Sonntag, 28. April 2024

Teure Flugtickets
Sind die Zeiten von Billigflügen vorbei?

Flugtickets sind überdurchschnittlich teuer geworden. Dennoch ist von einer Konsumflaute nichts zu spüren. Im Gegenteil. Was sind die Gründe für die hohen Preise? Und müssen sich Reisende langfristig darauf einstellen?

16.08.2023
    Eine Maschine der Fluggesellschaft Eurowings steht in Stuttgart geparkt auf dem Vorfeld.
    Die Reiselust in Deutschland ist groß - trotz teurer Ticketpreise (picture alliance / dpa / Bernd Weißbrod)
    Die Luftfahrt boomt. "Die Konsumflaute kommt bei uns nicht an“, heißt es nach Agenturberichten bei der Lufthansa-Tochter Eurowings - sie rechne in diesem Jahr mit Gewinn. Doch obwohl die Flieger voll sind, sind die Preise hoch. Flugreisen haben sich sogar überdurchschnittlich verteuert. Wie passt das zusammen?

    Inhaltsverzeichnis

    Wie sehr haben sich Flugtickets verteuert?

    Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind die Preise für internationale Flüge im ersten Halbjahr 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um knapp 25 Prozent gestiegen. Im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Corona-Jahres 2021 betrug der Anstieg sogar fast 53 Prozent. Bei Inlandsflügen fiel der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr mit 3,9 Prozent deutlich geringer aus.
    Besonders stark haben sich Langstreckenflüge nach Asien und Australien verteuert. Und auch beliebte Reiseziele bleiben teuer. Wer im Moment in den Sommer- oder Herbstferien einen Direktflug von Deutschland zum Beispiel auf die Kanaren buchen will, muss teilweise 800 bis 900 Euro zahlen - für einen Mittelstreckenflug ohne Beinfreiheit oder umfassende Bordverpflegung.
    Und die Ticketpreise im internationalen Flugverkehr dürften laut einer aktuellen Studie des Kreditversicherers Allianz Trade weiterhin hoch bleiben.

    Warum sind und bleiben Flugtickets so teuer?

    Zum einen ist die Nachfrage eben sehr hoch. Das ist teilweise ein Corona-Nachholeffekt: Die Reiselust in Deutschland ist gerade sehr groß. Und die hohe Nachfrage trifft auf ein nach wie vor knappes Angebot an Flugzeugen. Die Hersteller erholen sich laut Allianz Trade nämlich nur langsam von dem Auslieferungseinbruch während der Pandemie. Auch im laufenden Jahr werde nicht das globale Vorkrisen-Niveau erreicht.
    Durch die stark gestiegene Nachfrage und sinkende Kerosinpreise könnten die Fluggesellschaften nun wieder Gewinne machen. Und sie könnten deutlich höhere Preise für einen einzelnen Sitzplatz verlangen. Aber auch der Fachkräftemangel in der Branche trägt dazu bei.

    Welche Rolle spielt Fachkräftemangel?

    Derzeit fehlt es an Pilotinnen und Piloten, was im Vergleich zu anderen Branchen zu teilweise extremen Tariferhöhungen führt, weil die Pilotinnen und Piloten eine so große Verhandlungsmacht haben.
    Es gibt beispielsweise einen neuen Tarifabschluss bei der Lufthansa, der in Einzelfällen 50 Prozent mehr Geld bis 2026 vorsieht. Natürlich gibt es längst nicht bei allen Pilotinnen und Piloten so hohe Zuwächse. Auch innerhalb der Lufthansa Gruppe, zum Beispiel bei Eurowings, schaut man dann doch teilweise etwas argwöhnisch auf die hohen Gehälter der klassischen Lufthansa-Besatzung.

    Was bedeuten die Tarifabschlüsse für die Flugreisenden?

    Positiv ist die Planbarkeit, weil Streiks unwahrscheinlicher sind. Aber es bedeutet vor allem wieder steigende Preise. Die Pilotengehälter sind zwar nur ein recht kleiner Faktor bei den Ticketpreisen, aber auch andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Airlines wollen mehr Geld, wenn die Flugesellschaften gerade so gut verdienen.
    Und dann gibt es ja noch jene, die sagen fliegen ist immer noch zu billig, weil die Klimafolgen nicht ausreichend eingepreist sind. Die Zeiten von Billigtickets, mit denen man für zehn Euro mal eben nach London fliegen kann, sind wohl erst einmal vorbei.

    Benjamin Hammer, Dlf Nachrichten, ikl