist erstaunlich, wie in seinem Leben die Herzensgüte zu einer Kraft wurde, die sogar politische Ereignisse beeinflussen kann. Wir sind geehrt, dass der Bundespräsident Horst Köhler bei der Beerdigung dabei sein wird.
Wiese: Das war in den "Informationen am Morgen" Frére Alois. Er ist Nachfolger des Gründers der ökumenischen Gemeinschaft von Taize, Frére Roger, der vor einer Woche ermordet wurde und der heute beigesetzt wird.
Alois: Guten Tag!
Wiese: Frére Alois, Ihr Vorgänger hat tiefe Spuren hinterlassen. Fühlen Sie sich Ihrer Aufgabe als sein Nachfolger eigentlich gewachsen?
Alois: Niemand kann Frére Roger ersetzen, denn er hat mit einer einzigartigen Energie diese Gemeinschaft ins Leben gerufen und durchgehalten in schwierigen Zeiten. Niemand kann ihn ersetzen. Er hat einen Weg geöffnet und auf diesem Weg werden wir alle Brüder weitergehen. In einem gewissen Sinne folgen wir alle Brüder ihm nach. Er hat mich gebeten, nach seinem Tod den Dienst für die Einheit in unserer Communauté wahrzunehmen.
Wiese: Das Anliegen von Frére Roger war es ja, die Spaltung der Christenheit zu überwinden. Taize war dafür ein Symbol. Wie beurteilen Sie die Chancen dafür nach dem Tode Frére Rogers?
Alois: Die Spaltung unter den Christen zu überwinden, damit Glaube an Gott glaubhaft wird, damit das Christentum glaubhaft ist. Das ist der zentrale Punkt. Wir sehen, wie notwendig es ist, um etwas vom Vertrauen auf Gott übermitteln zu können, dass die Christen eins sind.
Wiese: Auf dem Weltjugendtag, Frére Alois, in Köln hat die Ermordung Frére Rogers große Bestürzung ausgelöst. Der Protestant Frére Roger hatte tiefe persönliche Beziehungen zum Vatikan. Er empfing zum Beispiel von Kardinal Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt XVI., die Kommunion. Haben Sie ähnlich vertrauensvolle Beziehungen nach Rom?
Alois: Ja, denn das ist etwas, was nicht nur die Person von Frére Roger betroffen hat, sondern das hat den ganzen Weg unserer Communauté sehr geprägt. Seit Johannes XXIII. gibt es diese vertrauensvollen Beziehungen und mehr als das eine echte Gemeinschaft im Glauben von unserer Communauté mit dem Papst. Diese Beziehung wird natürlich weitergehen.
Wiese: Manche sagen ja vielleicht ein wenig scherzhaft, Frére Roger sei heimlich ein Katholik geworden?
Alois: Er wollte die Einheit der Christen vorwegnehmen und das bedeutete, zwischen den Stühlen zu sitzen. Je nachdem welchen Blickwinkel man einnimmt, ist man dann natürlich von der einen oder anderen Seite. Aber Frére Roger wollte die Einheit vorwegnehmen und nicht nur über Einheit diskutieren. Er hat das in der Begegnung mit Johannes XXIII. verstanden, dass das möglich ist, dass wir die Einheit unter Christen schon leben können. Seitdem geht er jedes Jahr nach Rom und empfängt dort übrigens seit 25 Jahren die Kommunion bei den Eucharistiefeiern im Petersdom.
Wiese: Sie selbst, Frére Alois, sind Katholik. Das ist kein Problem für Sie, Nachfolger eines Protestanten zu werden?
Alois: Nein. Es ist ein Zeichen, dass unsere Gemeinschaft eine ökumenische Gemeinschaft ist und bleiben wird.
Wiese: Wie beurteilen Sie denn das Verhältnis von Protestanten zu Katholiken heute? Im normalen Leben ist das gemeinsame Abendmahl zum Beispiel immer noch nicht möglich.
Alois: Aber es sind so viele Dinge möglich, die wir gemeinsam tun können und die wir noch nicht tun. Fangen wir damit an! Hier in Taize treffen wir uns dreimal am Tag in der Kirche zum Gebet. Dem steht überhaupt nichts im Wege, dass wir die Schrift zusammen lesen, die Psalmen singen, stundenlang hier in der Kirche verbringen mit Christen aus allen Konfessionen und sogar Menschen, die einfach auf der Suche im Glauben sind. Das ist möglich. Leben wir das, was schon möglich ist. Dann werden wir noch bessere Wege finden für die Fragen, die noch schwierig bleiben.
Wiese: Wie wird es nun weiter gehen in Taize ohne Frére Roger? Wird es weiterhin die Jugendtreffen geben, zu denen junge Menschen aus aller Welt zusammenkommen?
Alois: Natürlich! Taize ist undenkbar ohne das, denn das, was dort gewachsen ist in den letzten Jahren, ist einzigartig. Wir spüren das dieser Tage sehr, sehr stark, dass das Leben von Frére Roger wirklich in der ganzen Welt ein Echo findet in den Herzen von Menschen, in den Herzen von vielen Menschen. Diese Jugendtreffen in Taize und die Treffen am Jahresende werden weitergehen. Wir bereiten jetzt schon aktiv das nächste europäische Jugendtreffen in Mailand vor am Jahresende.
Wiese: Zur heutigen Beisetzung Frére Rogers werden Politiker aus aller Welt erwartet. Sie ist ein großes Medienereignis. Im Sinne Frére Rogers ist das doch nicht oder? Er war doch eher ein bescheidener Mensch.
Alois: Ein bescheidener Mensch und er sagte von sich immer selbst, er ist ein armer und er hatte Recht. Es stimmte. Gleichzeitig wollte er die Herzensgüte leben und Herzensgüte ist nicht ein leeres Wort, sondern es ist erstaunlich, wie in seinem Leben die Herzensgüte zu einer Kraft wurde, die sogar politische Ereignisse beeinflussen kann. Wir sind geehrt, dass der Bundespräsident Horst Köhler bei der Beerdigung dabei sein wird.
Wiese: Das war in den "Informationen am Morgen" Frére Alois. Er ist Nachfolger des Gründers der ökumenischen Gemeinschaft von Taize, Frére Roger, der vor einer Woche ermordet wurde und der heute beigesetzt wird.