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Tarife für Länderbeschäftigte
5,5 Prozent mehr Lohn gefordert

Der aktuelle Tarifvertrag für die Beschäftigten der Länder läuft nach 24 Monaten zum Jahresende aus. Verdi und der Beamtenbund (DBB) fordern für die Tarifrunde 2015 nun 5,5 Prozent mehr Lohn. Sie haben dabei besonders die kritische Nachwuchssituation im Blick.

Von Anja Nehls | 18.12.2014
    Ein Polizist steht am 16.05.2013 in Kassel (Hessen) vor dem wegen einer Bombendrohung abgesperrten und evakuierten Rathaus.
    Dem öffentliche Dienst fehle laut DBB-Bundesvorsitzendem Klaus Dauderstädt der Nachwuchs. (picture alliance / dpa - Uwe Zucchi)
    Die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes fordern für die rund 800.000 Angestellten der Länder 5,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 175 Euro mehr pro Monat. Besonders im Fokus steht für Frank Bsirske von Verdi diesmal auch die Situation der Auszubildenden:
    "Wir wollen dass die Ausbildungsvergütung sowie die Entgelte für Praktikantinnen und Praktikanten um 100 Euro monatlich erhöht werden, wollen eine verbindliche Übernahmeregelung für Auszubildende nach erfolgreicher Ausbildung und eine Erhöhung des Urlaubsanspruchs für Auszubildende auf einheitlich 30 Tage."
    Demografische Entwicklung und öffentlicher Dienst
    Besonders wichtig ist das für den Deutschen Beamtenbund, die Gewerkschaft der Polizei, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und Verdi im Hinblick auf die demografische Entwicklung. Besonders im öffentlichen Dienst fehle Nachwuchs, dem man eine Beschäftigung im öffentlichen Dienst dringend schmackhaft machen müsse, sagt der DBB-Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt:
    "Wir suchen alle möglichen Instrumente um die Nachwuchssorgen, die wir auch im öffentlichen Dienst massiv haben zu stoppen und um die Lücken die entstehen durch Abgänge in den Ruhestand zeitgerecht und kompetent zu füllen. Dass dabei die Einkommenssituation im Vergleich zur Privatwirtschaft eine entscheidende Rolle spielt muss man auch den Ländern sagen, um die Funktionsfähigkeit des öffentlichen Dienstes gerade in den wichtigen Bereichen wie Polizei, Justiz, Schulen und Finanzen, die in Länderhoheit liegen aufrecht zu erhalten."
    Der DBB möchte die Ergebnisse der Tarifrunde deckungsgleich auch auf die Beamten und Versorgungsempfänger in Ländern und Kommunen übertragen. Betroffen wären dann insgesamt 2,9 Millionen Beschäftigte.
    Marlies Tepe von der GEW erinnert besonders an die Situation der angestellten Lehrer, dort eine Verbesserung der Situation herbeizuführen, sei für sie von entscheidender Bedeutung:
    "Dass mit dem Tarifabschluss 2015 der Einstig in die tarifliche Eingruppierung von 200.000 angestellten Lehrkräften gelingt. Denn für diese 200.000 angestellten Lehrkräfte - und das ist aus unserer Sicht ein tarifpolitischer Skandal - gibt es nach wie vor keine tarifliche Entgeltordnung."
    Befristete Verträge
    Außerdem wendet sich Verdi-Chef Bsirske gegen die zunehmende Verbreitung von befristeten Verträgen im öffentlichen Dienst:
    "Wir haben Befristungsanteile im Hochschulbereich von 75 bis 89 Prozent, zum Teil mit unterirdischen Nachbefristungen zum Teil zwei Monate, drei Monate, dann kommt die nächste Befristung. Wir haben einen deutlich überproportionalen Anteil an Befristungen im Bereich der Krankenhäuser. Hier gibt es Handlungsbedarf."
    Bsirske schätzt die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Durchsetzung seiner Forderungen als gut ein. Bei der jüngsten Tarifrunde hatten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer im März 2013 auf 5,6 Prozent mehr Geld verständigt. Am 16. Februar kommenden Jahres startet dieses Mal die erste Verhandlungsrunde in Potsdam.