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Technische Universität
Berlins erste vegane Mensa

Weniger als zwei Prozent der Deutschen ernähren sich vegan. Unter Berliner Studierenden aber sind es mehr als 13 Prozent. Darauf regiert das Studierendenwerk in der Hauptstadt nun mit einer komplett veganen Mensa an der Technischen Universität Berlin – und will dort neue Rezepte üben.

Von Claudia van Laak | 23.04.2019
17.04.2019, Berlin: Ein Student geht an der Salatbar in der veganen Mensa auf dem Campus der Technischen Universität vorbei. Die erste rein vegane Mensa eröffnet offiziell am 23. April 2019. (zu ««Schmeckt trotzdem!» - Berlins erste vegane Mensa eröffnet») Foto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa | Verwendung weltweit
Auf dem Campus der Technischen Universität hat Berlins erste rein vegane Mensa eröffnet (dpa / Monika Skolimowska)
Felix Wirschpitzki ist glücklich. Vor dem Architekturstudenten steht ein Teller mit duftendem Gemüsecurry und Vollkornreis. Super, sagt der Veganer.
"Ich muss nicht mehr drauf achten, dass etwas drin ist oder so, ich vertrau drauf und hab vom Muffin bis zur Suppe alles."
Schon als Schüler aß Felix Wirschpitzki kein Fleisch, später verzichtete er auch auf Käse, Milch und Eier.
"Zum einen wegen der Tiere. Tierrechts-ethische Gründe. Dann wegen der Gesundheit, aber hauptsächlich aus der Ethik. Schon seit 11 Jahren."
Heute Vormittag um 11 öffnete die Mensa an der Technischen Universität Berlin. Felix Wirschpitzki – kleiner schwarzer Hut und Nasenring – ist der erste Esser. Missionieren will er niemanden mit seinem Ernährungsstil.
"Nee, überhaupt nicht. Die Familie isst vegan, aber mein Umfeld isst Fleisch. Das stört mich überhaupt nicht, wenn die daneben sitzen. Wer nicht von selbst drauf kommt, dem muss ich das auch nicht zeigen."
Vegan ohne ideologische Bevormundung – darauf legt auch Petra Mai-Hartung Wert, die Geschäftsführerin des Berliner Studierendenwerks. Wer Fleisch, Käse und Ei essen will, kann das in der Mensa im ersten Stock tun, unten speisen ab sofort die Pflanzenesser vor grünen Fototapeten. Für jeden etwas dabei.
"Das würden wir nie machen, an einem Mensa-Standort, wo es die einzige Mensa weit und breit wäre, und dann alle Studierenden darauf verpflichten würden, wenn ihr bei uns essen wollt, dann müsst ihr vegan essen, so ist das nicht."
Studierende mit Currywurst, Buletten und Schnitzeln auf ihrem Teller dürfen auch ins Erdgeschoss kommen und sich neben die Veganer setzen, sagt Petra Mai-Hartung. Die Geschäftsführerin des Studierendenwerks ist gespannt, was passieren wird.
Üben für die anderen Mensen
"Also ich hoffe, dass es dann keine militanten Studierenden gibt, die sie dann ansprechen. Aber natürlich könnten sie das. Wir haben überhaupt keinen Erziehungsauftrag. Wir haben jetzt hier einen Forschungsauftrag."
Denn mehr als 13 Prozent der Berliner Studierenden geben an, sich vegan zu ernähren. Darauf wollen und müssen die 57 Mensen und Kaffeebars an den Hochschulen der Hauptstadt reagieren. Neben der vegetarischen Mensa an der Freien Universität gibt es ab sofort die vegane an der Technischen Universität. Der Name: Veggie 2.0 – die tiefgrüne Mensa.
"Wir brauchen eine solche Mensa, wir haben entschieden, das so zu machen. Weil wir dann auch hier die Möglichkeit haben, Rezepte auszuprobieren und zu entwickeln. Das ist ja ein neues Feld, auch in der Gemeinschaftsgastronomie. Wir sind ja für alle Berliner Mensen zuständig. Wir haben auch in allen Mensen veganes Essen im Angebot. Das braucht bestimmte Anforderungen der Zubereitung, Standzeiten usw. Das können wir hier gut üben."
Cappuccino mit Hafermilch und Ananas-Kokos-Chili-Smoothie an der Kaffee-Bar, nebenan Gemüse-Bratling oder Nudeln mit Zucchini-Bärlauch-Pesto. Was sonst noch auf dem Speiseplan steht, weiß die Fleisch essende vegane Köchin Nicole Graf.
"Heute haben wir Zucchinicreme-Suppe, eine Getreide-Bolognese mit Spaghetti, den Bulgur-Salat mit Minze und ein Wok-Gericht mit Staudensellerie, Fenchel und Chia-Samen."
Nudeln gehen immer, deshalb hat das Studierendenwerk neben der Mensa eine gläserne Manufaktur aufgebaut. 30 Kilo Nudeln aus Hartweizengrieß schafft die Maschine momentan, bis zu 800 Kilo täglich können es werden. Spaghetti mit Getreide-Bolognese ist der Renner heute. Pommes laufen auch immer. Allerdings mit schlechtem Gewissen.
"Leider ja. Normalerweise esse ich etwas anderes. Aber heute ist es Pommes."
Pommes rot-weiß – die Mayonnaise ohne Ei, versteht sich.