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Terror-Verdacht
Salafistenprediger Sven Lau in Haft

Die Bundesanwaltschaft hat den bundesweit bekannten salafistischen Prediger Sven Lau als mutmaßlichen Terrorhelfer festnehmen lassen. Schlagzeilen machte der 35-Jährige 2014 als Initiator einer selbsternannten "Scharia-Polizei" in Wuppertal. Der radikale Islamist war schon länger im Visier der Sicherheitsbehörden.

15.12.2015
    Sven Lau
    Sven Lau (dpa/picture-alliance/Marius Becker)
    Sven Lau wurde am Dienstagmorgen in Mönchengladbach festgenommen, wo er eine Moschee leitet. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe erklärte, der 35-jährige Prediger stehe im Verdacht, 2013 von Deutschland aus als verlängerter Arm der in Syrien aktiven Terrororganisation Jamwa (Dschaisch al-Muhadschirin wa-l-Ansar) tätig gewesen sein. Er sei dringend verdächtig, in vier Fällen eine ausländische terroristische Vereinigung unterstützt zu haben.
    Lau sei Anlaufstelle für Mitglieder der salafistischen Szene im Großraum Düsseldorf gewesen, die in das Kampfgebiet ausreisen wollten. Er habe unter anderen im Sommer 2013 den später in Stuttgart zu einer Haftstrafe verurteilten Ismail I. an eine in Syrien stationierte Kampfeinheit vermittelt. Außerdem beschaffte Lau nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft drei Nachtsichtgeräte für islamistische Kämpfer in Syrien.
    Jamwas Ziel: Einen Gottesstaat errichten
    Die ausländische terroristische Vereinigung Jamwa besteht nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft seit 2013. Die ursprünglich aus Tschetschenien und Zentralasien stammende Gruppierung ist eng mit der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) verbunden. Beide verfolgen das Ziel, einen sogenannten Gottesstaat zu errichten, in dem ausschließlich das islamische Recht (Scharia) gilt.
    Ein Mann blickt auf einen Computer-Bildschirm, auf dem selbsternannte "Scharia-Polizisten" zu sehen sind.
    Die selbsternannte "Scharia-Polizei" in Wuppertal sorgte 2014 für Aufregung. (picture alliance / dpa / Oliver Berg)
    Sven Lau war im vergangenen Jahr als Initiator der "Scharia-Polizei" bekannt geworden. Mit Warnwesten ausgestattet waren er und andere Islamisten als Sittenwächter durch Wuppertal patrouilliert. Der Auftritt hatte für bundesweite Empörung gesorgt, wurde vom Landgericht Wuppertal später aber als nicht strafbar eingestuft.
    Jäger: Der Rechtsstaat wehrt sich
    Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) erklärte, Prediger wie Lau stifteten Jugendliche an, sich dschihadistischen Terrorgruppen anzuschließen. Für Jäger ist mit der Festnahme die Botschaft verbunden, dass sich der Rechtsstaat gegen Gewalt und Extremismus wehrt. Lau sei seit Jahren im Visier der Sicherheitsbehörden, so Jäger. Er gelte als einer der führenden Köpfe der salafistischen Szene in Nordrhein-Westfalen. Bis 2011 hatte Lau mit seinem zwischenzeitlich aufgelösten Netzwerk "Einladung zum Paradies" junge Menschen für den extremistischen Salafismus angeworben. In der Folge war er für verschiedene Organisationen deutschlandweit aktiv, darunter auch für das Koran-Verteiler-Netzwerk "Lies!".
    Im April hatte die Stadt Mönchengladbach Laus Reisepass eingezogen und die Gültigkeit seines Personalausweises auf Deutschland beschränkt. Es hatte Hinweise gegeben, dass er sich am Kampf in Syrien beteiligen wollte. Der 35-Jährige hatte dagegen erfolglos vor dem Düsseldorfer Verwaltungsgericht geklagt. Lau hatte sich bereits 2013 in Syrien aufgehalten. Der Prediger ist verheiratet und hat fünf Kinder.
    (pg/jcs)