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Tempelberg in Jerusalem
USA schicken Vermittler, Metalldetektoren bleiben

Der Streit um die Metalldetektoren am Tempelberg hält an. Der palästinensische Präsident Machmud Abbas hat die Zusammenarbeit israelischer und palästinensischer Sicherheitskräfte eingefroren. Nun soll ein US-Gesandter vor Ort in dem Konflikt vermitteln.

Von Benjamin Hammer | 24.07.2017
    Palästinensische Muslime beten am Löwentor in Jerusalem - aus Protest gegen die israelischen Sicherheitsvorkehrungen auf dem Tempelberg.
    Aus Protest gegen die Metalldetektoren am Tempelberg beten viele Muslime auf der Straße. (AFP / Ahmad Gharabali)
    Auch am Sonntagabend beteten Hunderte Muslime auf den Straßen von Ostjerusalem. Sie weigern sich weiterhin, das Areal des Al-Haram-asch-Scharif zu betreten, den Tempelberg. Nach dem Abendgebet kam es zu Zusammenstößen mit der israelischen Polizei. Im Vergleich zu den vergangenen Tagen blieb die Lage jedoch relativ ruhig.
    Das israelische Sicherheitskabinett beschloss am späten Sonntagabend, die Metalldetektoren an den Zugängen für Muslime zum Tempelberg nicht zu entfernen. An einem der Zugänge hatten vor zehn Tagen arabische Israelis zwei israelische Polizisten erschossen. Der israelische Minister Tsachi Hanegbi sagte im Armeeradio, Mörder dürften den Israelis niemals vorschreiben, wie man Mörder durchsucht. Wenn die Palästinenser sich nun weigerten, die Moschee zu betreten, dann sei das eben so.
    Auch der Minister für öffentliche Sicherheit, Gilad Erdan, bekräftigte die Position der israelischen Regierung. Man trage Verantwortung für die Sicherheit aller Besucher des Tempelberges, sagte Erdan im israelischen Fernsehen. Also müssten die Metalldetektoren stehen bleiben.
    "Nur wenn die Polizei wirklich sicher ist , dass so ein Anschlag nicht noch einmal geschehen wird, bin ich bereit, meinen Standpunkt zu überdenken. Solange es weiter Unsicherheit gibt, ist der Tempelberg für jeden, der ihn besuchen möchte, offen. Aber: Er muss die Metalldetektoren passieren."
    "Alle Beziehungen mit den Israelis sind eingefroren"
    Der Tempelberg befindet sich im von Israel besetzten Teil von Jerusalem und ist Juden und Muslimen heilig. Die Verwaltung der heiligen Stätten obliegt einer islamischen Stiftung mit Sitz in Jordanien. Die Palästinenser befürchten, dass Israel mit Hilfe der Metalldetektoren mehr Kontrolle auf dem Areal übernehmen will. Die israelische Regierung weist diesen Vorwurf zurück.
    Wegen des Streits um die Metalldetektoren hat der palästinensische Präsident Machmud Abbas alle offiziellen Kontakte zu Israel eingefroren. Am Sonntag hatte Abbas bestätigt: Auch die Sicherheitskooperation mit Israel wird eingestellt. Ein Sprecher von Abbas Fatah-Partei sagte im palästinensischen Radio:
    "Alle Beziehungen mit den Israelis sind eingefroren, und dazu zählen auch die Sicherheitsbeziehungen. Das wird so lange anhalten, bis Israel die ursprüngliche Situation wieder herstellt und die Metalldetektoren entfernt."
    In der Vergangenheit hatten israelische und palästinensische Sicherheitskräfte zusammengearbeitet. Aus Sicht vieler Israelis eine gute Kooperation, weil damit Terroranschläge verhindert wurden. Innerhalb der palästinensischen Bevölkerung war die Zusammenarbeit jedoch höchst umstritten. Schließlich hält Israel das Westjordanland besetzt. Unklar ist, ob ein Abbruch der Zusammenarbeit die Sicherheitslage in Israel verschlechtern wird. Die israelische Regierung betont: Man habe alles im Griff.
    US-Vermittler soll Spannungen reduzieren
    Die US-Regierung will ihre Vermittlungsversuche im Streit um die Metalldetektoren ausbauen und schickt einen Vermittler in den Nahen Osten. Jason Greenblatt werde bereits am Montag versuchen, die Spannungen in der Region zu reduzieren, so ein Vertreter der Regierung von US-Präsident Trump. Auch der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen beschäftigt sich mit dem Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Am Montag kommt das Gremium zu einer Sondersitzung zusammen.