Der Anfang ist wirklich toll. Formschön leuchtet das Leipziger Gewandhausorchester die Tiefen des Rheins aus. Doch schon beim ersten Wellengang tauchen einige Bläser schnarrend aus der Tutti-Ursuppe hervor und es wird einem Angst und Bange. Der letzte Wagner in Leipzig liegt noch nicht lange zurück, Chefdirigent Ulf Schirmer versuchte sich an den "Feen" und scheiterte. Man hörte fast den gesamten Abend übersteuerten, groben Krach.
Doch schon im weiteren Verlauf des "Rheingold"-Vorspiels ist Aufatmen angesagt, denn die Ausreißer werden weniger und bald entsteht ein glitzernd samtiger Musikfluss. Obwohl Schirmer harte Klangmassierungen und laute Ausbrüche bevorzugt, werden die Sänger nie überdeckt und der Duft dieses noch ein wenig unschuldigen Vorabends zur Tetralogie kann sich ungestört ausbreiten.
Auch szenisch ist die Premiere ein regelrechter Befreiungsschlag, nach diversen Flops spielt Leipzig nun endlich wieder in der ersten Opernliga. Es ist ja derzeit Mode - manche würden auch von einer Unsitte sprechen -, den Ring mit allerlei Tanzdarbietungen auszustatten. In Rosamund Gilmores Leipziger Inszenierung sorgen zwölf Tänzer für reichlich Bewegung, was auch bitter nötig ist, da das Bühnenbild über alle Szenen hinweg unverändert bleibt.
Man sieht ein heruntergekommenes Industriegemäuer, von oben und von den Seiten schimmert schummriges Licht durch Milchglasfenster. In der Mitte steht anfangs ein Bassin, in dem Alberich und die spektakulär dekolletierten Rheintöchter ihre einschlägigen Wasserspiele veranstalten. Alberich erscheint als urwüchsiger Tölpel, die drei Schatzbewacherinnen könnten locker auch im Moulin Rouge auftreten.
Natürlich geht Alberichs Liebeswerben bei diesen Wassermodels gründlich schief, das Rheingold findet er praktischerweise dann gleich in einer hübsch angeleuchteten Vitrine in der Wand. Später taucht dort ein Modell der Burg Walhall auf. Alberich verschwindet nach erfolgreichem Goldraub stracks durch eine Luke unter dem Planschbecken.
Die ach so edlen Götter zeigt Gilmore eher als Karikatur: Wotan tapst Lorbeer bekränzt herum, Donner und Froh sind oberflächliche Schicki-Mickis. Als Dame trägt man sehr bunte Kleider und hat einen extravaganten Friseur. Halbgott Loge trippelt hyperaktiv durch die Szenerie, die Riesenbrüder Fafner und Fasolt erscheinen als tumbe, aber gut angezogene Herren mit Fliege – und Vermessungsstäben.
Die Tänzer agieren einerseits als Beobachter, andererseits als unauffällige Helfer. Recht albern wirkt eine Putzchoreographie, mit eher spastischen Bewegungen wird da die Bühne von verspritztem Wasser befreit. Oft hält sich das Bewegungsensemble - es soll laut Regie "mythische Elemente" verkörpern - jedoch elegant im Hintergrund und huscht nur dann über die Bühne, wenn es szenisch wirklich Sinn macht.
Ein Manko der Inszenierung hat aber paradoxerweise genau mit dem Tanz zu tun. Diesem widmet Gilmore spürbar ihre ganze Aufmerksamkeit, während die Solisten zeitweise allein gelassen wirken. Der Abend profitiert zwar von vielen erfahrenen Sängern, die ihre Partien eigenständig gestalten, doch es fehlt zeitweise an wirklicher Kommunikation zwischen den Figuren. Tuomas Pursios Wotan etwa geht jegliche Autorität ab, er singt seine Partie mit schnörkelloser, vielleicht etwas zu leichter Stimme, doch szenisch wie gestisch bleibt er ein Abziehbildchen.
Thomas Mohrs Loge besitzt da mehr vokales und darstellerisches Profil, auch Jürgen Linns Alberich überzeugt vollauf. Die Rheintöchter (Eun Yee You, Kathrin Göring und Sandra Janke) sangen anfangs gut, im Schlussterzett verließ sie allerdings jegliche Intonation und Präzision. Da hörte man plötzlich drei Solistinnen, die im Notennebel stocherten. Wenig später wurden sie zum Glück von einer knallbunten, wuchtigen Regenbogenbrücke erlöst.
Doch schon im weiteren Verlauf des "Rheingold"-Vorspiels ist Aufatmen angesagt, denn die Ausreißer werden weniger und bald entsteht ein glitzernd samtiger Musikfluss. Obwohl Schirmer harte Klangmassierungen und laute Ausbrüche bevorzugt, werden die Sänger nie überdeckt und der Duft dieses noch ein wenig unschuldigen Vorabends zur Tetralogie kann sich ungestört ausbreiten.
Auch szenisch ist die Premiere ein regelrechter Befreiungsschlag, nach diversen Flops spielt Leipzig nun endlich wieder in der ersten Opernliga. Es ist ja derzeit Mode - manche würden auch von einer Unsitte sprechen -, den Ring mit allerlei Tanzdarbietungen auszustatten. In Rosamund Gilmores Leipziger Inszenierung sorgen zwölf Tänzer für reichlich Bewegung, was auch bitter nötig ist, da das Bühnenbild über alle Szenen hinweg unverändert bleibt.
Man sieht ein heruntergekommenes Industriegemäuer, von oben und von den Seiten schimmert schummriges Licht durch Milchglasfenster. In der Mitte steht anfangs ein Bassin, in dem Alberich und die spektakulär dekolletierten Rheintöchter ihre einschlägigen Wasserspiele veranstalten. Alberich erscheint als urwüchsiger Tölpel, die drei Schatzbewacherinnen könnten locker auch im Moulin Rouge auftreten.
Natürlich geht Alberichs Liebeswerben bei diesen Wassermodels gründlich schief, das Rheingold findet er praktischerweise dann gleich in einer hübsch angeleuchteten Vitrine in der Wand. Später taucht dort ein Modell der Burg Walhall auf. Alberich verschwindet nach erfolgreichem Goldraub stracks durch eine Luke unter dem Planschbecken.
Die ach so edlen Götter zeigt Gilmore eher als Karikatur: Wotan tapst Lorbeer bekränzt herum, Donner und Froh sind oberflächliche Schicki-Mickis. Als Dame trägt man sehr bunte Kleider und hat einen extravaganten Friseur. Halbgott Loge trippelt hyperaktiv durch die Szenerie, die Riesenbrüder Fafner und Fasolt erscheinen als tumbe, aber gut angezogene Herren mit Fliege – und Vermessungsstäben.
Die Tänzer agieren einerseits als Beobachter, andererseits als unauffällige Helfer. Recht albern wirkt eine Putzchoreographie, mit eher spastischen Bewegungen wird da die Bühne von verspritztem Wasser befreit. Oft hält sich das Bewegungsensemble - es soll laut Regie "mythische Elemente" verkörpern - jedoch elegant im Hintergrund und huscht nur dann über die Bühne, wenn es szenisch wirklich Sinn macht.
Ein Manko der Inszenierung hat aber paradoxerweise genau mit dem Tanz zu tun. Diesem widmet Gilmore spürbar ihre ganze Aufmerksamkeit, während die Solisten zeitweise allein gelassen wirken. Der Abend profitiert zwar von vielen erfahrenen Sängern, die ihre Partien eigenständig gestalten, doch es fehlt zeitweise an wirklicher Kommunikation zwischen den Figuren. Tuomas Pursios Wotan etwa geht jegliche Autorität ab, er singt seine Partie mit schnörkelloser, vielleicht etwas zu leichter Stimme, doch szenisch wie gestisch bleibt er ein Abziehbildchen.
Thomas Mohrs Loge besitzt da mehr vokales und darstellerisches Profil, auch Jürgen Linns Alberich überzeugt vollauf. Die Rheintöchter (Eun Yee You, Kathrin Göring und Sandra Janke) sangen anfangs gut, im Schlussterzett verließ sie allerdings jegliche Intonation und Präzision. Da hörte man plötzlich drei Solistinnen, die im Notennebel stocherten. Wenig später wurden sie zum Glück von einer knallbunten, wuchtigen Regenbogenbrücke erlöst.